Kapitel 12: Pflichten als Ausrede

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Der Mond leuchtete in seiner vollen Schönheit am Himmelszelt, als ich hinaus ins Freie trat und spürte sogleich einen kalten Windhauch an meiner Wange. „ Kalt.", murmelte ich, rieb mir die Hände und ließ meinem Blick vor einen kurzen Moment umherschweifen. Es war still um Dorf geworden, verständlich, schliefen die meisten Zoras bereits und würden erst in den frühen Morgenstunden erwachen. Für mich war dies allerdings der perfekte Zeitpunkt, konnte ich doch ungestört umherwandern, ohne dabei einen gewissen Prinzen an meiner Seite zu haben. Ungewollt entkam mir ein Seufzen über die Lippen, als meine Gedanken, wie so oft in der letzten Zeit, zu Sidon wandern. Der Prinz der Zoras schlief friedlich vor sich her und ahnte nicht, dass er, sobald er erwacht war, eine Standpauke von mir hören würde. Wahrscheinlich war ihm nicht bewusst gewesen, dass er durch deine Aktion unsere Situation keineswegs verbesserte, sondern verschlimmerte. Mir war nicht entgangen, dass das Volk der Zoras bereits hinter unseren Rücken über uns tuschelte. War es doch mehr als Offensichtlich, dass ihr Prinz zu sehr genoss an meine Seite zu sein und mich förmlich mit Geschenken übergoss. Meine neue Rüstung und vor allem das Zorasymbol auf meinem Hemd, zeigten dies deutlich. Unwillkürlich wanderte mein Blick zu meinem bandagierten, linken Unterarm, wo der blutige Bissabdruck weiterhin zu erkennen war. Sidons Zähne hatten sich Zentimeter tief in mein Fleisch gebohrt, sodass die vielen, kleinen Wunden einige Zeit benötigen um zu heilen. Nur dank eines Tranks, welchen ich eingenommen hatte, waren die fürchterlichen Schmerzen, welche die beiden Wunden verursachten, auszuhalten. Von all dies wusste Sidons nichts, verschwieg ich es ihm doch bewusst. Der Prinz würde sonst von Schuldgefühlen zerfressen werden und dies wiederum könnte ich nicht ertragen. Schritte ertönten und holten mich aus meinen Gedanken. Im ersten Moment nahm ich an, dass Sidon oder Bazz mich aufsuchen würden, desto wundert war ich, als ich Amol auf mich zukommen sah. „ Lady Katharina, sie sollten zu solch später Stunde nicht draußen sein. Euch könnte etwas geschehen.", sprach die rote Zoradame, bevor sie vor mir zum Stehen kam. „ Es rührt mich, dass du dich um mich sorgst, dennoch ist dies nicht nötig." „ Ihr habt zwei Verletzungen und müsst euch schonen, Lady Katharina.", kaum hatte Amol dies ausgesprochen, wurde mir bewusst, dass sie womöglich über alles informiert war. Verständlich, war sie doch die Sekretärin der königlichen Familie. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war ihr auch bekannt, von wem die Bisswunde am Unterarm stammt. „ Dies werde ich, wenn die Zeit dafür gekommen ist, Amol. Mir ist bewusst, dass ihr alle euch um mich sorgt, doch dies ist nicht notwendig. Diese Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich und werden in naher Zukunft verheilt sein. Gewiss, werden Narben zurückbleiben, doch diese werde ich mit Stolz tragen, genauso wie die, die in den nächsten Jahren zugekommen werden.", erklärte ich sachlich, obwohl ich es langsam Leid war, mich für meine Lebensweise verteidigen zu müssen. In ganz Hyrule war ich als Heldin bekannt und dennoch verstanden viele nicht, weshalb ich das Kämpfen nicht aufgab. Es gehörte für mich zum Alltag dazu, genauso wie durch die Gegend zu wandern. „ Ich verstehe. Bitte verzeiht die Frage, doch habt ihr Prinz Sidon gesehen?" „ Er befindet sich schlafend in meinem Gemach und bevor ihr alle etwas Falsches von mir denkt, ich habe ihn dort aufgefunden." „ Wir würden niemals schlecht von euch denken, Lady Katharina. Ihr seid der ganze Stolz des Zoras Reiches." sprach die Zoradame, bevor sie sich leicht vor mir verbeugte und ihres Weges ging.

Nachdenklich saß ich auf einer der vielen Stufen, die hinauf zum Thronsaal führten und ließ meinen Blick über das Dorf und die Landschaft gleiten. Amols Worte hatte so aufrichtig geklungen, so als wäre ich wirklich der ganze Stolz des Zorareiches, was mich wiederum verwirrte. Sollte dies nicht eigentlich ihr Prinz sein? Denn Sidon gehörte zu der Königsfamilie und war vor allem, im Gegensatz zu mir, ein Zora. Er hatte ein Anrecht darauf, als Stolz seines Volkes betitelt zu werden, nicht ich. Einen Moment lang blieb ich noch an Ort und Stelle sitzen, bevor ich mich erhob und hinunter zur Göttin Statue lief. Dort angekommen, faltete ich meine Hände zusammen, schloss meine Augen und fing an zu beten und obwohl ich mich darauf konzentrierte, spürte ich wie jemand neben mich trat. „ Wie ich sehe, bist du erwacht.", meinte ich zu Sidon, nachdem ich meine Augen geöffnet und mich zum Prinzen umgedreht hatte. „ Verzeih, ich wollte dich nicht beim Beten stören." „ Dies hast du nicht." „ Ich habe dich bislang nie beten sehen, Katharina." „ Es kommt nicht oft vor, dass ich die Göttinnen um Hilfe bitte. Doch sprechen wir nicht darüber, sondern, dass du in meinem Gemach geschlafen hast. Darf ich erfahren, weshalb du dort warst?" „ Bist du wühtend auf mich?" „ Um ehrlich zu sein, ein wenig, denn es schickt sich nicht, dass du in meinem Gemach und vor allem in meinem Bett schläfst, Sidon." „ Ich verstehe nicht, warum du dies als schlimm empfindest, Katharina. Wie ich gesehen habe, schläft Link auch bei dir." „ Link ist aber kein Prinz, der bald heiraten wird. Da wir bereits bei diesem Thema sind, dein Vater wird meiner Bitte nachkommen, allerdings unter einer Voraussetzung. Du musst ihn darum bitten.", kaum hatte ich dies ausgesprochen, herrschte Stille, da Sidon schwieg. Still schweigend standen wir nebeneinander, bis mein Körper mir signalisierte, dass er sich nach Ruhe sehnte. Dies wiederum war für mich das Zeichen, das Schweigen zu durchbrechen. „ Wenn du mich entschuldigst, ich würde mich gerne hinlegen." „ Katharina, bitte einen Moment. Mich verlässt das Gefühl nicht, dass du weiterhin wütend auf mich bist." „ Sag mir, weshalb möchtest du deinen Vater nicht darum bitten?" „ Als Prinz habe ich gewisse Pflichten, wie mein Volk zu beschützen, wie dich zu beschützen, Katharina. Ich habe bereits einmal versagt, ein zweites Mal soll dies nicht geschehen." „ Du vergleichst Äpfel mit Birnen, Sidon! Niemand, wirklich niemand spricht davon, dass du deiner Pflicht als Prinz nicht nachgehst. Das, was ich jetzt sage, mag hart für dich klingen, doch Mipha hätte jede Chance ergriffen aus Liebe heiraten zu dürfen.", und damit drehte ich mich um und ließ den Prinzen alleine bei der Göttinnen Statue zurück.

Tage vergingen, in denen ich Sidon nicht zu Gesicht bekam und dennoch machte ich mir keine Sorge um ihn. Wahrscheinlich dachte er über mein Gesagtes nach und war unschlüssig, wie er sich entscheiden sollte. Ich dagegen nutze die Zeit und verbrachte viel Zeit mit den Kindern, welche mich regelrecht vergötterten. „ So meine Kleinen, genug für heute. Die Sonne geht bereits unter, zudem ist bald Schlafenszeit für euch.", sprach ich zu den Zorakindern, welche sich daraufhin bei mir verabschiedeten und zurück zu ihren Müttern gingen. Lächelnd blickte ich ihnen nach, bevor ich meinen Namen vernahm und keinen Moment später Cleff auf mich zukommen sah. „ Lady Katharina, ich wollte euch mitteilen, dass eure Bestellung eingetroffen ist. Ich habe sie in eurer Gemach bringen lassen." „ Ich danke dir vielmals dafür, Cleff." „ Ihr braucht euch dafür nicht zu bedanken, Lady Katharina. Solltet ihr noch etwas brauchen, könnt ihr mich jederzeit aufsuchen." „ Das werde ich und nochmals danke.", bedankte ich mich nochmals bei Cleff, bevor ich mit zügigen Schritten in die Richtung meines Gemachs lief. Alleine der Gedanke daran, endlich wieder selbst nähen zu dürfen, erfüllte mich mit Freude. Am liebsten hätte ich vor Freude aufgeschrien, nachdem ich mein Schlafgemach betreten und meine Bestellung erblickt hatte, doch mir war bewusst, dass ich damit nur unnötige Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde. Zügig und dennoch leise, schloss ich die Tür hinter mir, bevor ich zu den Stoffen lief, die ordentlich nebeneinander auf dem Bett lagen. Neben diesem stand eine schneeweiße Schneiderpuppe, welche nur darauf wartete, dass ich anfing zu schneidern. Endlich war es so weit, endlich konnte ich ein Hochzeitskleid nähen. 

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