Kapitel 3

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» Alles okay? Gibts schon was Neues? D.« Mit einem leisen Seufzen lehne ich den Kopf gegen den Spülkasten und schließe kurz die Augen. Ich habe mich in einer der Klokabinen verschanzt, auf dem Klodeckel Platz genommen und starre nun seit guten 10 Minuten auf Daxters Nachricht. Die Musik von draußen dringt nur gedämpft zu mir durch, trotzdem schaffe ich es nicht ganz einen klaren Gedanken zu fassen. Was es Neues gab? Nichts. Absolut nichts und das wurmt mich. Natürlich war es ein anonymer Tipp, von dem man nicht direkt ausgehen konnte, dass da etwas dran war und man eben auch mal in Leere laufen konnte, war mir durchaus bewusst. Trotzdem hatte ich so ein gutes Gefühl bei dieser Sache gehabt, schließlich ging es hier ja nicht um einen kleinen Dealer, den wir hochnehmen wollten, nein, es ging um einen großen Fall. Das erste Mal, dass in Bellflower etwas passierte. Und meine Chance, mich endlich zu beweisen.

Nicht nur, weil ich jung war und gerade erst meine Ausbildung an der Academy in L.A beendet hatte und es mir somit an Erfahrung mangelte, sondern auch, weil ich eine Frau war. Alice Schwarzer hätte sich vermutlich im Grab umgedreht, aber das 173. Revier war, was das anging, ziemlich veraltet. Seitdem ich nach Bellflower zurückgekehrt war, war alles anders, doch die Zeit schien auf dem kleinen Revier am Stadtrand des Vorortes von Los Angeles für einige meiner Kollegen, bereits schon vor Jahrzehnten stehen geblieben zu sein. Mit meinen gerade mal 1,60m und meiner zierlichen Figur, war es wahrscheinlich auch schwierig Eindruck zu schinden, aber das bedeutete nicht, dass ich nicht in der Lage dazu war, meinen Job richtig zu machen. Viele schienen das aber anders zu sehen. Zumindest hatte ich in den Eindruck in den letzten Monaten bekommen, die ich jetzt aktiv im Dienst war.

Alex hatte immer von dem guten Arbeitsklima geschwärmt, von dem Zusammenhalt der Kollegen und selbst wenn ich bis davon eher wenig entdecken konnte, hatte er mir eingebläut, dass auch in einer so kleinen Stadt gute Polizeiarbeit wichtig war. Wenigstens ein Wunsch, den ich ihm erfüllen konnte.

Eigentlich hatte ich nie vorgehabt wieder in meine alte Heimatstadt zurückzukehren. Nach dem Abschluss war zwar für mich klar gewesen, dass ich zur Polizei wollte, aber ebenso klar war, dass ich Bellflower erstmal den Rücken kehren würde. Draußen wartete die große weite Welt und ich war mehr als bereit dafür. Ich wollte nicht wie meine Eltern und Geschwister mein ganzes Leben in ein und demselben Kaff verbringen und auf Ewig Strafzettel hinter die Windschutzscheiben falsch parkender Autos klemmen, über die sich dann meine Nachbarn ärgerten.

Aus diesem Grund hatte ich auch in L.A mein Studium begonnen. Auch, wenn es mir nicht leicht gefallen war, meine ganze Familie und Freunde zurückzulassen, doch ich hatte mir geschworen, dass jetzt, nach dem ich die Hölle überstanden hatte, alles anders werden würde. Dass ich nie wieder einen Fuß freiwillig in diesen Ort setzen würde, von den Familienfeiern mal ganz abgesehen. Aber manchmal hatte das Schicksal andere Pläne. Und manchmal passierte eben etwas vollkommen Unvorhergesehenes.

Das Vibrieren meines Handys reißt mich zurück in die Wirklichkeit, sodass ich schließlich blinzelnd die Augen öffne. Eine weitere Nachricht von Dax, in der er mir noch eine halbe Stunde einräumte, ehe er diesen Laden stürmen würde, wenn ich nicht wieder draußen wäre. Na toll, so viel zum Thema ich komme auch gut allein klar. Ein frustrierter Laut kommt nun doch aus mir heraus, bevor ich mir noch mal durch das gelockte, blonde Haar fahre und dann langsam aufstehe. Langsam streiche ich mit der Hand über den glatten Stoff des Kleides bevor ich die Schultern straffe und die Tür entriegele. Ich trete gerade an das Waschbecken heran und drehe das Wasser auf, als sich eine weitere Kabine öffnet. Zwei Mädchen taumeln kichernd heraus. Eine von ihnen hat feuerrotes Haar, die andere glattes braunes, das im Licht glänzend schimmert. Beide tragen kurze Kleider und so hohe Schuhe, dass ich mich augenblicklich frage, wie sie es den ganzen Abend in diesem Zustand geschafft haben, noch nicht umzufallen. Die Rothaarige stützt sich auf dem Rand des Beckens ab, greift dabei lachend nach dem Arm ihrer Freundin, die fast von ihren hohen Hacken kippt.

The DealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt