74 | Epilog

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„Die Vasen müssen hierhin! Und der Schreibtisch..." Mathilda Jonas überlegte einen Moment und zeigte dann in eine andere Richtung. „Stell ihn da hinten zu den anderen Büromöbeln", meinte sie.

„Natürlich, Mrs Jonas", nickte Skinny und trug die Vasen zu einem Regal.
„Hey, du Faulpelz, kannst du mal mit anpacken?", rief er zu Justus hinüber, der gerade einen Schluck Wasser aus einer Plastikflasche trank. Es war unerträglich heiß an diesem Tag und Skinny fragte sich, ob es so schlau gewesen war, den Job bei dem Gebrauchtwarencenter anzunehmen. Auf der anderen Seite konnte er Justus so ein wenig herumscheuchen, was ihm ganz gut gefiel.

„Ich komme ja schon, du Ausbeuter", blökte Justus und griff an der gegenüberliegenden Seite den schweren Tisch. „Wohin?", fragte er. „Da lang", befahl Skinny und sie trugen den Tisch in die von Tante Matilda bestimmte Ecke.

Erschöpft wischte sich Skinny den Schweiß von der Stirn. „Deine Tante ist wirklich erbarmungslos, uns bei dieser Hitze schuften zu lassen", meinte Skinny und griff auf dem Weg zurück nun ebenfalls nach seiner Wasserflasche.

„Sie wird uns dafür nachher mit Kirschkuchen belohnen", versprach der erste Detektiv voller Vorfreude.

„Und womit wirst du mich nachher belohnen?", raunte Skinny plötzlich und drängte Justus in eine schattige Ecke in der Freiluftwerkstatt.
„Hast du denn noch nicht genug von mir?", grinste Justus, dem der gestrige Videoabend noch in den Gliedern steckte.

„Von wegen!", grinste Skinny und drückte Justus gegen die Wellblechtür von Tunnel 2. „Ich bin gerade erst dabei, mich an dich zu gewöhnen, Schnüffler!", grinste er und drückte Justus einen Kuss auf den Mund. Justus kicherte vergnügt.

„Pass auf, dass Tante Matilda dich nicht sieht. Ich kann nicht dafür garantieren, dass sie dich weiter hier arbeiten lässt, wenn sie sieht, wie du deine Zeit mit dem Neffen des Chefs verbringst."

„Oha", meinte Skinny, „bring mich nicht auf dumme Gedanken!" Justus lachte, dann griff er nach Skinnys Nacken und zog den Älteren bestimmt an sich. Ihre Münder vereinigten sich und inzwischen konnte Justus sagen, dass ihm sowohl die zärtliche als auch die leidenschaftliche Seite ihrer Küsse gefiel. Nur waren mit zweiteren ungewollte Nebenwirkungen verbunden, die er, angesichts der Tatsache, dass Peter und Bob hierher unterwegs waren, doch gerne vermeiden wollte.

Eine Weile noch gab er sich der Illusion hin, dass sie noch Ewigkeiten einfach hier stehen und ungestört knutschen konnten, bis plötzlich ein bellendes Fellknäuel zwischen ihren Beinen tanzte.

„Buddy!", begrüßte Skinner den Hund atemlos und fuhr sich mit den Fingern durch die verwuschelten Haare. Auch Justus zog schnell sein Shirt wieder herunter, das Skinny im Eifer des Gefechtes hochgeschoben hatte. „Ich bin mal kurz weg", flüsterte Justus und stahl sich in den Tunnel, der in ihre Zentrale führte. Auf keinen Fall wollte er, dass Peter und Bob Skinny und ihn in Flagranti erwischten. Er wollte diese Seite ihrer Freundschaft noch ein wenig geheim halten. Nicht, weil er sich schämte. Dazu gab es keinen Grund. Es war eher so, dass er keine Lust darauf hatte, zu erklären, was das zwischen ihm und Skinny war.

Seit dem Ende ihres Falls trafen sie sich regelmäßig, um zu tüfteln, zu reden oder einfach nur nebeneinander auf dem Bett zu liegen und zu schweigen. Skinny saß dann meistens an seinem Handy und Justus las ein Buch. Oft hatte dann einer von ihnen irgendwann genug und begann den anderen zu küssen oder zu streicheln. Justus hatte eine Weile gebraucht, bis er sich daran gewöhnt hatte, doch dann hatte er auch selbst immer öfter die Initiative ergriffen. Und trotz des gelegentlichen Rummachens gab es auch Tage, an denen keiner so recht Lust auf den anderen hatte. Dann sahen sie sich nicht oder Skinny ging nach ein paar Stunden in sein Quartier. Und für sie beide war das in Ordnung.

Hätte er Bob davon erzählt, hätte er gewusst, was er dazu gesagt hätte: „Wollt ihr nicht lieber eine richtige Beziehung haben? Hast du denn keine Angst, dass Skinny auch noch andere neben dir hat? Eine Beziehung wächst doch erst, wenn man eine tiefe Bindung aufgebaut hat."

Und Peter? Der würde trotz ihrer inzwischen gegenseitigen Akzeptanz nur ungläubig den Kopf schütteln und sagen: „Justus, wo hast du deine Würde gelassen. Skinny? Also im Leben nicht!"

Mit diesen Gedanken stieg Justus über die Luke in den Wohnwagen ein und begab sich dann durch das kalte Tor wieder nach draußen. Seine Freunde waren schon auf dem Weg zur Veranda, wo seine Tante einen leckeren Kirschkuchen aufgetischt hatte. Skinnys Blick verfolgte ihn grinsend und auch Justus musste sich zusammennehmen, um sich nicht zu verraten. Bob hatte sowieso schon seit einiger Zeit dieses Schmunzeln auf den Lippen, wenn er Justus und Skinny zusammen sah. Ob er etwas ahnte?

„Hi Kollegen, gibt es was Neues bei euch?", fragte er interessiert, als er sich zu ihnen an den Tisch setzte.

„Allerdings", meinte Bob ernst. „Ich habe die Karte gefunden! Und ich frage mich, warum ihr uns nicht schon viel früher gesagt habt, dass ihr nicht vorhattet, sie an Inspektor Cotta auszuhändigen."

Justus starrte erst Bob an und dann Skinny. „Was meint Bob damit? Wie kommt er darauf, dass wir die Karte verstecken." Skinny sah Justus entschuldigend an.

„Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass sie noch hier ist. Im Krankenhaus sagtest du, dass sie verschwunden ist und da habe ich angenommen, dass Officer Johnson sie bei meiner Entführung entwendet hat. Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, zu überprüfen, ob sie noch im Versteck ist."

„Du hattest sie versteckt? Wo denn?", fragte Justus.

Skinny grinste. „Das soll dir Bob lieber selbst erklären." Bob grinste nur und stellte die alles entscheidende Frage: „Was machen wir jetzt damit?"
Justus' Augen leuchteten.
„Wir werden sie natürlich nach Hinweisen auf ein Geheimnis untersuchen. Kollegen, ich brauche mal wieder einen neuen Fall!"

...

Drei ??? (3) - EscapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt