7 Georgia O'Keeffe

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Meine Herrin Naomi hatte mir befohlen, ein Bild zu malen. Irgendwas Harmloses, hinter dem niemand etwas Komisches erwartet. Aber hinter dem Bild im Rahmen sollten diese Sätze sein, die nur ich mit meinen devoten Röntgenaugen sehen konnte. Es klang wie so ein Gebet oder so ein Voodoo-Singsang?

Ich bin jetzt echt nicht die größte Künstlerin. So ein bisschen male ich schon. Aber eigentlich zu wenig. Eigentlich wollte ich ein Bild von meiner Herrin malen, aber natürlich hatte ich kein Foto von ihr. Ich fragte sie, ob sie mir vielleicht den Link zu einem Bild im Internet senden könnte von einer Frau, die so ähnlich aussah wie sie.

Sie antwortete: "Schöne Idee. Ich sende dir stattdessen ein Foto von einer Frau, die aussieht, wie ich mich gerade fühle."

Okay, komische Antwort. Aber ich war damit zufrieden. Naja, die malte ich dann. Ich stellte sie mir so richtig bedrohlich vor, aber auch irgendwie elegant und schön. Ich weiß es nicht.

Das Foto lud ich dann auf einen frischen Pinterest-Account, den ich mir gemacht habe, aber für euch packe ich es mal hierhin, und weil ich dachte, dass sie vielleicht auch wissen wollte, wie ich mich fühle. Sie sah so streng aus in dem Foto, ich glaube, ich habe das gut rübergebracht. Ich habe sie so schwarzweiß gemalt, mit ganz viel Kontrast und ganz durchdringenden Augen.

Und dann habe ich direkt mich auch noch gemalt. Einfach so aus Dankbarkeit und weil sie sich vielleicht auch gerne vorstellt, wie ich mich fühle. Wobei ich mich eher so gemalt habe, wie ich in echt aussehe. Aber mich habe ich wärmer gemalt und weicher und zarter. Weil ich mich eben so fühle. Was soll ich sagen. Ist irgendwie schwer, sich selbst zu malen. Also seinen Kopf. Zu anderen Sachen kommen wir gleich noch!

Sagt mir mal, wie ihr die Bilder findet!

(Aber nur, wenn ihr die gut findet, sonst bin ich gekränkt oder geknickt oder alles zusammen).

Irgendwie fand ich das doppelt heiß, dass man hier im Internet diese Bilder sieht, aber keiner, der die sieht, versteht, was sie eigentlich bedeuten, außer eben die, die es wissen.

Meine Herrin will schon alles über mich wissen, und sie will auch, dass ich alles über mich weiß.

Sie hat mir aufgetragen, mich zu malen.

"Ich möchte, dass du mir deine kleine Blume malst. Aber so, dass es nicht so offensichtlich ist. Mal sie eben genau wie eine Blume."

Musste ich erst einmal drüber nachdenken, wie das gehen soll. Aber hey, so eine Herrin, die hat halt alle Infos parat:

"Du darfst dich dafür ausziehen. Nimm einen Spiegel und betrachte dich und dann beschreibst du, wie sie aussieht, und dann malst du die. Zur Not kannst du auch dein Handy nehmen und wenn du willst, dann mach ein paar Fotos aus verschiedenen Positionen. Aber ich möchte, dass du diese Fotos sofort wieder löschst, wenn du sie nicht mehr brauchst. Sowas sollte man nicht auf seinem Handy haben, wer weiß, wo die landen."

Okay, kluger Hinweis.

"Ja, Mommy", hätte ich fast geschrieben, wenn ich dazu was zu sagen gehabt hätte. Hatte ich aber nicht, und so behielt ich es für mich.

Manchmal hatte sie sowas Belehrendes, fand ich manchmal gut, manchmal war ich aber auch ein bockiger Wildfang. Wie gesagt, ich bin nicht immer einfach!

Ich schrieb nur:

"Ja Herrin, habe ich verstanden."

"Vielleicht kennst du Georgia O'Keefe, das ist eine Malerin, die auch Blumen gemalt hat, die zweideutig aussehen. Wenn du sie nicht kennst, dann google sie auch nicht, sonst kopierst du ihren Stil. Nachher kannst du das gerne machen."

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