Kapitel 9: Unwetter und Erkenntnis

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Schweigend standen Bazz und ich nebeneinander, während der Regen auf uns hinab prasselte. Das Plätschern des Wassers verschluckte jegliches Geräusch und verursachte eine angenehme Stille. „ Wir sollten zurückkehren, Lady Katharina." „ Sollten wir, doch ich möchte noch einen Moment lang diese freundliche Ruhe genießen." „ Prinz Sidon wartet bereits auf eure Rückkehr." „ Wenn du möchtest, kannst du dich bereits auf den Rückweg machen und ihm ausrichten, dass er mich am Stausee antreffen kann." „ Prinz Sidon gab mir den Befehl, für eure Sicherheit zu sorgen, Lady Katharina." „ Wie bereits erwähnt, befindet sich kein einziges Monster in der Nähe. Kehre ins Dorf zurück und sei unbesorgt, mir wird nichts geschehen. Dies verspreche ich dir.", sprach ich und schenkte dem Zora ein Lächeln, um ihn zu versichern, dass es in Ordnung wäre, wenn er sich auf den Weg mache. Es dauerte einen Moment, bis Bazz sich vor mir leicht verbeugte und danach den Rückweg zum Dorf einschlug. Ich dagegen ließ meinen Blick erneut über den östlichen Stausee wandern, bevor ich mich am Rand des Stegs setzte und mich langsam ins Wasser gleiten ließ. Zu meiner Verwunderung saugte sich meine Rüstung keineswegs mit voll, wie ich es sonst gewohnt war, sodass ich annahm, dass es am neuen Stoff lag, welchen die Zoras zum Nähen benutzt hatten. Lächelnd schwamm ich ein wenig hinaus, bis ich beschloss mich im Wasser treiben zu lassen. Mein Blick wanderte zum Himmelszelt hinauf, wo ich dunkle Wolken erkennen konnten und wusste, dass es auch in den nächsten Stunden nicht aufhören würde zu regnen. Schmunzelnd dachte ich an den Tag zurück, wo Link zum ersten Mal an einer glitschigen Felswand hinuntergerutscht war, während für mich dies kein Hindernis dargestellt hatte. Leichte Wellen rissen mich aus den Gedanken und signalisierten mir unbewusst, dass jemand oder etwas in meine Richtung schwamm. Kaum hatte ich meinen Blick vom Himmel abgewandt, entdeckte ich einen gewissen Zora Prinzen. „ Du solltest nicht schwimmen, das Wasser ist viel zu kalt, Katharina." „ Sei unbesorgt, es ist nicht zu kalt. Ich hätte eine Frage an dich. Wie konntest du so zügig hier sein? Bazz ist erst vor wenigen Augenblicken losgelaufen." „ Ich wusste, dass ihr hier sein würdet und hatte mich bereits auf den Weg gemacht." „ Verstehe und dann bist du Bazz begegnet, welcher dir mitteilte, dass du mich hier antreffen kannst." „ Auch ohne seiner Bestätigung, hätte ich gewusst, dass ich dich hier antreffe. Du suchst oft diesen Ort auf." „ Er ist einer der wenigen Orte in Hyrule, wo ich mich ein wenig heimisch fühle. Es muss für dich merkwürdig klingen, doch obwohl ich die Heldin von Hyrule bin, fühlt es sich für mich an, als gehörte ich keinem Volk an." „ Dies ist nicht wahr, Katharina! Du gehörst zu uns, zum Volk der Zoras. Ich woll-" „ Wir müssen aus dem Wasser.", unterbrach ich ihn, als ich Donner in der Ferne vernahm. Einen Moment lang starrte Sidon mich verwundert an, bis er zu verstehen schien und mit mir zügig in die Richtung Ufer schwamm. Dort angekommen half mir der Prinz der Zoras aus dem Wasser hinaus, weshalb ich ihm als Dank ein Lächeln schenkte, bevor ich mich nach einem Unterschlupf umsah. Diesen fand ich zügig, da sich ein Felsvorsprung in unserer Nähe befand. Erneut ertönte Donner über unsere Köpfe, sodass wir uns mit schnellen Schritten in Sicherheit brachten. „ Wie es aussieht, wird das Gewitter noch eine Weile andauern. Hoffentlich ist Bazz rechtzeitig im Dorf angekommen." „ Ihr scheint euch gut zu verstehen.", hörte ich den Prinzen sagen, sodass ich mich zu diesem umdrehte. „ Wir haben oft gemeinsame Gesprächsthemen, zudem würde ich sagen, dass wir Freunde sind.", erklärte ich sachlich, während ich das Wasser aus meinen Haaren wrang. Verwundert sah ich, wie Sidon sich hinsetzte und gegen die Steinwand lehnte, bevor er seine Hände nach mir ausstreckte. „ Komm her, Katharina.", sprach mein Gegenüber, obwohl es sich für mich eher wie ein Befehl anhörte. Ich zögerte einen Moment, was nicht unbemerkt blieb, da Sidon seine Hände sinken ließ. Um ihn das Gefühl zu geben, dass er nichts Falsches getan hatte, begab ich mich zu ihm und setzte mich auf seinen Schoß. Sogleich schlang Sidon seine Arme um meinen Körper, sodass ich gezwungen war, mich gegen seinen Brustkorb zu lehnen. „ Du riechst nach Regen.", vernahm ich seine Stimme, nachdem er seinen Kopf in meine Halsbeuge abgelegt hatte. Bevor ich eine Chance hatte darauf etwas zu erwidern, hob der Prinz seinen Kopf wieder, drehte mich leicht in seiner Richtung und zog mir mein Hemd über den Kopf. „ Sidon?" „ Deine Wunde, sie blutet.", kaum hatte der Prinz der Zoras dies ausgesprochen, wanderte mein Blick zu meiner linken Schulter. Der Verband, welcher einst weiß war, war mittlerweile in Blut getränkt und hatte sich rötlich gefärbt. „ Oh.", entkam es mir, da ich keine Schmerzen verspürte. „ Ich werde dich zurück zum Dorf tragen." „ Damit würdest du uns nur in unnötige Gefahr bringen, Sidon. Es einzelner Blitz würde mit höher Wahrscheinlichkeit dein Leben beenden und mich schwer verletzten. Verzeih mir, dass ich dies ausspreche, aber Zoras sind nicht gerade bekannt dafür immun gegen Blitze zu sein. Begib dich meinetwegen nicht in Gefahr." „ Wenn es nötig wäre, würde ich mein Leben für dich lassen, Katharina." „ Das ist mir bewusst und deshalb muss ich dich davon abbringen, dich in Gefahren zu bringen. Also sei unbesorgt, denn ich werde an dem Blutverlust nicht sterben und erzähle bitte Bazz hervor nichts. Er wird sich die Schuld dafür geben, immerhin hattest du ihm den Befehl gegeben, für mein Wohlergehen zu sorgen." „ Du weißt darüber Bescheid?" „ Gewiss, denn seien wir ehrlich, Bazz würde niemals freiwillig versuchen mich zu überreden im Dorf zu bleiben.", erklärte ich, bevor ich begann den durchnässten Verband zu lösen und ihn fest auf die Wunde zu drücken. Es schmerzte, doch ich würde es für einige Zeit aushalten. „ Zudem ist mir bewusst, dass du dich um mich sorgst und deshalb solch einen Befehl ausgesprochen hast." „ Ich möchte nicht, dass du dich übernimmst, Katharina." „ Sei unbesorgt, dies werde ich nicht, versprochen."

Langsam ließ ich den durchtränkten Verband sinken, nachdem die Verletzung aufgehört hatte zu bluten und spürte dennoch weiterhin den Blick des Zora Prinzen auf mir. Anstatt ich darauf anzusprechen, drehte ich mich vorsichtig um und blickte hinaus ins Freie, wo das Wetter sich keineswegs verbessert hatte. „ Wie es aussieht, sitzen wir hier erstmal für eine unbestimmte Zeit fest, Sidon." „ Mein Angebot, dich ins Dorf zu tragen, steht weiterhin." „ Dies weiß ich wirklich sehr zu schätzen, dennoch sollten wir lieber abwarten, bis sich das Wetter verbessert hat.", erklärte ich dem Prinzen und fühlte keinen Moment später erneut seine Hände auf meiner Hüfte. Sanft drückte Sidon mich erneut an seinen Brustkorb, bevor er seine Arme um meinen zierlichen Körper schlang. „ Der Regen, er erinnert mich an den Tag, als wir uns das erste Mal trafen. Wie Link und du zu uns ins Dorf gekommen seid und wie du Muzu angeschrien hast, als er unseren gemeinsamen Freund für den Tod meiner Schwester verantwortlich machen wollte. Ich bewundere dich bis heute dafür, wie du dich für Link eingesetzt hast." „ Es gleicht an einem Wunder, dass dein Vater mich damals nicht aus dem Dorf verbannt hat." „ Mein Vater könnte dich niemals verbannen, niemand von uns könnte dies, selbst Muzu nicht, auch wenn er es niemals zugeben würde. Du scheinst es nicht bemerkt zu haben, aber sein Groll gegen euch Hylianer ist verschwunden." „ Und dennoch scheint es mir so, als könnte er mich nicht ausstehen." „ Das ist nicht wahr, Muzu zeigt es zwar nicht, doch er hat dich im Dorf akzeptiert. Alle haben dies. Das wäre etwas, was ich dich fragen wollte, wozu hast du Stoff bestellt?" „ Woher weißt du dies?", stellte ich die Gegenfrage und war sehr auf die Antwort des Prinzen gespannt, da ich erst vor wenigen Stunden die Bestellung aufgegeben hatte. „ Cleff bat mich um Erlaubnis, den Gemach betreten zu dürfen, sobald die Bestellung eingetroffen ist." „ Verstehe und nun möchtest du wissen, woher ich die Schneiderpuppe und die Stoffe benötige." „ Unter anderem, aber vor allem stelle ich mir die Frage, weshalb du mich nicht darum gebeten hast." „ Weshalb sollte ich dich deswegen aufsuchen? Es ist eine belanglose Bestellung, zudem ist dir doch bekannt, dass ich gerne nähe.", kaum hatte ich dies ausgesprochen, wurde mir eines bewusst. Sidon entscheidet über meinen Kopf hinweg.

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