9

1.2K 9 50
                                    

,,Ach JJ, sei doch nicht immer so ein Spielverderber. Warum hast du den nichts von mir erzählt, lass hören."
Nun schaute ich wieder zu Gloria, die ein gehässiges Lächeln aufgesetzt hatte.
,,Wer ist JJ?"
Sie fing herzhaft an zu lachen.
,,Wir haben uns früher als Kinder immer Spitznamen gegeben. Er war JJ und ich war Glo-lo."
Ich konnte mir mein lachen nicht verkneifen und wollte gerade dazu etwas sagen, als Jacke mir ins Wort fiel.
,,Alice..wir gehen. Jetzt."
Er wollte mich an meinem Arm nehmen und wegzerren doch ich war stur. Ich zog dagegen (was ich mir einfacher vorstellte als es war). Jack bemerkte meinen heftigen Widerstand und ließ ein bisschen locker.
,,Nein Jack, du kannst gerne gehen wenn du willst, ich bleibe hier."
Erschrocken starrte er mich an. Hatte ich was falsches gesagt? Ich werde wohl meinen eigenen Willen haben dürfen. Nur weil er gehen will, heißt es noch lange nicht das ich es auch will.

,,Alice komm jetzt, ich werde nicht ohne dich gehen.", sagte er mit einer gewissen Wut in seiner Stimme. Ich schaute gemütlich auf meine Armbanduhr die 00:26 Uhr anzeigte.
,,Na dann wirst du wohl noch warten müssen, ich habe mir vorgenommen nicht vor 01:30 Uhr zu gehe."
Wütend starrte er mich an, doch bevor er seinen Mund aufmachen konnte, nahm ich Gloria an der Hand und ging mit ihr in Richtung Strand.

Ich war ebenfalls wütend, was glaubt er wer er ist und sich einfach erlauben kann MIR zu sagen, wann ich gehen soll und wann nicht!

Gloria musste meine Wut anscheinend spüren, entweder ich nahm sie zu fest am Handgelenk oder sie war einfach ein guter Menschenkenner. Sie machte den Mund auf und sagte einen Satz, der mich noch wütender machte, als ich es schon war.

,,Ihr seid wirklich ein ganz süßes Paar."
Sie folgte mir im Schnellschritt und lachte so vor sich hin.
Ich gab ihr gar keine Antwort. Nur still ging ich vor mich her, bis ich einen Felsen sah, auf dem sich Gloria und ich  draufsetzten. Unser Rücken schaute zum Meer und wir blickten direkt auf die Bar. Mir war gar nicht klar wie viel Menschen dazugekommen waren. Von jung bis alt war nun alles dabei. Die nächsten zwei Minuten sprach keiner von uns auch nur ein Wort. Wir waren zu sehr in unseren Gedanken versunken.

Plötzlich stupste Gloria mich von der Seite an, was mich blitzschnell zu ihr schauen ließ.

,,Der da drüben, siehst du den Jungen Mann an der Bar, er starrt dich schon seit ner ganzen Weile an."
Sie zeigte unauffällig auf einen jungen Herrn, der mich wirklich in diesem Moment anstarrte.
,,Geh und sprich mit ihn.", motivierte mich Gloria. Ich wollte schon einen kurzen Gedanken darüber verschwenden, doch dann sah ich Jack,  der nur einen Meter neben den Mann saß.
,,Nein ich...Jack...er sitzt genau neben ihm, das kann ich nicht tun"
Mit hochgezogener Augenbraue starrte sie mich an.

,,Ich dachte ihr seid kein Paar?"
Ich wurde rot. Gloria lächelte leicht und starrte mir die Seele aus den Augen.

,,Sind wir auch nicht...es...es ist kompliziert.", gab ich betrübt zur Antwort.
,,Ich verstehe...ok, dann anderer Plan, ich lenke Jack den Rest der Nacht ab und du hast deinen Spaß."
War das gerade ihr ernst? Sowas würde sie für mich tun? Wir kannten uns doch erst seit ein paar Stunden, wenn nicht erst seit einer Stunde. Gloria war ein herzensguter Mensch und hatte sehr viel Mitgefühl, dass war mir gleich klar geworden. Jedoch war ich erstaunt, dass sie mir schon wie eine beste Freundin half.

,,Wirklich?! Das würdest du für mich tun?"
Ein Lächeln war auf ihrem Gesicht zu sehen.
,,Natürlich und jetzt sag ich dir wie du es anstellen sollst..."
Ich spitze meine Ohren als sie zu erklären begann.

,,Du winkst den Kerl zu dich hinüber, dann gehst du mit ihm an ein Plätzchen wo wenig Leute sind, aber pass auf! Geh mit ihm auf gar keinen Fall an einen verlassenen Ort, nicht das sich am Ende noch herausstellt, dass er ein Psycho ist! Und wenn du dir sicher bist, dass er ganz ok ist, dann kannst du den Abend voll und ganz genießen."
Ihre Anleitung klang einfach und logisch, doch genau das machte mir Angst, es waren immer die einfachen und logischen Dinge die im Chaos endeten.
,,Ok.", gab ich mit geringem Selbstwert zur Antwort.

,,Du schaffst das! Du bist eine attraktive Frau Schätzchen! Das muss doch ein Klacks für dich sein."
Sie stand auf und ging zu Bar hinüber. Ok jetzt oder nie! Der Typ starrte mich immer noch an. Ich stand auf und winkte ihm zu mir hinüber. Ungläubisch zeigte er mit den Finger auf sich selbst. Ich nickte und winkte ihn erneut zu mir hinüber. Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu. Um so näher er kam, um so mehr erkannte ich wer er war.
,,Na toll, Kofferjunge...", sagte ich zu mir selbst.

Wir gingen beide aufeinander zu.
,,Hey,  Mädchen im gelben Kleid."
Lächelnd verdrehte ich die Augen.
,,Mein Name ist Alice."
Er setzte ein Grinsen auf.
,,Ok und der Name des aggressiven Vogels ist?"
Ich bin ehrlich, ich wusste in dem ersten Moment wirklich nicht wen er meinte.
,,Oh, du meinst Jack.", gab ich ihm lachend zur Antwort. Einen kurzen Moment lachten wir zusammen.
,,Mein Name ist übrigens Killian."

,,Passt irgendwie zu dir."
Mit einem gespielten verwirrten Blick sah er mich an.
,,Was soll das jetzt heißen?"
Das lächeln auf seinen Gesicht, ließ mich meines einfach nicht verkneifen. Immer wieder fasste er sich durch seine braunen Haare. Seine Augen waren auch braun, vielleicht ein bisschen ein helleres braun wie meines. Während unserem Gespräch erfuhr ich ein paar Sachen über ihn, zum Beispiel das er 20 war und seinen jetzigen Job nur hat, weil er Geld auf ein Stipendium spart. Ich habe ihn wirklich falsch eingeschätzt.

Ebenfalls erzählte er mir das er vor hatte der Frau seiner Träume einen Antrag zu machen. Warte was? Der Frau seiner Träume? Das hieß dann wohl für mich Finger weg...naja egal ein guter Gesprächspartner war er trotzdem, auch wenn ich nicht wusste, wie ich Gloria später erklären sollte das es ein Fehlalarm war. Unbewusst schaute ich immer wieder zu Jack hinüber, was Killian wahrscheinlich bemerkt hat.
,,Du magst ihn nicht wahr?"
Weit riss ich meine Augen auf.
,,W-w as ICH? Neiiinnnn. Wie kommst du den darauf?"
Killian grinste, dann schaute er wieder von mir weg und starrte nur auf den Sand unter unseren Füßen.

,,Nur so ne Vermutung."
Während er das sagte, zuckte er spöttisch mit dem Schultern und setzte einen lustigen aber provozierenden Ton auf.

Ich schlug ihn leicht auf die Schulter und lächelte.
,,Er ist wirklich ein netter Typ, du hast ihn halt nur von seiner ,nicht höflichen' Seite gesehen. Er ist eigentlich sonst immer sehr sozial."
Killian wollte gerade etwas sagen, als er plötzlich zur Bar hinüber zeigte.
,,Was ist den da drüben los?"
Viele Leute waren an einem Fleck und manche schreien sogar. Schnell standen ich und Killian auf und gingen hinüber. Schnell erkannten wir, dass es sich um eine Schlägerei handelte, doch mein Herz hörte kurz auf zu schlagen, als ich sah wer daran beteiligt war.

Killian und ich starrten uns an. Jack und irgend so ein Typ, der eindeutig Ü50 war, waren kurz davor sich die Köpfe einzuschlagen. Killian und ich drängten uns durch die Leute durch und gelangten dann schlussendlich zu Jack und dem anderen komischen Typen. Beide waren eindeutig betrunken...So kannte ich Jack gar nicht.

Killian versuchte den anderen Typen von Jack fern zu halten, während ich versuchte mit Jack zu reden.
,,Gä- geh uf die Seiddde Alice..."
Versuchte er mir zu sagen. Seine Worte waren unklar, doch ich konnte alles halbwegs entziffern.
,,Nein wir gehen jetzt Jack!"
Ich schrie schon fast. Plötzlich hörte man einen schmerzerfülltes stöhnen. Schnell drehte ich mich um und sah Killian auf dem Boden liegen. Seine Nase blutete stark und der Typ vor ihm lachte. Schnell rannte ich zu ihm und half ihm auf. Dann stellte ich mich diesem Möchte-gern-Rüpel entgegen.
,,Geh auf die Seite Schlampe."
Er war anscheinend nicht so betrunken wie Jack.
,,Sir ich bin Polizistin und sie wissen schon, dass dies hier gerade Körperverletzung war? Ich werde ihnen mal was sagen, also ich..."
Ich bekam einen heftigen Schlag in mein Gesicht. Ich fiel nicht zu Boden, doch eine Seite meines Gesichtes war betäubt. Ich griff mir an meine Lippe und bemerkte das ich blutete. Das reichte! Der Mann war nicht gerade viel größer als ich, aus diesem Grund entschied ich mich blitzschnell für die dümmste Entscheidung, die ich seit langem gemacht habe.

Ich nahm den Mann an den Ohren und zog seinen Kopf gegen mein Knie. Ich spürte wie seine Nase auf meinem Knie heftig aufschlug. Schnell fiel der Mann zu Boden. Er blutete heftig aus der Nase, sogar sehr heftig. Manche Menschen eilten ihm zur Hilfe und starrten mich böse an, manche wiederum standen einfach nur da und wichen langsam von mir zurück. Schnell nahm ich Jack an der Hand und ging mit ihm in Schnellschritt davon.

The woman- and the traitorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt