Seit Ravyn sich unserer Gruppe angeschlossen hat, herrscht ein unangenehmes Schweigen, das nur hin und wieder von leisem Tuscheln unterbrochen wird. Da wir die Hauptstraßen meiden, begnen wir nur wenigen Leuten, von denen uns niemand Beachtung schenkt. Doch das ist gut und genau unser Ziel. Wir wollen nicht entdeckt werden, das ist das Letzte, das wir gebrauchen könnten.Natürlich kommen wir dadurch auch langsamer vorwärts. Nyma Taësi ist ringförmig um den Palast aus Glas und Splittern angeordnet und die verschiedenen Gesellschaftsschichten steigen ab, je weiter entfernt man sich vom Palast befindet. Die einzige Ausnahme bilden die wenigen, breiten Hauptstraßen, an denen sich Händler und Reisende tummeln und auf denen man am schnellsten zum Palast gelangt. Ich bin nur selten dort gewesen... Sobald ich wieder kann, muss ich mit Lurai und Runa dorthin.
Als hätten wir uns telepathisch verständigt, lassen wir uns etwas zurückfallen. Weil wir bloß zwei Pferde für sechs Personen haben, führen wir Flynn und Duchess neben uns her. Die beiden tragen das Gepäck, sind darüber allerdings glücklicher als sie es mit uns zu sein scheinen. Mittlerweile kann ich mir nicht vorstellen, Flynns Leine aus der Hand zu geben - Vor Duchess weiche ich jedoch nach wie vor zurück.
»Was haltet ihr von diesem Ravyn?«, meint Lurai mit gesenkter Stimme. Ihr Blick zuckt nicht einmal zu uns, ihre Lippen bewegen sich so wenig, dass ich kurz denke, mir ihre Worte eingebildet zu haben.
»Was soll ich von ihm schon halten? Die Prinzessin hat ihn geschickt, um uns zu töten«, schnaubt Runa, »Und die ganzen Waffen, die er trägt, machen ihn nicht unbedingt vertrauenswürdiger.«
»Aber er hat Recht«, muss ich Partei für den Assassinen ergreifen, »Hätte er uns umbringen wollen, hätte die Prinzessin unsere Köpfe schon längst.«Ein Schaudern durchfährt Runa, als sie sich das Szenario offensichtlich vorstellt.
»Und wenn die Prinzessin ihn bloß geschickt hat, damit er unser Vertrauen erhält?«, bringt Lurai ein. Ihr Blick scheint Ravyns Rücken mit Pfeilen aus Skepsis zu durchbohren.
»Möglich. Aber was hätte sie davon? Wir sind vermutlich die einzigen, die von ihrer wahren Absicht wissen, sie will uns alles andere als lebendig haben«, murmele ich. Oder sie plant wieder irgendetwas anderes, doch egal, wie ich die Situation drehe und wende, mir fällt kein Grund ein, weshalb sie uns nicht töten möchte. Sympathie mir gegenüber? Ich bezweifle es.
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the iceflowerprincess | slow updates
FantasiSie wird sich holen, was ihr zusteht. ── Am Tag der Krönung der Eisblumenprinzessin führt der Zufall ihre Zofe Leytun zu einem großen Geheimnis - Verantwortlich für die Lähmung des Eiskristallprinzen, der Kronprinz und eigentlich der Thronfolger, is...