Ë̤ẍ̤ẗ̤r̤̈ä̤s̤̈z̤̈ë̤n̤̈ë̤

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„Sie hat ein klassisches Hirn-Schädel-Trauma erlitten... Wir können froh sein, wenn es sich nur um Wochen bis zu dem Zeitpunkt ihres Aufwachens handelt."

Diese Stimme... Ich kannte sie nicht...

Nicht weit entfernt hörte man ein tiefes Schluchzen. Ein Mann musste weinen...

Mein Schädel tat mir weh, mir war bewusst, dass ich schon seit längerem nichts mehr mitbekommen hatte.

Es war meiner Meinung nach eine große Errungenschaft, endlich wieder hören zu können. Wenn ich ehrlich bin, dann glaubte ich sogar, meine Augen öffnen zu können, jedoch wartete ich zuerst die Situation ab.

„Bitte, Doktor, gibt es keinen Weg? Sie liegt jetzt schon seit Wochen nur da und rührt sich nicht von der Stelle... Das Einzige, was mir versichert, dass sie überhaupt noch am Leben ist, ist dieses nervtötende Piepen..."

Langsam erkannte ich die Stimme... es war mein Onkel, der da weinend versuchte, Wörter rauszubekommen. Ich hatte immer noch keine Ahnung, mit wem er sich unterhielt, aber vorerst ging ich davon aus, dass es sich um einen Doktor handeln musste.

Mein Onkel hatte recht, immer wieder ertönte ein nervtötendes Piepsen, das wahrscheinlich meine Herzfrequenz anzeigen sollte. Das Piepsen war gleichmäßig, aber mir persönlich ein wenig zu langsam.

„Es tut uns leid, Sir... Wie gesagt, wir können von Glück sprechen, wenn sie in den nächsten Wochen aufwacht. Dies ist kein seltener Fall bei Leuten mit einem heftigen traumatischen Erlebnis. Das Gehirn versucht, den Körper mit letzter Kraft zu schützen und versetzt ihn in eine Art ‚Ruhezustand'. In diesem Zustand ist der menschliche Körper alleine nicht mehr überlebensfähig..."

Das Schluchzen meines Onkels wurde lauter und lauter. Es war unerträglich... Gerade wollte ich meine Augen öffnen, da sagte einer von beiden etwas Unerwartetes.

„Sir, ich muss noch etwas mit Ihnen bereden... etwas Berufliches."

Lange schwiegen die beiden. Man hörte meinen Onkel laut durchatmen.

„Wir haben die Leiche der Frau genau untersucht... Ein sauberer Kopfschuss, wie auch bei allen anderen Leichen... Laut Zeugen wurde Gloria Williams von einem Mann, der versuchte, Jack und Alice zu retten, erschossen..."

Plötzlich wurde mein Herzschlag unkontrolliert schneller, das Piepsen des Geräts, an dem ich angeschlossen war, lauter.

Fuck! SEI LEISE, ALICE! SEI LEISE!

Dachte ich mir, jedoch half es nicht. Zu meinem Glück sprach der Doktor einfach weiter.

„Der junge Mann ist spurlos verschwunden, ohne jeden Hinweis... Der Schwerverbrecher Howard Kelter war zwar dort und bedrohte Ihre Nichte und ihren Freund, jedoch war er nicht derjenige, der die unschuldigen Menschen ermordete."

Mein Herz schlug immer schneller und schneller.

„Verstehen Sie, was ich meine? Der Mörder all dieser Leute hat Ihre Nichte und Jack Williams gerettet, zudem ist er noch auf freiem Fuß."

Das reicht!

Mit einem Ruck riss ich meine Augen auf. Das Gerät, das meinen Herzschlag symbolisierte, drehte vollkommen durch. Meine Stirn war nass und meine Augen sahen alles nur verschwommen.

Der Arzt und mein Onkel standen wie versteinert da, wenige Sekunden darauf rannten sie aber auf mich zu.

„Miss, miss, hören Sie mich? Haaallooo?"

Alles war durcheinander, nichts ergab einen Sinn...

„Alice, Schätzchen! Bitte rede mit uns."

Ein elender Tinnitus machte sich in meinem Ohr breit, ich rieb mir kurz die Augen, um besser sehen zu können. Mir war so übel, ich hätte mich übergeben können.

„Holen Sie eine Krankenschwester!" befahl der Arzt meinem Onkel, der daraufhin sofort losrannte.

„Ich... ich...."

Mit Mühe versuchte mein Mund, meine Gedanken auszusprechen...

„Miss, geht es Ihnen gut?" fragte der Arzt nun.

Langsam normalisierte sich mein Herzschlag wieder, das hysterische Piepsen wurde wieder normaler.

Endlich konnte ich sagen, was ich loswerden wollte.

„Ich weiß, wo sich Killian versteckt."

The woman- and the traitorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt