16 Nagel und Faden

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Ich berichte mal von einer besseren Sache. Das letzte Kapitel hat die Stimmung ja ziemlich runtergezogen, würde ich sagen.

Und ist auch nicht so, dass ich immer böse und ungehorsam bin oder so. Besonders nach der Sache mit dem Edding. Da war ich so richtig brav!

"Ich möchte dir für deine Folgsamkeit danken."

So folgsam war ich! Dass sie mir dafür dankte!

Haha!

"Besorg dir einen Nagel, so vier Zentimeter lang, und eine Kordel!"

Um Gottes Willen, was hatte sie vor?

Nägel?

Und damit wollte sie mir danken? Mit Nägeln?

Bin ich Jesus?

Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was man mit einem Nagel Nettes anstellen sollte.

Aber ich ließ mich drauf ein.

Natürlich. Ich ließ mich auf alles ein!

Ich meine, wenn ich keine Lust hatte, mich an die Wand zu nageln, würde ich ihr einfach schreiben, dass ich es getan hatte.

Nur so, für den Fall, dass sie das von mir verlangen würde.

Konnte sie ja nicht wissen.

Ich ging also zu meiner Werkzeugkiste (das war mehr so ein Eimer, in den ich alles reingeworfen hatte, was irgendwie mit Werkzeug zu tun hatte) in meinem kleinen Abstellraum, in dem auch die Waschmaschine stand. Ich musste etwas kramen, aber ganz unten lagen Nägel und Schrauben. Erst fand ich keinen, der mir zusagte, nur eine Schraube, die schon so ein bisschen angerostet war. Aber vor der schauderte mir noch mehr als vor dem Nagel. Am Ende hatte ich einen.

Aber als ich mir das Teil ansah, da bekam ich echt ein bisschen Angst. Das war ein fucking Nagel!

Ich war kurz davor, so was zu schreiben, wie:

"Chefin, ich mach ja alles mit, aber irgendwo hat alles auch seine Grenzen!"

Aber tat ich dann doch nicht.

Irgendwie vertraute ich ihr.

Zumindest wollte ich mir das mal anhören.

"Wenn du magst, dann bist du um 9 heute Abend bereit."

Wenn du magst ist echt meine Lieblingsformulierung geworden.

War ich dann auch.

Mit mulmigem Gefühl.

Aber auch mit Kribbeln im Bauch.

"Hast du alles besorgt, wie ich es befohlen habe?", stand auf meinem Handy.

"Ja, Herrin!", antwortete ich. "Nagel und Kordel. Alles hier!"

"Okay, Ronja. Raus aus den Klamotten. Aus allen!"

Klar, Chefin! Sehr gerne!

"Nimm den Nagel und die Kordel. Wenn du Rechtshänderin bist, dann binde den Nagel um deinen rechten Zeigefinger. So dass die Spitze über deinem Fingernagel hervorsteht. Wenn du Linkshänderin bist, dann kommt der Nagel an den linken Zeigefinger."

Alles klar.

Klappte ganz gut, auch das mit dem Festbinden.

Ich war ja schon einmal happy, dass ich den Nagel nicht irgendwie in mich reinhämmern musste.

"Leg dich in dein Bett. Keine Ablenkung. Keine Musik, kein Fernseher oder sowas."

Hatte ich sowieso nicht.

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