04: Kalte Schulter

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04: Kalte Schulter

Gespannt warten wir drei hinter dem einem Vorhang hinter der Bühne im Requisitenraum. Die beiden Streithähne würden jeden Moment hier eintreffen.

Momentan ist die Siegerehrung in vollem Gange. Ich frage mich, ob sie es wirklich schaffen wird, ihn dazu zu bewegen, mit ihr zu kommen. Schließlich hatte sie ihn schon in der ersten Runde aus dem Turnier gekickt und er musste ihr gerade zusehen, wie sie die Siegerurkunde in Empfang nahm.

Ein gekränkter, männlicher Stolz ist in der Regel nicht gerade eine gute Voraussetzung für eine Versöhnung.

Ich sollte recht behalten: Seufzend kommt Erika wenig später herein und klagt uns ihr Leid. Sie hatte nicht einmal Gelegenheit bekommen ihn zu fragen, ob er mitkommen würde, weil er sich die Siegerehrung nicht einmal angesehen hatte. Vor 17 Uhr war es keinem Schüler erlaubt das Gelände zu verlassen. Das heißt er müsste sich noch irgendwo auf dem Campus befinden. Wo nur?

Wir teilen uns auf, um nach ihm zu suchen.

Dabei laufe ich, wie sollte es auch anders sein, Hayama über den Weg...

Er würdigt mich keines Blickes. Nach seiner seltsamen Aktion gestern auf der Schultoilette, hatte ich eigentlich befürchtet, dass er mir heute den ganzen Tag penetrant am Arsch kleben würde. Jetzt von ihm so völlig ignoriert zu werden ist irgendwie seltsam.

Vielleicht hat er mich auch einfach nicht bemerkt?

Im Vorbeigehen streife ich beiläufig seine Hand. Als unsere Blicke sich für einen Moment treffen, zeigt er noch immer keine Gefühlsregung und dreht sich einfach wieder zu seinen Gesprächspartnern um und spricht weiter. Merkwürdig.

Scheint sich wohl zu Herzen genommen haben, dass ich ihm gestern eiskalt angekündigt habe, dass ich heute kein Wort mit ihm wechseln würde. Gut, dass er Anweisungen befolgt. Braver Hund.

Trotzdem bin ich durch diese seltsame Begegnung so in Gedanken, dass ich Jin kaum bemerke, der beinahe in mich hineinläuft. Seine Brille fällt beinahe auf den Boden. Ich kann sie gerade noch so in der Luft fangen.

Das Schicksal meint es heute scheinbar gut mit Erika. Ab hier ist es zumindest easy die beiden zusammenzubringen.

Ich bestehe darauf, dass er mir folgt, damit ich seine Brille reinigen kann, die ich mit meinen schmutzigen Fingern angetatscht habe, bevor er sie wieder aufsetzt. Während wir den Gang zu meinem Klassenzimmer entlanglaufen, gebe ich Yukinoshta per Nachricht den Hinweis, dass Erika sich von jemandem ein feuchtes Brillenputztuch besorgen soll und der Rest ist Geschichte...

Wir begegnen ihr „zufällig" auf dem Flur. „Oh, hey Erika. Du hast doch sicher ein Brillenputztuch bei dir, oder? Bist doch immer auf alles vorbereitet. Kannst du uns kurz helfen?", frage ich scheinheilig. „Sicher."

Der Plan ist idiotensicher.

Sie sagt, dass sie es aus ihrer Schultasche holen müsste, die noch in ihrem Klassenzimmer steht. In dieser Zeit hat Yui genug Zeit es dort zu platzieren. Hoffentlich in die richtige Tasche.

Wie soll es auch anders sein: Natürlich nicht. Erika wird immer verzweifelter: „Ähm... es müsste hier irgendwo sein..." Tief atmet sie durch. „...Aber Naja, wenn du nun schon einmal hier bist..."

Toll gerettet! Sie ist eine äußerst dankbare Auftraggeberin. Wenn sie immer so kooperieren würden, wäre der Job um einiges leichter. Ich lasse die beiden allein und versuche, gemeinsam mit Yui und Yukinoshta, die brav um die Ecke gewartet hatten, ein paar Silben durch die Tür zu erhaschen. Leider vergeblich.

Ob alles gut verlaufen ist, sehen wir erst, als die Tür sich wieder öffnet und er die kleine Schachtel in einer Hand hält, die wir gestern mit Tickets für das nächste kleine Profi- Schachturnier in der Stadt gefüllt hatten. Das heißt er hat sie angenommen.

Gut, denn das so spontan noch abends zu recherchieren und auszudrucken war gar nicht so einfach. Schließlich war heute wieder Schule.

Ein wenig später erzählt sie uns, dass sie das Turnier gemeinsam besuchen würden. Da hatte Yukinoshta tatsächlich eine gute Idee gehabt. Schokolade hätte er schließlich einfach allein essen können. Aber zu einer Freundschaft gehört wohl schon auch, dass man privat Zeit miteinander verbringt.

Apropos...

Als Yui auf mein Seufzen aufmerksam wird und aufmunternd ihre Hand auf meine Schulter legt, nuschle ich knapp: „Ich sollte mich wohl auch mit jemandem versöhnen..."

*NEU* TEMPERATUR - #HayaHachi (Hachiman x Hayato - SNAFU) Yaoi- FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt