Part VIII - Who are you?

16 2 0
                                    


Der Vollmond schien durch das Fenster, das von zerfledderten Vorhängen geziert wurde, hindurch. Der zarte Stoff der Vorhänge wehte dem Wind entgegen, der sich durch die Ritzen der undichten Fenster schlich und dem Zimmer eine kühle Temperatur verlieh. Vereinzelt kämpfte sich das Licht durch, das aufgrund des Fensterglases gebrochen wurde.

Unruhig wälzte sich Dabi auf seiner Couch umher. Ein Bett besaß er nicht, zumindest nicht mehr. Das letzte Möbelstück war aufgrund eines Wutanfalls in Flammen aufgegangen und seitdem begnügte sich der schwarzhaarige Schurke mit einer zusammengeflickten Couch, die bereits ihre besten Jahre hinter sich hatte. Immer wieder wand sich der junge Mann hin und her. Schweißtropfen bildeten sich bereits auf seiner Stirn.

Nebel. Dabi sah vor sich nichts als Nebel. Undichte Plörre, die ihm die Sicht versperrte. Hinzu kam wieder diese eine Stimme, die immer wieder das Wort an ihn wandte. Sie schlich um ihn herum wie eine Brise im Wind. Dabi sah nichts, fühlte aber, dass sich etwas in seiner Nähe aufhielt. Ein Eisschauer jagte sein Rückgrat hoch, als er hinter sich blickte. Überall um ihn herum befand sich das große Nichts. Alles hier wirkte wie ein leerer Raum, in dem er in seinen Träumen seit neustem umherirrte. Es irritierte ihn und es nervte ihn. Ungläubig schloss der Schwarzhaarige seine Augen.

Im nächsten Moment, als er seine Augenlider wieder öffnete, befand er sich auf einer Wiese. Vor ihm eine Gestalt, in einem schwarzen Umhang gehüllt. Unter der Kapuze wehten weiße Haare hervor. Dabi dachte erst er sehe nicht recht. Langsam trat er an die Gestalt heran, die ihm immer noch den Rücken zugewandt hatte.

"Hey du! Wo bin ich hier?", wankend trat Dabi einen Schritt vor den nächsten und hielt in seinem Tun inne, als er realisierte, dass sich alles um ihn herumdrehte.

Anstatt sich dem Schurken zuzuwenden, zog die vermummte Gestalt ihre Hand hervor. Innerhalb weniger Sekunden brannte dort ein Feuer. Allerdings kein normales Feuer. Helle blaue Flammen paarten sich mit violetten und flammten in Dabis türkisfarbigem Augenpaar auf. Sie erinnerten an seine eigenen, aber warum?

„Erinnere dich, wer du wirklich bist...", war alles, was der Schwarzhaarige zu hören bekam, ehe er aufsah und sich wieder seinem Gegenüber zuwandte. Diese Stimme... wieso klang sie so wie seine eigene, nur etwas heller?

„Was?", kam es Dabi flüsternd über die Lippen, ehe im nächsten Moment die Gestalt genau neben ihm stand. Der Stoff des Umhangs wehte umher. Um sie herum hatte sich eine Art Tornado gebildet, der die beiden einkesselte und gefangen hielt. Die türkisfarbigen Iriden weiteten sich vor Schreck. Dieser Fremde war schnell. Der Flammenquirk-Nutzer konnte gar nicht rechtzeitig reagieren. Bevor er jedoch ein weiteres Wort an den Vermummten richten konnte, wurde alles wieder schwarz um ihn. Immer wieder hallte dieser eine Satz durch die Leere. Worte, die er die letzten Wochen schon oft zu hören bekam.

//Erinnere dich//

Erneut sah Dabi sich um und erblickte etwas. Etwas, was seine volle Aufmerksamkeit auf ihn zog. Es wirkte wie aus einem Film. Je näher der Schwarzhaarige herantrat, desto mehr realisierte er langsam, wem er sich da gerade nährte. Schluchzen drang an sein Ohr. Langsam lichtete sich alles und Dabi konnte nicht glauben, wer gerade vor ihm kniete. Mirabelle kauerte vor ihm zusammengekrümmt auf dem Boden und hatte ihren Seidenkimono eng umschlungen, lediglich ihre Beine lagen frei und offenbarten ihre reine und porzellanartige Haut.

„Es tut mir leid, Keigo... bitte verzeih mir", Dabi ging ihre Stimme durch Mag und Bein. In diesen wenigen Worten steckten so viel Traurigkeit und Verzweiflung. Geschah das etwa wirklich gerade in diesem Moment? Hatte sie zudem gerade tatsächlich Chicken Wings Namen genannt? Was hatte dieser bunte Vogel mit ihr zu schaffen?

Die Art und Weise, wie sie vor ihm kauerte. Ihre entblößte Haut. Wieso konnte er in diesem Moment nicht den Blick von ihr abwenden? Geschah dies gerade wirklich? Eine unbekannte Wärme floss durch seine Venen. Sie wirkte nicht unangenehm oder gefährlich. Und wie die letzten Male zuvor fragte sich Dabi erneut – wieso gerade sie? Wieso konnte er sich nicht von ihrem Bann lösen? Sie wirkte so gebrechlich. Sie zeigte aktuell eine Art an sich, die Dabi in der realen Welt verborgen blieb. Es hatte den Anschein, als ob sie Schutz suche. Aber vor wem und warum gerade sie? Mirabelle hatte bisher nie den Eindruck auf ihn gemacht, dass sie sich von irgendjemanden Hilfe erhoffte oder gar annahm. Diese Frau steckte wahrlich voller Geheimnisse und Überraschungen.

Beyond the sky - 空を越えてWo Geschichten leben. Entdecke jetzt