Kapitel 15

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Die Nacht war eingetroffen, als Javier endlich im Lager ankam. Die meisten Bandenmitglieder hatten sich bereits schlafen gelegt. Javier stieg von Boaz ab und ging direkt zu Dutch, welcher in seinem Zelt saß und eins seiner Bücher las. Doch als er den Mexikaner erblickte, stand er sofort auf. "Javier! Ich hab' mir schon langsam angefangen, Sorgen zu machen. Ist etwas passiert?"

Der 26-Jährige kramte die 200 $ für das Camp aus seiner Tasche und zeigte dem Anführer das Geld. "Nein, es lief alles gut. Victoria und ich haben eine Kutsche in der Nähe von Van Horn ausgeraubt. Die Kutsche gehörte wohl diesem Leviticus Cornwall. Es waren insgesamt 400 $ drin" erklärte Javier. Auf Dutchs Lippen bildete sich ein Grinsen und zufrieden legte er seine Hand auf Javiers Schulter. "Gute Arbeit, mein Sohn. Du kannst den Anteil in die Kiste legen" der Anführer wandte sich wieder ab und setzte sich hin, um das Buch weiterzulesen, doch bevor auch der Mexikaner sich abwandte, hakte er noch nach "Victoria ist noch nicht zurückgekehrt, hab' ich recht?"

"Nein, ist sie nicht. Ich denke, wir können morgen mit ihr rechnen" antwortete Dutch und widmete sich endlich wieder seinem Buch.

Javier nickte nur und ließ den Anführer in Ruhe. Nachdem er dem Lager den Anteil gespendet hatte, holte er sich eine Flasche Bier von Pearsons Wagen und setzte sich an den runden Tisch. Er öffnete die Flasche und trank großzügig daraus. "Oho, da hat aber jemand Durst" lachte John, als er sich neben Javier setzte und selbst ein Schluck von seinem Bier trank. Seufzend stellte der Mexikaner die Flasche wieder auf den Tisch und fragte verzweifelt "Warum sind Frauen nur so kompliziert?"

"Da fragst du den falschen Kerl" antwortete John und an seiner Stimme war rauszuhören, dass er dabei an Abigail dachte.

"Man denkt, sie wollen das eine, dann wollen sie doch das andere. Sie geben dir das Gefühl, dass sie dich mögen, nur um dich wieder zurückzuweisen" Javier trank wieder einen großen Schluck seines Biers. "Und sie nörgeln tagein, tagaus an dir herum" fügte Marston hinzu.

"Du sagst es, mein Bruder"

Kurz blieb es still zwischen den beiden. John musterte seinen guten Freund. "Du redest von Victoria, hab' ich recht?"

Der Mexikaner seufzte und nickte dabei. John erwiderte nichts, da er keine Ahnung hatte, was er Javier raten sollte. Er selbst hatte genug Probleme mit Abigail und er war auch nicht der große Frauenversteher. Deshalb saßen die beiden einfach nur da, tranken und bemitleideten sich selbst.

-

Es war Nachmittag des nächsten Tages und noch immer war Vic nicht zurückgekehrt. Javiers Blick war fast ausschließlich auf den Wald gerichtet, woher sie eigentlich kommen sollte. Auch während seiner Wache hielt er ununterbrochen Ausschau nach ihr. Er hatte Dutch sogar vorgeschlagen, sich auf die Suche nach ihr zu machen, doch er lehnte ab und meinte, man solle ihr noch etwas Zeit geben. Gerade saß er zusammen mit Hosea, welcher ein Buch las, am eckigen Tisch und starrte in den Wald, während er dabei eine Zigarette rauchte.

"Sie kommt bald. Mach dir keine Sorgen" kam es irgendwann vom älteren Mann.

"¿Qué?"

Hosea schaute von seinem Buch hoch, ins angespannte Gesicht des 26-Jährigen. "Halt mich nicht für dumm. Ich sehe ganz genau, wie angespannt du bist. Das ist deine dritte Zigarette in Folge und den ganzen Tag schon läufst du nervös auf und ab"

Der Mexikaner sagte nichts, sondern schaute zu Boden. Hosea entging wirklich nichts. Der zweite Anführer konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Gerade wollte er die nächste Seite in seinem Buch aufschlagen, da sah er zur Seite und erkannte, wie eine Person auf ihrem Buckskin Mustang endlich das Lager erreichte. Das Grinsen auf seinen Lippen wurde breiter. "Wenn man vom Teufel spricht" murmelte er laut genug, damit der 26-Jährige es hörte. Schlagartig sah Javier nach oben und entdeckte die 20-Jährige, welche gerade ihr Pferd zu den anderen stellte und es noch mal streichelte und lobte.

He Had A Lot Of Passion, But No Love [J.E.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt