Hölle

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Ein Fiebertraum quälte Lennox Bewusstsein mit Bildern der Alpha Cru und ihrer Niederlage. Als er früher durch den Virus getroffen worden war, hatte er vorrangig von seinem Vater geträumt, doch jetzt hatte er nur seine Freunde im Sinn. Er sah, wie sie litten. Sie schrien ihn an, gaben ihm die Schuld am Geschehenen. Lennox stand ihnen auf der Crucis gegenüber. Das Schiff und das Meer brannten und er wich immer weiter zur Reling zurück. Ben, Tess, Sammy und Alea kamen auf ihn zu, ihre Mienen abweisend und enttäuscht. Er stieß mit dem Rücken gegen etwas und wirbelte herum. Ihm wurden die Beine weggerissen. Orion stand hinter ihm, neben sich Lennox Vater. Um sie herum tobten die Flammen.

„Es tut mir leid.", wisperte Lennox.

Er sah zu Alea. Seine Yavani machte einen Schritt rückwärts, bis sie in den Flammen stand.

Lennox schrie: „Nein! Nein, bitte!"

Er versuchte zu ihr zu gelangen, doch es war als hielte ihn eine unsichtbare Mauer zurück. Der Rest der Alpha Cru verschwand ebenfalls im Feuer, welches kurz darauf auch ihn erreichte. Als er brannte, hörte er das Lachen der Männer hinter sich. Es tat weh. Es tat so unfassbar stark weh...

Ein erneuter Krampf riss ihn aus der Traumwelt und sein ganzer Körper verspannte sich. Ihm war so unfassbar heiß und die Schmerzen wollten einfach nicht nachlassen.

Lennox öffnete die Augen einen Spalt breit, nur um das selbe Szenario wie vor seinem Traum vorzufinden. Er lag auf einem langen Tisch, die Arme über dem Kopf irgendwo festgebunden und die Beine ebenfalls an den Tisch gefesselt. Jemand strich ihm nahezu liebevoll durch sein Haar. Er öffnete die Augen ganz und identifizierte die Person als Nelani. Als sie bemerkte, dass der Oblivion sie ansah, keuchte sie auf. Alle, denen diese Tatsache noch nicht bewusst gewesen war, beugten sich vor. Lennox fühlte sich wie ein Tier, wie sie ihn alle anstarrten.

Er stieß noch einige Schmerzenslaute aus, bevor der Krampf endlich nachließ. Lennox' Blick traf den von Orion, der mittlerweile ein Klemmbrett in der Hand hielt und zwischendurch irgendetwas notierte. Jedes noch so kleine Geräusch war eine Qual für seinen dröhnenden Kopf und das Fieber ließ ihn schwitzen. Der Doktor ging um ihn herum und legte ihm eine Hand auf die nasse Stirn. Lennox wollte ihn abschütteln und drehte den Kopf, nur um kurz darauf durch den durch die Bewegung verstärkten Kopfschmerz gequält aufzustöhnen. Orion maß seine Körpertemperatur und hörte ihn mit einem Stethoskop ab. Er schrieb irgendetwas auf und zog angesichts Lennox' sinnloser Gegenwehr die Mundwinkel hoch. Verdammter Mistkerl, das alles würde Orion noch bereuen!

„Wie geht es dir, mein lieber Krieger?", fragte Orion.

„Das geht Sie...einen Scheißdreck an! Sie...sind schlimmer als...der Teufel!", stieß Lennox mühsam hervor und kniff die Augen zusammen, als der nächste Krampf über ihn kam.

Er schrie auf angesichts des Schmerzes, der sich mit seiner Verzweiflung paarte. Sein Kopf tat höllisch weh, das Beben seines Körpers ließ kein Stück nach und es war wärmer als in der Sahara. Dass er immernoch die durchnässten Sachen trug, machte die Symptome auch nicht grade weniger.

Orion zog die Stirn kraus und Jinx machte alles noch schlimmer, als er Lennox ins Gesicht schlug. Sein Kopf explodierte förmlich und er funkelte den Mann hasserfüllt an.

„Du solltest lieber nicht so mit ihn sprechen, Oblivion, oder ich werde beim nächsten Mal nicht so freundlich sein!", drohte Jinx ihm.

Freundlich? Was lief bei den beiden eigentlich falsch?

„Hört doch auf, bitte!", rief Nelani, bevor Lennox noch etwas erwidern konnte.

Mittlerweile wurde sie wieder festgehalten. Erst jetzt fiel Lennox auf, dass auch die Darkoner auf Abstand gegangen waren. Orion schüttelte nur lachend den Kopf und beugte sich zu Lennox herab, der schwer atmend den Schmerz auszublenden versuchte, den die Symptome des Virus verursachten. Ihm war so verdammt warm! Es war Folter, was der Doktor tat, doch was immer noch passieren würde, er musste es ertragen. Er durfte niemals aufgeben und sich brechen lassen!

Korsika - Hölle des Kriegers des VergessensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt