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Gemeinsam gingen ich und Jack die Straße entlang. Es war eine angenehme Abendwärme. Die Sonne war schon untergegangen und man konnte schon die ersten Sterne am Nachthimmel sehen. Es schien genauso traumhaft wie in den ganzen Filmen.

,,Dieses Kleid...ich bin stolz auf dich, dass du es angezogen hast. Es ist wirklich wunderschön.", sagte Jack plötzlich. Er schaute mit einem stolzem Lächeln kurz auch mich herab, dann wieder gerade aus. Mit einem verwirrtem Gesicht starrte ich ihn an. Er ist stolz auf mich? Weswegen? Woher kannte er das Kleid? Allmählich wusste ich nicht mehr, ob ich hier die Verrückte war oder er.

,,Ämm, habe ich dir dieses Kleid schon mal gezeigt?", fragte ich äußerst verwirrt. Sofort bemerkte ich wie Jack mich von der Seite besorgt anschaute. Wir gingen ein paar weitere Schritte, während eine peinliche Stille herrschte. Erst nach einigen Sekunden (die sich wie ewige Minuten anfühlten) begann er die Unterhaltung.

,,Alice...jetzt langsam fang ich an mir Sorgen zu machen...erinnerst du dich denn nicht?"
Langsam fing er mir an Angst zu machen, ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. Hatte dieser Typ sie überhaupt noch alle? Manchmal kam es mir vor, der Tod des Mädchens vor drei Jahren, hatte ihn schlimmer getroffen als mich.

,,Jack ich habe dieses Kleid vor ein paar Wochen in einem Laden in der Stadt gekauft...ich kann dir nicht ganz folgen."
Er hielt kurz Inne und atmete einmal tief ein und aus, bevor er mir antwortete.

,,Dieses Kleid...es...das...Ach wie soll ich sagen..."
Will er mich provozieren?! Das konnte doch nicht so schwer sein. Was wäre jetzt das schlimmste was er mir sagen würde? Dass dieses Kleid ein Geschenk und kein Kauf war? Das ihm die Farbe nicht gefällt?

,,Jack sag einfach!"
Meine Stimme hob sich und nahm einen ungewollten aggressiven Ton an. Jack hingegen blieb ruhig und kniff nur leicht die Augenbrauen zusammen.

,,Isy hat es dir geschenkt. Weißt du nicht mehr als wir bei ihnen untergetaucht sind? Sie hat es dir an diesem Tag geschenkt."
Schnell, aber behutsam schaute er mich jetzt an, um meine Reaktion zu beobachten. Meine Schritte verlangsamten sich.

Er hatte Recht...wie konnte ich das nur vergessen...verlor ich auf einmal komplett den Verstand? Was zur Hölle war nur los mit mir?

,,Oh stimmt...", sagte ich und meine Stimme klang nachdenklich. Es war eine lange Zeit still. Zu still. Es war so still, dass die ganzen Hintergrundgeräusche schon wieder ohrenbetäubend laut waren.

,,Alles ok Alice?"
Ich starrte nur in die weite Ferne.
,,Klar warum den nicht? Ich freu mich jetzt riesig auf die Strandparty!"
Er lächelte mein geliebtes, schiefes Lächeln und starrte ungewöhnlich lang in mein Gesicht. Ich liebte Jack, dass streite ich auch gar nicht ab. Immerhin ist er mein bester Freund und wir haben schon viele Sachen gemeinsam erlebt und durchgestanden, aber manchmal war er wirklich ein komischer Kauz. Dies durfte ich ihm aber nicht übelnehmen, immerhin war ich selbst nicht immer die ,, Normalste"

,,Wir sind gleich da, nur noch ein paar Meter."
Und er hatte recht. Ungefähr 5 Minuten gingen wir noch zu Fuß und dann waren wir auch schon da. Es waren mehr Leute wie erwartet hier. Manche saßen an der Bar, manche waren am Strand und genossen den Sand unter den Füßen und andere wiederum waren sogar im Salzwasser.

Jack und ich beschlossen uns den Leuten an der Bar anzuschließen. Ich bestellte mir einen Kiwi-Apfel-Smoothie  und Jack einen ,Swimmingpool'. Die Leute hier waren sehr freundlich und wir kamen schnell ins Gespräch. Ich plauderte mit einer jungen Dame, die ungefähr zwei bis drei Jahre älter als ich war. Sie war wunderschön und hatte ein gutes Auge für alles was Mode und Fashion betraf. Die junge Frau hatte den gleichen Humor wie ich und wir lachten gemeinsam viel.

,,Oh und Schätzchen dein Kleid ist wirklich Wun-der-schön!"
Bei dem Wort ,Wunderschön' betonte sie mit einer übertriebenen Weise jede einzelne Silbe.
,,Ich habe sofort bemerkt, dass es ein maßgeschneidertes ist. Du musst mir einfach verraten woher du es hast und wie teuer es war!"
Ich war ein bisschen überfordert mir ihren Fragen, sie sah so nobel aus, bestimmt war sie die Sorte von Menschen die ein bisschen mehr Geld in der Tasche hatten.
,,Ähm also ich..."
Blut floss in mein Gesicht und ich wurde rot.
,,Es war ein Geschenk um genau zu sein. Eine gute Freundin hat es mir geschenkt.", gab ich der Frau zur Antwort. Sofort lächelte sie und man konnte ihre weißen Zähne nun deutlich sehen. Ihr roter Lippenstift wirkte hell und fröhlich, obwohl es dunkel war.

,,Es muss eine Frau mit sehr viel Geschmack gewesen sein."
,,Ja das war sie. Eine wahrhafte Göttin was Mode betraf."
Zusammen lachten wir erneut und ich erzählte ihr ein bisschen etwas über Isy. Ich erzählte ihr um genau zu sein alles. Alles außer von ihrem Tod.

Die Stunden vergingen wie im Flug und wir bequatschen ein Thema nach dem anderen.
Mich interessierte sehr, was diese Frau beruflich machte, nur wusste ich nicht ob es unhöflich war zu fragen, doch diese Frage nahm sie mir ab als sie mich folgendes fragte:
,,Was machen sie eigentlich beruflich Darling?"

,,Oh, ich bin bei der Polizei."
Gab ich schnell und kurz zur Antwort. Ihre Augen fingen an zu funkeln, als hätte ich gerade einen ihrer Lieblingsberufe genannt.

,,Was für ein aufregender Job! Wissen sie...mein kleiner Bruder ist auch bei der Polizei, ich hab ihn schon lange nicht mehr gesehen. Sein Traum als kleiner Junge war es, immer für das Rechte zu sorgen und all das Böse auf der Welt zu vernichten. Er war immer so hinreißend. Jedoch habe ich ihn leider seit er 14 war, nicht mehr gesehen."
Sie wirkte nachdenklich und stützte ihren Kopf an ihrer Hand ab.
,,Es tut mir leid, wenn ich frage, aber warum haben sie ihren Bruder seit er 14 war nicht mehr gesehen?"
Einen Moment lang schaute sie mir in die Augen. Sie hatte die gleichen wunderschönen blauen Augen wie Jack. Man könnte glatt darin ertrinken. Einen Moment lang dachte ich, ich hätte etwas falsches gefragt, jedoch antwortete sie mir wenige Sekunden später.

,,Er ist von zu Hause abgehauen. Er hatte immer das Gefühl, er würde keine Liebe von Vater und Mutter bekommen. Unser Vater war viel auf Geschäftsreise und Mutter hatte ebenfalls nicht viel Zeit für uns übrig. Ich war die, die meinen Bruder groß zog. Er hatte immer das Gefühl Vater und Mutter würden mich mehr lieben, was wenn ich es anmerken darf, gar nicht so falsch war, aber es war selbstverständlich frustrierend für ihn. Als er 14 wurde, stellte er sich Vater gegenüber, weil er wieder zu viel getrunken hatte und unsere arme Mutter verletzen wollte. Er überlebte die Sache nur knapp und nahm die erste Gelegenheit um zu fliehen. Das war der letzte Tag an dem ich ihn sah."

Ich war geschockt. Diese Frau tat mir furchtbar leid, was sie und ihr Bruder alles durchgemachten. Es war erneut eine sehr lange Stille eingetreten, bis sie die Stille unterbrach.

,,Aber lass uns nicht deprimiert sein! Ich will mein Leben ein bisschen genießen!"
Lachte sie laut. Wie auf einem Knopfdruck war sie nun sehr fröhlich und lachte laut.
,,Komm schon. Was willst du noch über mich wissen? Stell mir ein paar Fragen."
Sie hatte diese gewisse Motivation in ihrer Stimme, die ich irgendwoher kannte.

,,Was arbeiten sie den eigentlich?"
Es war nicht gerade die einfallsreichste Frage, aber wenigstens etwas.

,,Oh ich...ahmm ich bin Leiterin einer Fashion-Boutique. Vielleicht kennen sie meine Taschen ,Glorias Angel'."
Ich riss meine Augen weit auf. Hatte sie gerade wirklich ,Glorias Angel' gesagt?

,,Nein oder?! Sie sind doch etwa nicht Gloria Williams!"
Die Frau lachte herzlich, als hätte sie nur auf den Moment gewartet, dass ich es herausfinde.
,,Doch die bin ich Schätzchen."
Wir beide lachten gemeinsam. Gloria William's Taschen waren sehr bekannt und wurden auf fasst allen Kontinenten verkauft.

,,Das ist aber ein witziger Zufall mein Partner heißt au..."
Nein oder? Konnte das sein? Oder war es nur ein unglaublicher Zufall? Diese Frage wurde mir schnell abgenommen, als Jack zu mir kam um nach mir zu sehen.

,,Hey Alice, bei dir alles in Ordnu....Gloria?!"
Jack war genau so erschrocken wie ich. Mit weiten Augen starrte er sie ungläubig an.

,,Hallo Brüderlein, lang nicht mehr gesehen."
Jack stand nur wie erstarrt da. Er rührte sich keinen Millimeter vom Fleck, aus diesem Grund nahm ich die Gelegenheit und sprach:

,,Warum hast du mir nie von ihr erzählt. Abgesehen davon das sie Gloria Williams ist, hätte es mich schon interessiert das du eine Schwester hast."
Jack schenkte mir keine seiner Blicke und starrte nur Gloria wütend an. Ich bemerkte wie er seine Fäuste ballte.
,,Ich hatte meine Gründe.", gab er mir kalt und trocken als Antwort, ohne dass die beiden auch nur für eine Sekunde ihren Augenkontakt unterbrachen.

The woman- and the traitorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt