Mr. Borson stand immer noch in voller Größe vor Stella und wartete darauf, dass sie antwortete.
Der Schreck, darüber, dass der alte Mann plötzlich aufgestanden war und nun seine Umgebung wieder wahrzunehmen schien, saß noch tief in ihr und ließ sie erstarren.
Sie blickte nach unten auf ihre brennende Hand, die leicht gerötet war und in die sich die Splitter des Bergkristalls gebohrt hatten.
„Beantworte meine Frage!", forderte der Einäugige und sie spürte, wie sein Blick sie fixierte.
In ihrem Geist suchte sie händeringend nach einer Erklärung, für das, was gerade geschehen war. Etwas, was sich nicht allzu verrückt anhören durfte.
Vielleicht ist das alles nur Zufall. Mr. Borson ist dement und erlebt gerade einen klaren Moment oder eine seiner Launen. Ich kenne ihn noch nicht lang genug, um zu wissen, wie er reagiert.
Der Mann hob das heruntergefallene Notizbuch vom Boden auf und blätterte durch ihre Notizen. Auf den Seiten, die sie zuletzt vorgelesen hatte, blieb sein Blick ein wenig länger haften.
„Weißt du, wer gerade vor dir steht?", versuchte er es jetzt in einem sanfteren Tonfall.
„Mr. Borson", antwortete sie kleinlaut.
„Richtig, Odin – Sohn von Bor. Allvater und Beschützer der neun Welten", ergänzte er stolz.
Er meint das wirklich ernst, oder? Allerdings könnte er tatsächlich echt sein, denn Thor ist ja auch auf der Erde gewesen. Das würde niemand mehr anzweifeln.
Sie sah dem Göttervater ins Gesicht und ließ seine mächtige Ausstrahlung auf sich wirken. Seine Aura passte nicht zu der einfachen Altherren-Kleidung, die die Pfleger ihm angezogen hatten. Ihr Herz sprang noch immer fast aus ihrem Brustkorb und sie fand keine Worte für diese Situation.
Er hielt das Buch hoch und sagte: „Du hast diesen Gegenzauber gewirkt, oder?"
Sie zuckte mit der Schulter. Etwas in ihr wollte einfach nicht anerkennen, dass sie gerade mit Zauberei hantiert hatte und dass dies tatsächlich eine Wirkung gezeigt hatte.
„Ich stand also unter einem Bann", fuhr er fort. „Doch wer hat den Bann ausgesprochen?"
Sie schluckte. Der Verdacht, den sie hatte, war entweder verrückt oder eine schwere Anschuldigung gegen den Sohn dieses Gottes vor ihr.
„Loki, möglicherweise", sagte sie kaum hörbar.
Der alte Mann setzte sich zurück auf seinen Sessel und fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch den Bart. „Hm... ja. Dies hier könnte einer seiner Streiche sein. Das würde zu ihm passen. Sprich: Was ist dies hier für ein Ort?"
„Die Erde, New York. Ein Seniorenheim", versuchte sie, eilig zu erklären.
„Midgard, also. Was ist ein Seniorenheim?"
„Wenn die Familien nicht in der Lage sind, ihre Ältesten selbst zu pflegen, bringen sie sie oft an Orte wie diesen, damit sie von den Pflegern versorgt werden."
„Das hat Loki geschickt ausgewählt. Du siehst nicht alt aus, bist du dann ein Pfleger?"
Sie nestelte mit ihren Fingern an dem Lederband, an dem zuvor noch der Kristall hing. „Nein, offiziell sind Sie ein Freund meiner Großmutter und ich bin zu Besuch."
„Und wie hast du mich gefunden? Hast du gesehen, wie Loki mich hierher gebracht hat? Hast du mit ihm gesprochen?"
Sie senkte den Blick und schüttelte mit dem Kopf.
„Wer hat dich geschickt?", fragte er mit Nachdruck.
„Ich habe davon geträumt", flüsterte sie und hoffte, dass niemand das gehört hatte.
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Die Wege der Zeit (eine Avengers FF) - Teil 2
Fanfic*** Dies ist die Fortsetzung zu „Die Wege der Zeit" *** Nachdem Steve Stella und ihre Familie ins Herz geschlossen hatte, stellte sich heraus, dass ihr Mann Michael nicht der fürsorgliche Ehemann war, für den er ihn anfangs gehalten hatte. In diesem...