Dann brauch' ich nicht zu leiden

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Sicht: Richard

Ich werde getragen, doch mehr bekomme ich nicht mehr mit. Sehen kann ich kaum etwas, nur fühlen und hören gelingt mir. Ich habe immer noch Angst und zittere am ganzen Leib, selbst wenn ich weiss, dass wir gleich bei der Hütte sind. Ich dachte ich sei Tod, doch jemand hat wohl mein Leben gerettet. War es Paul? Oder einer der anderen?

Ich höre eine Tür öffnen und bemerke, wie es kühler wird. Ich werde wahrscheinlich gerade auf das Sofa gelegt, wodurch ich meine Augen schliesse. Nach einiger Zeit schlafe ich ein.

Sicht: Christoph

Wir alle sitzen gemeinsam am Tisch, während Richard auf dem Sofa schläft. Die Stille ist bedrückend, doch niemand traut sich diese zu unterbrechen. Die Minuten verstreichen, bis sich endlich einer traut. "Das...war das Schlimmste, was ich je miterlebt habe", flüstert Till und sieht uns an. Ausgerechnet er sagt so etwas. Der, der nie vor etwas Angst hat. Wir alle versinken wieder in der Stille und starren auf die Tischplatte. "In dieser Woche ist fast zu viel passiert, wenn ich ehrlich bin. Richard hat mega viel Pech die ganze Zeit. Wir sollten ihm vor allem jetzt helfen, denn ich will nicht wissen, wie er sich fühlt." erklärt uns Flake. "Ich werde Suppe machen. Richard sollte dadurch ein wenig munterer werden, hoffentlich" melde ich mich und verlasse den Tisch. Ich schnappe mir das Gemüse aus dem Kühlschrank. Langsam beginne ich es zu schneiden, bis nur noch kleine Stücke übrigbleiben. Danach werfe ich alles in einen Topf, wo sich bereits die Sosse befindet. Kurz rühren und dann warten. Im Wohnzimmer sehe ich Paul mit Richard im Arm, welcher gerade wach ist. Anscheinend hat Paul ihn umgezogen, denn die nasse Badehose wurde mit einer bequemen Jogginghose ersetzt. Flake deckt mit Oliver den Tisch und Till sitzt am Fenster mit einem Block in der Hand. Er schreibt bestimmt ein Gedicht, um den schrecken von sich zu jagen. Ich kann ihn verstehen.

Die Suppe scheint fertig zu sein, denn ich höre das leise Sprudeln. "Essen ist fertig!" rufe ich und stelle den heissen Topf auf den gedeckten Tisch. Alle setzen sich, doch keiner beginnt mit dem Essen. Der erste der sich bewegt ist Paul, der für Richard ein wenig Suppe in den Teller schüttet. Ich hoffe es schmeckt ihnen, ich bin nämlich nicht der beste Koch. Das wäre Richard.

Sicht: Richard

Nach dem Schlafen fühle ich mich schon besser und sehen kann ich endlich auch mehr. Ich blicke in den Teller, wo der heisse Dampf mir entgegenkommt. Ich hebe den Löffel, welchen ich dann in die Suppe tauche. Die anderen beginnen auch zu Essen. Ich merke, wie ich langsam wieder Kraft bekomme, doch der schreck sitz immer noch tief in mir. Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen, jedoch sitze ich hier, mit meinen Freunden und meiner besseren Hälfte. Meine Hände fangen an zu zittern und mich überkommt ein Gefühl der Angst. Mit aller Kraft versuche ich das Zittern zu unterbrechen. "Hey, Richard was ist denn los?" Paul hält meine Hand, vergebens. Ich habe wieder diese grosse Angst in mir, weshalb ich nicht bemerke wie mich Paul in den Arm nimmt. Seine Berührungen auf meinem Rücken lassen mich ruhiger werden. Festgeklammert an sein Shirt, versuche ich mich an seinen Atmen anzupassen. Langsam und regelmässig.

Einige Minuten später geht es mir besser, halte Paul aber immer noch fest. "Hast du keinen Hunger mehr?" ich schüttle meinen Kopf leicht, um meine Kopfschmerzen nicht zu reizen. "Wir gehen schlafen, Gute Nacht!" informiert Paul die anderen. In unserem Zimmer setze ich mich hin und beginne mein Oberteil auszuziehen. Den Rest lasse ich. "Können wir kuscheln?" ich schaue ihn schüchtern an, vernehme dann auch das erfreute Nicken von ihm. Nach einer Weile liegen wir eng umschlungen im Bett. Mein Kopf ruht auf seiner Brust, die sich langsam hebt und senkt. Durch meine Erschöpfung kann ich schnell einschlafen, doch wünsche mir, dass das nie passiert wäre.

Richards Traum:

Ich stehe bei dem See. Das Wasser schlägt zarte Wellen und ich kann meine eigenen Reflexion sehen. Aus dem Wasser tritt eine hoch gewachsene gestallt mit einem Umhang aus dem Wasser. Ein Gesicht kann ich nicht erkennen, dafür kommt sie mir aber immer näher. Ich begebe mich ein paar Schritte zurück, aber die Gestalt holt mich ein. Ihre Pranke greift nach meiner Schulter und zerrt an dieser. Ich versuche mich zu wehren, schreie laut, doch sie verstärkt ihren Griff. "Lass mich!" sie scheint mich nicht zu hören und schleift mich in das Wasser. Das Wasser reicht mir schon bis zu der Brust, das Monster ist jedoch im Wasser verschwunden. Rapide werde ich in die tiefe gezogen und beginne zu ertrinken. Alles wird dunkel um mich und das letzte, was ich sehe, ist das Monster. "Diesmal habe ich dich!" die Stimme ist verzerrt.

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