20 Mondromantik

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Sie hatte mehr dieser Ideen drauf:

"Geh um ein Uhr nachts irgendwohin, wo du ungestört bist und den Mond sehen kannst."

Von meinem Zimmer konnte ich den Mond nicht sehen, aber wir haben diesen kleinen Park am Rand des Städtchens.

Da gehen die Hunde immer spielen und scheißen und da ist auch eine Parkbank, etwas versteckt hinter Büschen. Ein ungestörter Ort.

Ich war also da, mitten in der Nacht. Am nächsten Tag müsste ich arbeiten und früh raus, aber das war mir echt egal.

"Ich bin da!", tippte ich um fünf vor Eins.

"Kannst du den Mond sehen? Bist du ungestört?"

Ich bejahte beides.

"Ich auch. Ich sehe auch den Mond gerade. Ich sitze auf meiner Terrasse. Wie findest du ihn?"

Es war Vollmond. Ein schöner Mond. Was sollte ich sagen, ich hatte nicht so schöne Worte, um den Mond zu beschreiben. Er leuchtete halt. Grau und auch gelblich. Man konnte ein paar Mondkrater sehen. Aber das waren jetzt keine so tollen Erkenntnisse.

"Luna ist die römische Göttin des Mondes. Sie wird oft dargestellt als eine Frau auf einem Gespann, die über den Himmel fährt. Sie ist das Licht der Nacht und die Hüterin der Magie. Stell dir vor, ich wäre diese Luna. Deine Göttin, die auf dich liebevoll hinabblickt und dich in der Nacht beschützt."

Oh Fuck, da waren sie! Diese schönen Worte. Wie kam sie nur immer auf sowas? Entweder las sie den ganzen Tag auf Wikipedia oder sie war es selbst.

"Stell dir den Wecker auf deinem Handy auf 1:20 Uhr. Ich werde das auch tun."

Okay. Irgendwas passierte also um 1:20 Uhr. Ich war gespannt. Würde der Mond da explodieren oder gäbe es eine Mondfinsternis oder so?

"Habe ich gemacht, meine Herrin!"

"Sehr schön. Du darfst mit dir spielen. Vielleicht möchtest du etwas leiser sein, nicht so laut stöhnen, damit dich nicht noch so ein nächtlicher Jogger oder Gassigeher hört."

Danke. Würde ich berücksichtigen!

"Aber komm erst, wenn der Wecker klingelt. Ich werde auch erst dann kommen. Und wenn du kommst, dann schau in den Mond, wie ich auch in den Mond schauen werde. Wir werden beide zur gleichen Zeit kommen und wir werden beide in den Mond schauen, wenn wir kommen."

Oh wow!

1:20 Uhr.

Das würde ab jetzt meine Lieblingszeit sein!

"Das werde ich, meine geliebte Herrin!"

Nur ganz kurz fragte ich mich, ob das so eine gute Idee war, es mir draußen, mitten in der Nacht zu machen.

Was für eine Frage, natürlich war es das!

So schob ich halt meine Jogginghose ein wenig hinunter, und meine Hand in die Hose.

Erst fühlte es sich echt komisch an. Ich hatte mich noch nie so richtig in der Öffentlichkeit gefingert, auch nicht nachts! Jeder könnte mich sehen, wenn er zur richtigen Zeit am richtigen Ort wäre. Alles war irgendwie anders. Die Luft roch anders als bei mir in meinem Schlafzimmer. Ich war echt ein wenig spießig, muss ich gestehen.

Also fingerte ich mich im Park in der Nacht, wo tagsüber die Hunde scheißen.

Ich schaute auf die Uhr, vergaß mich in diesen schönen Ideen, die sie hatte, und musste mich dann doch noch ein wenig in Stimmung streicheln, weil die Zeit verging und ich eigentlich die ganze Situation genießen wollte. Sie hätte mich den Wecker auch auf eine Stunde später stellen lassen, ich hätte mich nicht gelangweilt.

Also musste ich mich ein wenig beeilen. Ich konzentrierte mich auf meine Mitte, bis ich dann aber langsam den Höhepunkt ansteuerte, als die Uhr der 1:20 näher kam.

Ich dachte an sie auf ihrer Terrasse, stellte mir vor, wie sie breitbeinig auf ihrer Gartenliege saß, ebenso in den Himmel auf den Mond blickte und ihre eleganten Finger an ihrer Scheide spielten. Ich fragte mich, ob ihre Finger das besser konnten als meine. Ich stellte es mir vor, dass sie so ein paar Pirouetten mit ihren Fingern machte, die das ganze Erlebnis viel intensiver machten. Dann stellte ich mir vor, dass es eben ihre Finger waren, die meinen Körper streichelten.

Und fuck, als er klingelte, ich hatte mir extra einen ganz leisen und zarten Wecker eingestellt, kam ich und schaute in den Mond, wie es auch meine Naomi tat, die Gott weiß wo war und auch gerade ihren Höhepunkt erlebte.

Ich war dann auch nicht leise, stöhnte, echt laut, als würde der Schall in den Mond geschossen und von da zu ihr zurückgeworfen. Also könnte sie meine kleinen Lustschreie hören.

Dabei schaute ich in den Mond, wie sie auch. Das war schließlich das, was uns beide verband. Und wir beide schauten kamen und seufzten und waren glücklich.

Ich genoss, wie der Höhepunkt sich aus meinem Körper verabschiedete, langsam wie die Ebbe und schaute verträumt weiter in den Mond und stellte sie mir wieder vor, dass sie den gleichen Mond ansah, der über uns wachte und uns beschützte.

Es war schön, vielleicht zu schön, denn irgendwann überkam es mich.

So eine schwere Trauer.

So ein unglaubliches Verlangen.

So ein Gefühl der Ungerechtigkeit.

Ich fing an zu heulen.

Ich fing echt an zu heulen.

Ich wäre so gerne bei ihr!

Warum mussten wir so eine kranke anonyme Fernbeziehung führen?

Wie gerne würde ich in ihren Armen gehalten werden?

Wie gerne würde ich mit ihr zusammen in den Mond schauen!

Wie gerne würden meine Finger ihre Klit streicheln und wie gerne würde ich meine von ihr gestreichelt bekommen!

Aber eigentlich war das nicht so wichtig.

Ich wollte von ihr geliebt werden.

Ich wollte, dass sie mich in den Armen hielt! Ich wollte in ihre Augen sehen!

Ich wollte sie!

Statt in einem Park zu sitzen, wo tagsüber die Hunde scheißen, allein mit einer Hand in meiner Jogginghose.

Aber ehrlich gesagt war es nicht so schlimm.

Wir schrieben uns noch eine Menge Nachrichten hin und her. Sie erzählte mir von ihrem Orgasmus und ich ihr von meinem.

Dann schwärmten wir, wie es wäre, einander festzuhalten.

Sie beschrieb, wie sie ihren Arm um mich legen würde, mein Haar riechen würde.

Wir beschrieben uns gegenseitig den Mond, und es war schon irgendwie romantisch und lieb und gar nicht so schlimm.

Ich habe eben so etwas wie eine Online-Domina-Brief-Gemeinsam-Streichel-Freundin, wenn es sowas gibt.

Es war trotzdem ein komisches Gespräch im Park, wo tagsüber... ihr wisst schon.

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