Ich such dich unter jedem Stein

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Sicht: Richard

Wir sitzen alle zusammen am Esstisch, doch Paul hat sich so weit weg wie nur möglich gesetzt. Ich werfe ihm einen verwirrten Blick zu, doch er zuck nur mit seinen Schultern. Ich beachte ihn nicht mehr weiter und esse einfach zu Ende. "Wollen wir heute wieder etwas lustiges machen?" Till blickt uns lächeld an. "Wie wäre es mit einer Nachtwanderung? Das wird bestimmt witzig und auch ein wenig gruselig" schlägt Paul vor und ich sehe ihn überrascht an. Die anderen fangen an sich darüber zu unterhalten und ich höre schon lange nicht mehr zu, denn mein Essen ist gerade einfach wichtiger. "Bist du auch dabei Scholle?" Christoph stupst mich leicht an und ich nicke einfach. "Haben wir genug Taschenlampen?" frage ich die anderen und Oliver sagt "Wir sollten noch mindestens drei haben, aber das wird schon funktionieren." Das mit den Lampen gefällt mir gar nicht und ich weiss nicht warum. Ich nehme meinen Teller und stelle diesen auf die Küchenzeile neben dem Waschbecken. "Ich bin dann in meinem Zimmer" informiere ich die anderen und schreite nach oben.

In meinem Zimmer nehme ich meine Gitarre in die Hand und spiele leise auf ihr. Die seichten Töne befördern mich in einen Rausch, wo ich alles vergesse und mich nur auf das Spielen konzentriere. Ich merke nicht wie mehrere Stunden vergehen, bis ich ein Klopfen an der Tür höre. "Ja?" Rufe ich und sehe, wie Paul seinen Kopf durch die Tür steckt und schlussendlich den Raum ganz betritt. Er lässt sich auf mein Bett nieder und sieht mich an. Langsam packe ich die Gitarre weg und setze mich neben ihm. "Was war das beim Essen?" fange ich direkt an. "Till hat das Gefühl hier läuft etwas zwischen uns und ich will es ihm verheimlichen." "Warum sagen wir es ihnen denn nicht einfach?" Hake ich nach und sehe ihn Liebevoll an. "Ich will das noch nicht allen sagen, denn das ist alles neu für mich. Verstehst du?" meint er jetzt das er mich vielleicht doch nicht liebt. Ist das sein verdammter ernst? Ich starre ihn etwas traurig an. "Weisst du etwa immer noch nicht, ob du mich liebst?" "Nein, das meine ich nicht. Aber ich will alles in Ruhe angehen" Ich nicke kurz und lasse meinen Blick durch den Raum streifen. Ich will nicht das Paul mich wieder alleine lässt. Mein Blick wandert zurück zu Paul und er kommt mir näher, um mir einen kurzen Kuss zu geben. "Wollen wir kuscheln?" Ich muss automatisch lächeln und öffne meine Arme "gerne, Pauli" Paul guckt mich kurz amüsiert an und legt sich dann in meine Arme, welche ihn sachte gegen meinen Körper drücken. Das hier ist einer der schönsten Momente in meinem Leben. Vereint mit Paul in meinen Armen und nichts kann uns jetzt trennen.

Ich sehe, wie die Tür aufgeht und merke, wie Paul schnellstmöglich aufstehen will. Der Störenfried ist Christoph welcher mich anlächelt. "Leute es ist dunkel! Es geht loooos" Schneider scheint über motiviert zu sein. Ich rapple mich schnell auf, streiche durch mein Haar und sehe zu Paul. Er ist rot in seinem Gesicht und ich kichere leicht. Er boxt mir kurz gegen die Schulter und läuft runter. Ich folge ihn und merke das die anderen schon bereit sind. "Wir haben nur noch eine Taschenlampe!" höre ich Oliver rufen und Paul sprintet zu ihm. "Meine" sagt er triumphierend und hält sie hoch. In der Zeit schnappe ich mir meine Stoffjacke und meine Schuhe. Es geht los als wir alle bereit sind und wir schritten in die kühle Nacht hinaus.

Der Wald ist dunkel und der Wind zieht durch die dunklen Baumkronen. Der Kies unter meinen Füssen knirscht laut und ich höre Eulen in der Dunkelheit. Die Kälte kriecht langsam in meinen Leib und mein Verstand versucht die ganzen eindrücke zu verarbeiten. Ich versuche bei Paul zu bleiben, doch er will immer von mir weg. Ich trotte den anderen alleine hinterher und versuche dem Lichtschein zu folgen. Ich bemerke, wie meine Schnürsenkel offen sind. "Wartet kurz" rufe ich und binde meine Schuhe. Der ganze Prozess dauert ein wenig und als ich wieder bereit bin, war alles Licht verschwunden. Wie?! Ich habe doch nur kurz nicht hingeschaut. Ich zücke mein Handy hervor und sehe den mickrigen Akkustand von 7%. Das reicht nicht lange genug, um bis zu der Hütte zu kommen oder mit jemandem der andern zu Telefonieren. Ich schalte die Taschenlampe ein und gehe schnellen den ganzen Weg zurück. Ich werde nervös und meine Hände werden klamm. Ich wusste das etwas passieren wird, warum habe ich nicht auf mein Gefühl gehört? Die Angst verbreitet ein Unbehagen in Brust und Magen. Ich spüre ein Vibrieren in meiner Hand und starre in die Dunkelheit. Der Akku ist leer.

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