46 | Die Spur des Geldes

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Peter zog die Nase kraus bei dem Vergleich, den Justus mit Skinny angestellt hatte. „Es ist nun mal logisch, so zu denken", argumentierte er.

„Nein", meinte Justus sofort. „Logisch wäre es, die Karte in einen Tresor oder ein Schließfach zu legen und den Schlüssel zu verstecken. Das, was du und Skinny beschreibt, ist emotional. Und diese Sache ist emotional für Charles. Womit wir zu der zweiten Frage kommen. Was lernen wir zuallererst in der Detektivarbeit, wenn wir die Motive für ein Verbrechen suchen?", fragte er in die Runde.

„Folge der Spur des Geldes!", sagte Bob selbstsicher. Justus strahlte. „Und das haben wir gemacht und herausgefunden, wo Charles gearbeitet hat. Und da uns das nur bedingt weiterhilft und wir gerade festgestellt haben, dass diese Racheaktion für Charles emotional ist, werden wir jetzt noch was machen?"

„Der Spur der Liebe folgen?", riet Peter. „Exakt, Zweiter! Jelena hat mich darauf gebracht. Manchmal kann es schon helfen, wenn ein Mädchen ihre Ideen einbringt", überlegte er laut. Bob und Skinny prusteten beide los, da Peter eben den gleichen Gedanken gehabt hatte. Peter funkelte die beiden aus zusammengekniffenen Augen an. „Ich hasse euch", zischte er beleidigt und Bob musste all seinen Charme einsetzen und Skinny sich höflich entschuldigen, bis Peter schließlich seufzte und Justus das Wort wieder aufnahm. Bob blieb nun hinter Peter sitzen und umarmte seinen Freund, wobei er seinen Kopf auf dessen Schulter ablegte.

„Die Frage, die wir uns nun stellen müssen, ist die, ob Charles eine Freundin oder einen Freund hatte oder hat, auf die oder den die emotionale Verbundenheit zutrifft. Da seine Mutter bereits gestorben ist und er vermutlich keine Geschwister hat, müssen wir uns in seinem alten Bekanntenkreis nach einer solchen Person umhören", entschied Justus.

„Vielleicht kann ich da weiterhelfen", meinte Skinny, der seinen Blick nun von dem Pärchen löste, das er während Justus Ansprache fast neidisch beobachtet hatte. „Ich weiß zufällig, dass Charles zum Zeitpunkt des Überfalls eine Freundin hatte. Oder zumindest eine, für die er bereit war, durchzubrennen."

„Und das erzählst du uns erst jetzt?", fragte Bob heiser. „Na und?", meinte Skinny und zog die Schultern hoch. „Es ist erst jetzt relevant geworden."

„Und wer ist sie?", wollte nun auch Peter neugierig wissen.

„Keine Ahnung, wie sie heißt. Ich weiß nur, dass er gesagt hat, er wolle mit dem Geld aus dem Raub zu ihr nach Europa reisen und sich dort ein neues Leben aufbauen. Wohin genau hat er nicht gesagt. Aber er hat bei einer Beschattung mal eine Geschichte erzählt, von einem Mädchen, dass er beliefert hatte, die in einer Straße mit Bezug auf Großbritannien gewohnt hat. Den Namen habe ich schon wieder vergessen. Vielleicht hat das etwas damit zu tun? Hätte ich gewusst, dass diese Information mal wichtig sein könnte, hätte ich wohl besser zugehört."

„Und das hat er dir alles einfach so erzählt?", hakte Peter nach. Skinny grinste. „Es gibt zwei Dinge, die auch Verbrechergenies gesprächig machen: Langeweile, weil man zum Beispiel ein paar nervige Fragezeichen beschattet, und Überheblichkeit. Wenn jemand denkt, er sei so clever, dass man ihm nie auf die Schliche kommen wird, kann einem manchmal schon ein kleines Detail herausrutschen, dass man besser für sich behalten hätte."

„Das ist interessant", sagte Justus, der auf seinem Handy gerade die Stadtkarte von Oxnard geöffnet hatte. „Anscheinend gibt es in Oxnard bestimmte Stadtteile, die einem gemeinsamen Thema folgen. Hier zum Beispiel, der Stadtteil Orchard Park: Direkt an der Vineyard Avenue liegen Straßen wie Edelweiß Street, Bluebell Place und Geranium Place.

In Sierra Linda geht es weiter mit Hibiscus Street, Gardenia Street und Dahlia Street. Unglaublich. Und darunter liegt Cabrillo, mit... haltet euch fest Kollegen: Paddington Place, Kensington Lane und Oxford Drive!"

Drei ??? (3) - EscapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt