Kapitel 8

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Inzwischen war es ziemlich spät, mitten in der Nacht. Karl und Nick schliefen auf der großen Couch im Wohnzimmer bereits. Auch ich war irgendwann kurz nach ihnen eingeschlafen, doch später wieder wach geworden.

Als ich wach geworden war und mich aufrichtete, sah ich Clay im Garten sitzen, hatte er überhaupt schon geschlafen? Es war dunkel, nur ein Licht aus dem Wohnzimmer schien in den Garten hinein.

Ich stand leise auf und versuchte währenddessen Nick und Karl nicht zu wecken. Aber so fest wie die zwei schliefen, hätte nicht einmal ein Erdbeben sie wecken können. Ich lief zu Clay hinaus und setzte mich gegenüber von ihm. Er war noch immer am trinken.

,,Alles gut?'' fragte ich ihn, woraufhin er seinen Kopf still schüttelte und weiter aus seiner Flasche trank. Ich musterte ihn, er wirkte...aufgelöst.
,,Was ist los?'' fragte ich nun. Er zückte sein Handy aus der Hosentasche, tippte kurz darauf herum und gab es mir in die Hand.

Er hatte den Chat seines Vaters geöffnet.
,,Tolle Neuigkeiten, mein Sohn! Die Tochter unseres Geschäftspartners möchte dich gerne kennenlernen! Sie wird am Montag zum Abendessen mit ihrem Vater bei uns eingeladen und idealerweise ist ihr Vater einer der besten Sponsoren, der beim Finalen Spiel dabei sein wird!''

Ich wusste ganz genau, was diese Nachricht bedeutete und das schien er ebenfalls zu wissen. Seine Eltern arrangierten damit ein Date zwischen ihnen. Sie hetzten sie ja schon quasi auf ihn und dann war ihr Vater auch noch einer der besten Sponsoren. Es bereitete ihm Druck.

Er hielt seinen Blick gesenkt, während ich ihm das Handy wiedergab. Nicht einmal ich wusste mehr, was ich dazu sagen sollte. Es war verdammte und große Scheiße.
,,Sag ihr einfach, dass du keine Interesse hast'' entfuhr es mir nun.
,,Und dann? Rennt sie zu ihrem Daddy und sorgt dafür, dass er unter keinen Umständen mich als Sponsor in Betracht zieht? Vielleicht sogar, dass niemand mich in Betracht zieht?''
,,Du weißt doch, wie diese Gören sind...'' murmelte er.

,,Was willst du sonst tun? Sie etwa daten?''
,,Hab ich denn eine andere Wahl?'' kam es von ihm, was mich fassungslos machte.
,,Nur damit ich das richtig verstanden habe'' fing ich an.
,,Du willst irgendein Mädchen, dass du nicht einmal kennst fake daten, während du mit mir zusammen bist? Ist dir etwa egal, wie ich mich dabei fühle?'' fuhr ich fort.

,,Nein, so ist das doch nicht - '' 
,,Doch, genau so ist es'' zischte ich, während ich aufstand und schon dabei war wieder hineinzulaufen, doch er hielt mich am Handgelenk fest.
,,George'' sagte er meinen Namen.
,,Du weißt doch ganz genau, dass ich nichts und niemanden mehr als dich liebe.''

Ich schaute ihm fest in die Augen.
,,Manchmal ehrlich gesagt nicht'' entfuhr es mir. Ich löste mich aus seinem Griff und lief hinein in das Badezimmer, indem ich mich einschloss.

Wie konnte er es auch nur ansatzweise in Erwägung ziehen, irgendein fremdes Mädchen zu daten nur, weil seine Eltern es von ihm verlangten? Wieso ließ er sich alles von ihnen gefallen? Er konnte doch auch einfach klarmachen, dass er zurzeit keine Interesse an einer Beziehung hätte.

,,George, können wir nochmal darüber reden?'' ertönte seine Stimme hinter der Türe.
,,Was gibt es da noch zu reden? Du hast dich doch schon entschieden'' entgegnete ich ihm und versuchte meine Stimme standhaft klingen zu lassen, obwohl ich innerlich zerbrach.
,,Wenn du meinst, dass es nicht anders geht ist es halt so.'' Danach kam nichts mehr von ihm.

Ich hatte mir bisher alles gefallen lassen und machte jeden Scheiß mit, um ihm seine Zukunft nicht zu versauen. Doch wenn er jetzt auch noch jemand anderes daten würde, wüsste ich nicht, ob ich das so einfach mitmachen könnte.


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Zwickmühle für Clay

Beyond The FieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt