1 | Geheimnisse

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„Peter, du Vollidiot!"
Bob hatte noch versucht auszuweichen, doch der Farbtopf, gegen den sein Freund und Kollege versehentlich gestoßen war, ergoss sich erst über den Tisch, auf dem er gestanden hatte und tropfte dann zielgenau auf Bobs bis dahin blütenweiße Turnschuhe. Blutrote Sprenkel verteilten sich auf der Oberseite der Sneakers und liefen dann an den Schnürsenkeln weiter den Rand hinunter.

„Es tut mir leid!", war Peters wenig entschuldigend klingende Antwort, denn mit einem Blick auf den gemeinsamen Hund, verteidigte er sich. „Buddy war auf einmal zwischen meinen Füßen. Ich bin gestolpert und gegen den Tisch gestoßen."

Bob hob eine Augenbraue. „Soll ich nun ernsthaft mit dem Hund schimpfen?", fragte Bob zweifelnd. Peter zuckte verlegen mit den Achseln. Er wollte nicht, dass Buddy die Schuld für seinen Unfall bekam, aber er wollte auch nicht, dass Bob auf ihn wütend war.

„Tut mir wirklich leid", nuschelte er nun und setzte einen Blick auf, der eigentlich dem Tier zugedacht war. Bob seufzte laut. Er konnte Peter einfach nicht böse sein, wenn er ihn fast nach Vergebung flehend ansah.

„Na schön, dann habe ich nun halt getupfte Schuhe. Halb so schlimm", gab er zu und sah Peter erleichtert grinsen. „Ich mache es wieder gut, versprochen", erklärte er mit einem Schmollmund, der Bobs Gedanken sofort in Wallung brachten. Wären sie nicht gerade in Peters Garten gewesen, um die Hundehütte für Buddy zu streichen, hätte er seinen Freund und Liebhaber sofort zu sich herangezogen und mit tausend Küssen bedeckt.

Doch Peters Eltern waren im Haus und nach ihrer Rückkehr vom „Summer Heat" Festival hatten sie noch keine Gelegenheit genutzt, ihren Eltern von sich als Paar zu erzählen.

„Ich werde dich heute Abend daran erinnern", sagte er stattdessen zwinkernd und legte seine Hand an Peters Arm.

Der biss sich kurz auf die Unterlippe und sah zu seinem Freund hinunter. „Da werde ich von ganz allein dran denken!", versprach er und spürte, wie er sofort Sehnsucht nach Bobs Berührung bekam.

„Kurze Pause?", fragte er und sah Bobs Augen aufleuchten. „Auf jeden Fall", war Bobs Antwort.

Zur etwa gleichen Zeit sah sich Skinny im Wohnwagen der drei Fragezeichen um, den er seit ein paar Tagen sein Zuhause nannte

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Zur etwa gleichen Zeit sah sich Skinny im Wohnwagen der drei Fragezeichen um, den er seit ein paar Tagen sein Zuhause nannte. Justus hatte sich alle Mühe gegeben, es dem ehemaligen Erzfeind so bequem wie möglich zu machen. Das Sofa war zu einem provisorischen Bett umfunktioniert worden und der erste Detektiv hatte für Skinny den kleinen Kühlschrank mit Lebensmitteln voll gemacht.

Seinen Detektiv-Kollegen hatte er noch nichts von dem Besucher erzählt. Er hatte gehofft, mit Hilfe von Inspektor Cotta schnell eine Lösung für das Problem zu finden, doch schien dieser eher geneigt, Dr. Franklin zu glauben, die auf Collins Seite zu stehen schien.

Skinny ging die Regale entlang und griff nach einer Akte, die vielversprechend klang. „Fall Nr. 76, Stimmen aus dem Nichts", las er laut vor und blätterte durch die Seiten. Bobs handgeschriebene Notizen wechselten sich ab mit Justus Kommentaren und einem Sammelsuriuman Visitenkarten, Adresszetteln und Stadtplanausschnitten.

Neugierig las Skinny in der Akte, als ihm ein Name besonders ins Auge fiel. „Dr. Clarissa Franklin!" Skinny rümpfte die Nase und eine tiefe Falte bildete sich auf seinem hageren Gesicht. „Hier hast du dich also versteckt, du fiese..."

Weiter kam er nicht, da die Tür zur Zentrale plötzlich aufschwang und zwei Personen lachend hineinkamen. Schnell ließ Skinny die Akte wieder im Regal verschwinden, nicht, ohne sich zu merken, wo er sie versteckt hatte.

Bob und Peter, die nun Händchenhaltend den Wohnwagen betreten hatten, registrierten Skinny erst, als er sich laut räusperte. Sofort ging Peter in Angriffsstellung. „Skinny!", blaffte er. „Was hast du in unserem Wohnwagen zu suchen?"

Skinny lächelte süffisant. Justus hatte ihm versprochen, seinen Kollegen nichts von seinem Problem zu erzählen, aber er hatte schon damit gerechnet, dass sie ihm irgendwann auf die Schliche kommen würden. Ehrlicherweise war er darüber erstaunt, dass sie ihn nicht schon viel früher gefunden hatten.

„Ich wohne hier", meinte Skinny selbstgefällig und griff nach der Dose Cola, die auf dem Schreibtisch stand.

„Du wohnst hier?", echote Bob ungläubig. Dann wanderte der Blick der beiden Detektive zu dem Sofa, auf dem eine Decke und ein Kopfkissen lagen und zu der großen Reisetasche, die Justus mit Kleidung und anderen Habseligkeiten aus Skinnys Wohnung gefüllt hatte.

Während Peter noch immer mit offenem Mund zwischen Skinny und dem Bett hin und her blickte, fand Bob seine Worte wieder. „Weiß Justus hiervon?", fragte er interessiert.

Skinny hob eine Augenbraue hoch und trank einen Schluck von der Cola. Aus dem Augenwinkel sah er den ersten Detektiv auf den Bildschirm der Überwachungskamera bereits durch das kalte Tor in den Gang vor der Zentrale eintreten. „Fragt ihn doch selbst, er kommt gerade."

Nur zwei Sekunden später klopfte jemand an die Tür der Zentrale. Unisono riefen die drei Jungen „Herein". Justus stieg mit einer großen Tüte im Arm die Stufen zum Wohnwagen hinauf.

„Hey Skinny, ich hab dir Verpflegung mitgebracht. Ich hoffe du magst... oh... Was macht ihr denn hier?", fragte er erstaunt, als er die Tüte senkte und seine zwei Detektivkollegen vor sich sah.

Peter verschränkte beleidigt die Hände vor der Brust. „Was wir hier machen? Was macht er hier?" Justus setzte einen entschuldigenden Blick auf. Dann seufzte er. „Also gut Kollegen, setzt euch. Wir müssen reden."

Nachdem Bob die Einkäufe in den Kühlschrank eingeräumt, und Skinny die Bettwäsche vom Sofa entfernt hatte, nahm Justus auf seinem Platz am Schreibtisch platz, an dem Skinny lässig lehnte und auf Bob und Peter schaute, die sich auf dem Sofa niedergelassen hatten. Peter hatte noch immer die Arme vor der Brust verschränkt, doch Skinny bemerkte, dass Bob dem Ganzen offener gegenüberzustehen schien.

„Also?", fragte Peter fordernd. „Was macht Skinny hier in unserer Zentrale?" Den Blick, den er Skinny dabei zuwarf, schien ihn töten zu wollen. Trotz der Hilfe, die Skinny den Dreien während ihrer letzten beiden Fälle geleistet hatte, hatte die jahrelange Rivalität zwischen Skinny und insbesondere Peter tiefe Narben hinterlassen. Diese einfach hinter sich zu lassen, glich dem Versuch, einen offenen Bruch mit einem Pflaster überdecken zu wollen.

Skinny schnaubte und kniff die Augen zusammen. Nur Bobs verständnisvoller Blick ermutigte Skinny, noch zu bleiben und sich von Peters Feindseligkeit nicht einschüchtern zu lassen.

„Okay, Kollegen", unterbrach Justus die bösen Blicke und zog die Aufmerksamkeit auf sich. „Ich muss euch etwas erzählen..."

Drei ??? (3) - EscapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt