14: Warme Wahrheiten

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14: Warme Wahrheiten

Nach unserem ausgedehnten "Liebesspiel" und das ist es eben was es war: mehr "Liebe machen" als zu Ficken, liegen wir noch eine ganze Weile einfach so da, um wieder runterzukommen.

Da das Boot relativ schmal ist muss ich mich widerwillig ziemlich nah an ihn herankuscheln. Mein Kopf liegt auf seiner Brust, mein Bein über seinem und seinen Arm hat er ebenfalls um mich gelegt.

Nachdem unsere Atmung sich allmählich beruhigt hat, streicht er mir das Haar aus der Stirn und deutet hinauf zum Nachthimmel. „Wahnsinn, die Sterne auf dem Land, was?"

Ich nehme seine Hand von meinem Kopf und vergrabe ihn wieder in seiner Brust. „Jaja nett, lass den Smalltalk." „Gut, dann..."

Er lässt eine dramatische Pause. „...was Tiefgründiges... Ich... kann mir denken, dass du bestimmt nicht drüber sprechen möchtest, aber... was ist dein riesen Problem damit, das mit uns als „Beziehung" zu bezeichnen?"

Als ich nicht antworte, elaboriert er weiter: „Ich meine... was unterscheidet uns denn konkret von einem Paar, wenn man mal genau drüber nachdenkt? Wir sind uns treu, treffen uns wann immer es einzurichten ist, haben Sex..."

Wieder bleibe ich ihm die Antwort schuldig. Er wartet eine Weile und spricht dann weiter: „Weißt du... eigentlich wollte ich das schon länger fragen. Ich finde deine Eigenheiten ja an sich ganz witzig und habe versucht, es nicht zu hinterfragen, aber nachdem wir nun 6 Wochen miteinander gehen, frage ich mich doch so langsam, was dein großes Problem damit ist, es auch so zu nennen..."

Als ich nun genervt zu ihm aufblicke, hält er sich entschuldigend die freie Hand vor. „Kein Stress, kein Druck! Es... interessiert mich nur..."

„Kannst du dir das nicht denken?", stelle ich die passende Gegenfrage.

Nachdenklich starrt er nach oben. „Ja, du sagtest oft, dass du mich nicht magst, aber kann man wirklich so häufig mit jemandem schlafen für den man keinerlei Gefühle hat?"

„Sag du's mir..."

„Also ich für meinen Teil habe im Augenblick keinerlei Interesse an anderen und habe auch nie behauptet, dass ich dich nicht mag... Was macht für dich denn ein Paar aus?"

„Man sollte sich wohl in erster Linie als Menschen gut verstehen, sonst kann man es ja schlecht sein Leben lang miteinander aushalten. Ich mag da altmodisch sein, aber ich geh doch keine Beziehung ein, wenn ich ohnehin vorhabe mich wieder zu trennen."

„Du weißt jetzt schon sicher, dass du mich zu 100% verlassen willst?"

„Es wird nicht zu verhindern sein, oder etwa doch?..."

Als er mich fragend ansieht, erörtere ich meinen Punkt weiter: „...Wir sind jung und unerfahren. Keiner von uns weiß, wie es ist, mit einer Frau zu schlafen, oder auf welche Uni wir gehen. Ob wir eines Tages einen Partner möchten, zu dem wir öffentlich stehen können... unseren Eltern vorstellen können. Ob es uns wirklich wert ist, ein Leben lang mit dem Homo- Stigma rumzulaufen, nur weil wir in der Jugend eine schlecht durchdachte Entscheidung getroffen haben, die jederzeit auffliegen könnte. Wir wissen nicht das Geringste über das Leben und wo es uns hinführen wird..."

„Ziemlich graue Zukunftsperspektive. Das klingt nicht so, als ob wir eine Wahl hätten, was?"

„Doch die hast du. Dir stehen alle Türen der Welt offen und ich verstehe nicht, wieso du deine Zeit überhaupt mit mir verplemperst. Ich mach mir da keine Illusionen und du solltest das auch nicht tun..."

Er dreht sich ein wenig unter mir heraus und liegt nun seitlich neben mir, den einen Arm noch immer um mich gelegt, aber seinen Kopf auf die andere Hand gestützt. „Wenn du das doch so siehst, wieso „verplemperst" du dann deine Zeit mit mir?"

„...Weil ich mich darauf verlasse, dass es früher oder später ohnehin organisch sein Ende findet. Wieso sollte ich bis dahin nicht wenigstens alles mitnehmen, was ich kriegen kann?"

„Von mir kriegen kannst..." „Von dir kriegen kann."

Wir sehen uns tief in die Augen. Das tun wir nicht allzu oft, weil ich seinem unangenehm durchdringenden Blick meistens automatisch ausweiche.

Ziemlich verführerisch streicht er mir durchs Haar und kommt etwas näher. „Was ist es denn, was ich dir Geben kann? Was du begehrst? Wenn es nicht ich bin..."

„Ich... kann mir gar nicht erlauben, dich zu begehren. Weil du mir nicht zustehst."

Eine kribbelnde Gänsehaut macht sich in mir breit, als er mir langsam die Oberlippe entlang leckt. „Sagt wer?"

„Mein... gesunder Menschenverstand. Die natürliche Ordnung. Der Lauf der Dinge..."

„Wie kommt es dann, dass ich dich so sehr will?", stellt er mir die Gegenfrage, die mein Herz für einen Schlag aussetzen lässt.

„Ähm... Schuldgefühle. Weil du einmalig schwach geworden bist und dir jetzt einbildest die Verantwortung für mich zu haben."

„Dann erklär mir das..." Verstohlen nimmt er meine Hand und führt sie seinen muskulösen Oberkörper herunter bis zu seiner stattlichen Erektion.

„Gewohnheit. Weil ich mir den Arsch aufreiße, dass du wenigstens auf deine Kosten kommst, wenn du dich schon dazu erbarmst, einen solchen Loser zu ficken."

Shit! Erschrocken halte ich mir den Mund zu.

Ist das wirklich etwas, das ich denke?!

Nun wirft er mir wieder diesen mitleidigen Blick zu, den ich auf den Tod nicht ausstehen kann.

Besorgt streichelt er meine Wange. „Ich sagte dir doch schon dutzende Male du solltest dich nicht so unter Wert verkaufen."

Der Satz, den ich normalerweise einfach so wegstecke, treibt mir nun die Tränenflüssigkeit in die Augen. Ich hoffe ernsthaft, dass es dunkel genug ist, dass er das nicht bemerkt.

Plötzlich sieht er hastig nach oben. „Shit!" „Was...?" „Shht!..."

Hayamaa hält sich geduckt und deutet auf einen Leuchtstrahl, der unregelmäßig über unseren Köpfen hin und herschwankt. „Da ist jemand..."

*NEU* TEMPERATUR - #HayaHachi (Hachiman x Hayato - SNAFU) Yaoi- FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt