Kapitel 19

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Auf der Wache angekommen, werde ich erstmal von Jacky empfangen.
"Hallo, Ellis", begrüßt sie mich lächelnd.
"Hi", sage ich leise, und wir marschieren den Gang in Richtung Gemeinschaftsraum entlang.
"Paula hat dich schon informiert, nehme ich mal an."
"Ja."
"Dann weißt du also auch, was wir heute machen werden?"
"Ähm, ne. Das nicht."
"Oh, dann erzähl ich es dir am Besten. Also, wenn du nichts dagegen hast, kommst du vormittags mal zu einem echten Einsatz mit. Du sitzt dann mit uns im RTW und schaust dabei zu, wie wir unseren Job so machen. Heute Nachmittag sind ein paar von uns zum Tag der offenen Tür der Feuerwehr eingeladen, wo wir auch Einblicke in unsere Einsatzwägen geben werden und den Jüngeren unsere Arbeit erklären. Wär das auch was für dich?"
NEIN.
Doch weil ich heute nicht in der Stimmung für lange Konversationen bin, nicke ich.
"Klingt cool", kann ich noch herausbringen. 


Irgendein Melder geht los, und Franco gibt mir ein Zeichen, dass ich ihm möglichst schnell folgen soll.
Ich jogge ihm und Jacky hinterher, bis wir an einem Rettungswagen in einer Garage ankommen. 
"Steig vorn bei Franco ein!", rufst Jacky mir noch zu, und ich tue wie geheißen.
Mit hoher Geschwindigkeit und Blaulicht und Sirene fahren wir durch die Straßen Kölns. 
Ich bemühe mich, den Funkspruch zu verstehen, schaffe es aber nicht.
Durch die Windschutzscheibe sehe ich, wie die Fahrzeuge vor uns an den Rand fahren und somit für uns eine Rettungsgasse bilden.
Und in dem Moment kommt mir ein seltsamer Gedanke:
Wieso tun sie das?
Natürlich ist die Antwort logisch.
Es steht in der Straßenverkehrsordnung.
Die Fahrer müssen sich dran halten.

Aber da ist noch etwas.
Sie sind keine Arschlöcher. 
Es gibt Leute, die keine Arschlöcher sind.
Menschen, die keine Arschlöcher sind.
Ohne zu wissen wieso, trifft mich diese Erkenntnis wie ein Schlag.
Wie lange habe ich gedacht, dass ich Menschen nicht vertrauen kann?
Dass sie Arschlöcher sind; dass jeder etwas Böses in sich haben muss.


Das Quietschen der Bremsen reißt mich aus meinen Gedanken.
Wir sind da.
Franco und ich steigen aus.
Wir sind an einem See.
Und überall laufen Polizisten herum.
Suchhunde.
Und in all dem Trubel entdecke ich plötzlich eine Gestalt am Seeufer.
Wir nähern uns ihr - und dann erkenne ich sie.

Es ist Noah.



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SCHÖNE FERIEN!!


Und wenn es kein morgen gibt? - ASDSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt