Kapitel 12

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Meine Augen sprangen auf und ich blickte direkt in das entsetzte Gesicht von Hinatas Mutter, die plötzlich neben dem Bett stand. Draußen war es dunkel und doch reichte das Licht, das vom Flur durch die offene Tür hinein fiel, aus, um unsere halbnackten Körper zu zeigen.

„Okasan!", stieß Hinata neben mir panisch aus und setzte sich schnell auf.

„Ihr Zwei kommt sofort runter in die Küche!", forderte sie und ihre sonst so freundliche Stimme klang hart und abweisend. Wir widersprachen ihr nicht, sondern kletterten schweigsam aus dem Bett und suchten eilig nach unseren Klamotten.

Immer wieder glitt mein Blick zu Hinata, der unnatürlich blass und mit zittrigen Händen seine Jogginghose anzog. Nur zu gerne hätte ich ihn in den Arm genommen und ihm gesagt, dass alles gut werden würde, dass wir okay sein würden. Doch konnte ich ihm das wirklich versprechen?

Ein Hauch von Panik rannte durch meine Venen, als alle möglichen Szenarien über mir wie eine Welle zusammenbrachen. Fahrig zog ich mir erst meinen Pullover und dann meine Hose an, während die Gedanken in meinem Kopf nur so rasten.

Würde Hinatas Mutter mich rauswerfen? Und wenn ja, wo sollte ich dann hin?

Was sollte ich tun, wenn sie ihm den Kontakt zu mir verbieten würde? Wäre er dazu bereit, gegen den Willen seiner Mutter mit mir zusammen zu sein?

Warme Fingerspitzen streiften plötzlich meinen Handrücken und ich sah zu meinem Rotschopf runter, der nun vollständig angezogen neben mir stand, aber immer noch mein T-Shirt trug.

„Es wird alles gut. Sie wird es verstehen", versicherte er mir und ich nickte ihm mechanisch zu, bevor ich seine Hand mit meiner umfasste. Ich brauchte den Körperkontakt, um den Kopf nicht zu verlieren.

Sanft drückte ich zu, während die Angst, ihn zu verlieren, sich wie ein eiserner Ring um meinen Brustkorb legte. Ich traute mich nicht, ihm ins Gesicht zu sehen, da ich meine Gefühle nicht unter Kontrolle hatte und man mir meine Furcht deutlich ansah.

„Hey, sieh mich bitte an", bat Hinata leise und als ich nicht sofort reagierte, stellte er sich vor mich und umfasste mit seiner freien Hand zärtlich meine Wange. Nach kurzem Zögern tat ich ihm den Gefallen. Sein Gesicht hatte immer noch nicht seine alte Farbe zurück, doch auf seinen Lippen trug er ein kleines tapferes Lächeln.

„Egal was da unten gleich passiert, du und ich, wir bleiben zusammen", versprach er und glitt mit seinen Fingerspitzen über meine Wange.

„Selbst wenn sie mich rauswirft?", sprudelte es ungebremst aus mir heraus, da ich die Frage nicht länger unterdrücken konnte. Hinata nickte mir aufmunternd zu.

„Selbst dann, wenn sie dich rauswirft, dann gehe ich mit dir."

„Versprich es", forderte ich. Mein gesamtes Inneres zog sich unter dem verletzlichen Ton meiner zittrigen Stimme zusammen, aber mir fehlte einfach die Kraft, meine Unsicherheit vor ihm zu verbergen.

„Versprochen." Viel zu laut stieß ich die Luft, die ich unbewusst angehalten hatte, aus und zog Hinata in meine Arme, küsste seine Stirn, seine Nasenspitze und dann seinen Mund.

Ich konnte einfach nicht widerstehen und fuhr zärtlich mit meiner Zunge über den weichen Saum seiner Lippen. Ich wollte ihn noch einmal schmecken, bevor wir uns unserem ungewissen Schicksal stellten, und Hinata gewährte mir Einlass, begegnete meiner Zunge mit seiner, während er sich an mir festhielt.

Doch viel zu schnell löste er unseren Kuss auf und trat auf die Zimmertür zu. Ich unterdrückte den Impuls, ihn zurück in meine Arme zu ziehen, um den Augenblick noch einen Moment länger hinauszuzögern. Wir mussten uns dem unausweichlichen Gespräch stellen, das bedrohlich am Horizont lauerte und so folgte ich ihm mit einem mulmigen Gefühl im Magen in den Flur.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 10 ⏰

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