Liebe Ellis,
es tut mir wirklich leid, was du gerade durchmachen musst.
Wenn es irgendetwas gibt, worüber du reden möchtest: Du kannst mir jederzeit schreiben; ich werde versuchen, dir schnellstmöglich zu antworten.
Wegen deines abgebrochenen Praktikums habe ich mich bereits mit deiner Schule in Kontakt gesetzt. Deine Lehrkräfte und wir von der Wache werden versuchen, dir trotzdem eine angemessene Zeugnisbemerkung dazu zu schreiben. Die Beurteilung hast du ja schon bekommen.
Bitte melde dich, wenn du das Bedürfnis dazu verspürst.
Paula und Phil
Ich starre auf die Nachricht. Lese sie mir mehrmals durch, in der Hoffnung, ihren Inhalt realisieren zu können.
Irgendwann lasse ich mein Handy in meinen Händen sinken und lege es weg.
Es bringt ja nichts, weiter auf armselige Art und Weise mir Messages durchzulesen, die alle lediglich dasselbe beinhalten.
Es tut mir leid. Du kannst dich bei mir melden. Es wird besser. Alles wird gut.
Sowas halt.
Schön, dass es den Leuten leidtut.
Schön, dass sie mir ein offenes Ohr anbieten.
Schön, dass sie mir Hoffnung machen wollen.
Schön, dass sie glauben können, alles würde gut werden.
Zwanzig Minuten später liege ich immer noch im Bett. Die letzten fünfzehn Minuten lang habe ich lediglich die Decke angestarrt und nach irgendwelchen Gefühlen in mir gesucht. Und nichts gefunden.
Ich bin leer.
Und weil ich es nicht länger ertragen kann, einfach nur nichts zu tun, mache ich mal wieder mein Handy an und versuche nebenbei, Tori und mich auf meinem Hintergrundfoto zu ignorieren. Ich weiß nicht genau wieso, aber ich öffne Instagram.
Schlechte Idee.
Fast lasse ich mein Handy aus der Hand fallen.
Es ist nicht so, dass ich vergessen hatte, dass Noah und Dad beerdigt werden müssen. Es war zu erwarten, und trotzdem hatte ich es verdrängt.
Mir wird schlecht beim Gedanken, dass bei der Trauerfeier so viele Menschen dabei sein werden. Erstens hasse ich Menschenmassen so oder so schon, und zweitens will ich meine Ruhe haben, wenn ich... wenn ich mich von meiner Familie verabschieden muss.Ich scrolle weiter, in der Hoffnung, von etwas abgelenkt zu werden.
Aber nein, es wird nicht besser.Irgendwelche Celebrities, die vorgeben, einen perfektes Leben zu führen. Vielleicht tun sie es auch.
Irgendwelche Leute von meiner Schule, die Fotos teilen, auf denen sie mit Freunden zu sehen sind.
Milas Story verrät mir, dass sie heute mit Svea und ein paar Jungs unterwegs war. Als ich erkenne, wer diese Jungs sind, würde ich am liebsten mein Handy aus dem Fenster schmeißen.
Es sind Fabian, Emir und Felix aus unserer Klasse.
Die Sorte Mensch, die gerne "schwul" als Schimpfwort benutzt und Nicht-Heterosexuelle verachten.
Die Sorte Mensch, die man auf fast jeder Party antrifft.
Die Sorte Mensch, die auf diesen Partys bekifft und betrunken rumschreit.
Und somit die Sorte Mensch, die ich abgrundtief hasse.Hassen ist kein schönes Wort, hat mein Ethiklehrer dieses Schuljahr mal gesagt. Und abgrundtief hassen ist dementsprechend auch keine schöne Bezeichnung. Im Grunde hat er ja Recht. Aber Fabian, Emir und Felix sind schlimm. Und der Fakt, dass Mila und Svea - die beiden Mädels in meiner Klasse, von denen ich dachte, sie seien etwas wie Freunde - mit ihnen abhängen...
Ich könnte kotzen.
Denn die zwei wissen, wie sehr ich diese Typen nicht leiden kann. Und dass ich ihre Ansichten definitiv nicht vertrete.Völlig aufgelöst schließe ich Instagram, öffne WhatsApp und klicke Mila in der Chatübersicht an.
Ohne weiter darüber nachzudenken tippe ich auf das Videoanrufs-Symbol und warte ab.Sie geht ran.
"Hi Ellis, ist was?", fragt sie.
Unschuldig.
Sie versucht, unschuldig zu klingen.
Als ob sie nicht weiß, was sie getan hat.
"Ellis?"
Ihre Stimme.
Ich wünschte, ich könnte sie jetzt treffen und ihr persönlich ins Gesicht schreien.
"Ellis, was ist los? Sag doch was, du siehst total fertig aus."
Ich atme tief durch.
"Haben du und Svea eigentlich irgendein Konzept, was Freundschaften angeht?!", fahre ich sie an.
"Was... Ellis..." Sie ist verwirrt. Am liebsten würde ich lachen.
"Mila Reinhardt-Macek, du bist eine schlechte Freundin. Genau wie Svea. Geht und rennt euren Jungs hinterher. Es reicht mir."
Und mit diesen Worten lege ich auf und blockiere sowohl Mila als auch Svea.
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I'm back lol
Meinen Fingern geht's wieder gut yayy
Vorschläge, was sonst noch so passieren soll? :)
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Und wenn es kein morgen gibt? - ASDS
Fiksi Penggemar~TW: Psychische Probleme, mit Fokus auf Angst- und Essstörungen~ Der fünfzehnjährigen Ellis steht ein Schülerpraktikum bevor - und das beim Roten Kreuz in Köln. Dort verhält sie sich vorerst zurückhaltend, sarkastisch und pessimistisch - wie immer...