"Möchte mir jemand von den Beteiligten bitte einmal schildern, wie es zu dem Vorfall kam?" Der rundliche Mann vor uns, sah uns mit tadelndem Blick an und sog scharf die Luft ein. Offensichtlich erwartete er vor allem von Seong-hwa eine Antwort, welche mit finsterer Miene seine blutige Hand musterte. Gleichzeitig fragte ich mich, warum ihm keine Möglichkeit gegeben wurde, seine Verletzungen zu behandeln.
"Nun ja, also-", gerade als ich ansetzen wollte eine Erklärung abzugeben, schnellte Seong-hwas Blick zu mir. Ein Blick, welcher mich derartig einschüchterte, das ich verstummte. Nun zog der Mann vor uns eine Augenbraue nach oben und schaute argwöhnisch zwischen uns beiden hin und her.
Seong-hwa stieß einen langen Seufzer aus. "Ich wollte diesem Kerl dort-", seine Stimme und auch sein Blick als er zu dem anderen Mann schaute, waren derart abschätzig, das mich eine Gänsehaut überkam. "eine Lektion erteilen. Offensichtlich fehlen dem die Manieren um mit einer Frau anständig zu sprechen." Der Mann, welcher zu meinem Unglück direkt neben mir saß, lachte auf. Sofern es ihm möglich war, denn auch seine Blutung war noch nicht versiegt, wodurch etwas Blut bei seinem Lachen wild durch die Gegend spritzte.
"So so. Also haben Sie sich dazu entschieden, diesem Mann die Manieren einzuprügeln?" Die Stimme des rundlichen Mannes war schroff. Seong-hwas Körper spannte sich etwas an. "Nun ja. Er hat es für nötig gehalten meine Freundin zu belästigen. Und das nicht nur einmal sondern mehrfach." Mein Blick schnellte zu Seong-hwa und ich spürte wie meine Wangen heiß wurden. Hatte er mich gerade vor dem Polizisten, und dem gruseligen Typen neben mir, als seine Freundin bezeichnet?
"Aha." Der Polizist wandte sich mir zu. "Stimmt das Miss-", er machte eine kurze Pause um auf seinen Notizblock zu schauen. "Choi", ergänzte ich ihn. Er nickte zustimmend. "Ja das stimmt. Es gab vor einigen Monaten einen Vorfall als dieser Mann mich nach meiner Arbeit im Café aufgesucht und bedrängt hat." Ein Lachen unterbrach meinen Redefluss. Erneut entwich ihm auch ein Schwall Blut, welcher die Bodenfließen befleckte. "Das glaubste doch selber nicht Flittchen-", begann er, wurde allerdings je von dem Polizisten unterbrochen.
"Naja und heute hat dieser Mann erneut versucht mich während meiner Dienstzeit anzugraben. Daraufhin hatte Seong-hwa, also Mr. Park, ihm ein Hausverbot erteilt." Der Polizist machte sich eifrig Notizen. "Wie kam es dann schlussendlich zu der Handgreiflichkeit?" Ich rutschte nervös auf meinem Stuhl hin und her. "Ich hatte sehr große Angst gehabt und bin deswegen in den Personalraum geflüchtet. Als Seong-hwa dann versucht hat mich zu beruhigen, da habe ich ihm die Geschehnisse von vor ein paar Monaten erzählt."
Seong-hwa nahm meine linke Hand in seine. "Dann konnte ich tatsächlich nicht mehr an mich halten. Außerdem wollte ich sicher gehen, dass dieser Kerl wirklich verschwunden ist. Scheinbar hat er wohl aber meiner Freundin vor dem Café wieder auflauern wollen. Naja. Dann hat eines zum anderen geführt."
Der Polizist beendete seine Notizen, woraufhin er uns beide eindringlich musterte. "Nun Herr Park. Ich hoffe sie wissen, dass ihr Handeln Konsequenzen mit sich ziehen wird, sollte sich Mr. Lee dazu entscheiden eine Anzeige zu stellen-" "Und das werde ich auch." Der Polizist bedachte den Mann mit einem grimmigen Blick. "Allerdings steht es auch Ihnen frei, Miss Choi, eine Anzeige wegen Belästigung zu stellen. Scheinbar gibt es zumindest für den heutigen Abend ja genug Zeugen." Ich nickte bei seinen Worten, woraufhin der Mann neben mir verächtlich grunzte.
= ♥ =
Eine Anzeige und ein paar Gespräche später, wurden Seong-hwa und ich endlich aus dem Polizeirevier entlassen. Diese Situation war doch schon recht eigenartig. Zumal die Bezeichnung 'Freundin' immer noch unkommentiert zwischen uns beiden schwebte.
Die Nachtluft war kalt, wodurch ich schnell zu frösteln begann. Leider müssten wir wohl wieder zurück zu unserer Arbeitsstelle gehen, da Seong-hwas Auto noch immer davor stand. Für die restliche Schicht waren wir aufgrund der Ereignisse freigestellt. Immerhin passierte es nicht oft, dass man während einer Schicht, mitten in der Nacht, auf einem Polizeirevier wegen eines Handgemenges vorstellig werden musste.
Seong-hwas Knöchel waren angeschwollen, doch die Blutung hatte mittlerweile endlich gestoppt, sodass ich seine Hand in meine nahm. Daraufhin musterte er mich nachdenklich, doch loslassen wollte ich sie nicht. "Yuna-", begann er, schien aber nicht die richtigen Worte zu finden und so stoppte er einfach, ohne etwas weiteres zu sagen.
Wir schwiegen uns den restlichen Weg bis zu unserer Arbeitsstelle an. Keiner von uns brachte auch nur ein Wort hervor um die vorangegangene Situation aufzuarbeiten. Vielleicht war es auch einfach gut so. Vielleicht sollte ich Seong-hwa auch einfach fragen, ob er mich direkt nach Hause fahren könne. Auch wenn ich dies eigentlich nicht unbedingt wollte.
Nachdem wir schnell unsere Sachen aus unseren Spinden geholt hatten, stiegen wir beide in sein Auto ein. Bevor Seong-hwa den Wagen startete, sog er tief die Luft ein und blickte zu mir. Seinen Kopf hatte er auf seine Hände gebettet, welche das Lenkrad umschlangen. "Es tut mir leid." Ich schaute ihn fragend an. "Diese ganze Situation. Das wir bei der Polizei vorsprechen mussten, weil ich mich nicht im Zaum halten konnte. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist." Eine einzelne Träne lief seine Wange hinunter.
Ich streckte meine Hand aus und strich ihm sanft über seine Wange. "Hey. Das ist doch alles noch ganz gut ausgegangen", sagte ich zögerlich. "Meine Eltern werden nicht unbedingt glücklich darüber sein, dass ihr Muster-Sohn sich geprügelt hat." Ich konnte nicht anders als bei seinen Worten zu kichern, doch ich stoppte sofort als ich seinen ernsten Blick bemerkte.
Dann setzte er sich wieder aufrecht in seinen Fahrersitz, woraufhin ich meine Hand schnell wegzog. Bevor Seong-hwa den Wagen startete blickte er noch einmal kurz zu mir. Er sah erschöpft aus, irgendwie auch traurig. Ich umfasste sein Gesicht mit meinen Händen und zog ihn etwas näher in meine Richtung um ihn einen Kuss zu geben, welchen er nach einem kurzen Augenblick erwiderte.
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Moonlight || Seong-hwa || FanFiction [pausiert]
Hayran KurguElite-Schüler. Irgendwie scheinen sie ja zu fast jeder Schule dazuzugehören. Schüler, welche aufgrund eines reichen Elternhauses gewisse Vorzüge und einen gewissen Ruhm in der Schule genießen. Schüler, welche unglaublich beliebt sind. Schüler, mit w...