21. Wiedersehen

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<flashback>

Hinter ihm raschelte es, Storm fuhr herum. Nur um glühend rote pupillenlose Augen zu sehen die ihn aus dem hohen Gras her anstarrten.

<flashback ende>

"Hallo Storm", Storm zuckte bei dem Klang der tiefen, bedrohlichen Stimme zusammen, er hatte sie schonmal irgendwo gehört. Sein Nackenfell stellte sich auf und er knurrte, als er sich langsam von der Stimme entfernte. "Du willst schon gehen? Ich bin doch gerade erst gekommen. Das macht mich aber traurig", sagte die Stimme höhnisch. Storm wollte weiter zurück gehen, doch er fühlte sich wie eingefroren, er konnte keinen Muskel bewegen. Um ihn herum war alles still geworden. Totenstill, nicht mal mehr das Rauschen des Windes war zuhören, obwohl der Wolf die starken Böen immer noch fühlen konnte. Die Augen kamen näher und näher, bald würden sie den Schatten des Grases verlassen. Storm starrte einfach nur, die Furcht stand ihm ins Gesicht geschrieben. Als die Stimme wieder anfing zu sprechen: "Schau mich nicht so an. Freust du dich nicht mich endlich wieder zu sehen, Storm? Es ist doch schon viel Zeit vergangen, seit unserem letzten Treffen." Der Wolf konnte sich immer noch nicht bewegen, aber er zwang sich trotzdem der Stimme zu antworten: "Ich kenne dich nicht! Und das ist auch kein Wiedersehen." Er hatte die leise Hoffnung, er könne Zeit durch ein Gespräch gewinnen. "Och Wölfchen. Du verletzt meine Gefühle.", die Stimme lachte, "Ich habe dir doch schon letztes mal gesagt das du mich kennt... kannst du dir den gar nichts merken? Nur weil du meinen Namen nicht kennst, heißt das noch lange nicht, dass du mich noch nie gesehen hast." Zu Storms Enttäuschung blieben die Augen beim Antworten nicht stehen, sondern gingen stetig weiter auf ihn zu. Der Wolf versuchte sich einen Plan auszudenken, aber er schaffte es nicht einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. Er wollte nochmal versuchen die Stimme in ein Gespräch zu verwickeln. Doch in dem Moment indem er zum Sprechen ansetzte, errichten die Augen das Ende des Gestrüpps. Ein riesiger Löwe trat aus dem Schatten heraus und Storms Herz setzte einen Schlag aus. Er kannte diesen Löwen wirklich, es war der gleiche dunkelbraune Löwe, wie der den er nach Shadows Geschichte gesehen hatte. Der Wolf konnte sogar die angelegten Flügel erkennen, wenn er genau hinschaute. "Na, hast du mich endlich erkannt? Wie schön." "Lass mich in Ruhe!", Storm versuchte tapfer zu wirken, doch er konnte das Zittern in seiner Stimme nicht unterdrücken. "Und was wenn nicht?", der Löwe hatte sein Gesicht zu einem verrückten Grinsen verzogen. "Dann... Dann werden die anderen dich in Stücke reißen!" "Ha...hahahahaha!", der Löwe brach in schallendes Gelächter aus, "Du bist lustig! Welche anderen? Du hast wirklich ein schreckliches Gedächtnis. Erinnere dich doch mal an den heutigen Tag zurück. Wer von deinen kleinen Freunden ist denn noch da? Dieser eigebildete Heuchler von einem Geparden? Der war ziemlich platt, wenn ich mich richtig erinnere." Storm schluckte, er wollte sich nicht erinnern. Der Löwe sprach weiter: "Oder was ist mit dieser verräterischen Löwin? Das Gift einer Perisik Drachenechse führt in wenigen Minuten zum Tod... tragisch. Bleibt wohl nur noch die kleine Nala. Ich weiß nicht wir gut sie Verletzungen wegsteckt, aber ich glaube mit Genickbruch ist laufen etwas schwer. Oder siehst du das anders?" Storm schwieg. "Dacht ich's mir doch. Du bist ganz allein. Niemand wird kommen um dich zu retten." Mittlerweile stand der Löwe fast direkt vor ihm. "Unsere kleine Unterhaltung hat mir zwar sehr gefallen, aber es wird Zeit nun auch den Letzten von euch Nervensägen zu erledigen.", mit diesen Worten hob der Löwe seine Pranke und holte aus, um Storm den Gnadenstoß zu verpassen. Als plötzlich ein Blitz die Dunkelheit erhellte und ein ohrenbetäubendes Donnergrollen die Stille zerriss. Das helle Licht und der Lärm weckten Storm aus seiner Starre, er duckte sich unter dem Schlag weg, drehte sich um und rannte so schnell er konnte nach Norden.

Seine Pfoten folgen über den Boden, Gras und Gestrüpp peitschten ihm ins Gesicht, aber er ignorierte alles, er rannte um sein Leben. Der Löwe war kurz verwirrt gewesen, doch Storm hörte wie er die Verfolgung aufnahm. Der junge Wolf hetzte durch das Gras, sein Atem jagte. Der Löwe war ihm dicht auf den Fersen. Storm nutze seine geringe Größe zu seinem Vorteil, in dem er Haken schlug und beabsichtigt enge Kurven lief, um seinen Verfolger abzuschütteln. Es half zwar den Löwen auf Abstand zu halten, aber er konnte ihn einfach nicht abhängen. Das Gras wurde kürzer. Der Wind schlug ihm ins Gesicht. Storm rannte. Die Luft wurde feuchter. Der Wind trieb eine Regenwand direkt auf ihn zu. Er rannte weiter. Er sah einen Fluss vor sich. Der Regen hatte ihn erreicht. Der Wolf rannte trotzdem weiter. Der Fluss war ausgetrocknet. Der Regen durchnässte sein Fell. Storm schlitterte das Flussufer herunter. Der Regen hatte das Flussbett durchweicht. Der Schlamm bremste ihn zwar aus, aber er gab nicht auf. Der Wolf watete durch den Matsch und kämpfte sich auf der anderen Seite wieder hoch. Erschöpft zog er sich komplett nach oben, die Pfoten voller Schlamm und das Fell schwer vom Regen. Ihm war kalt, sein Atem ging schnell. Mühsam rappelte Storm sich wieder auf, er konnte den Löwen nirgends entdecken, also verlangsamte er sein Tempo ein bisschen.

Trotzdem lief er immer noch weiter nach Norden. Plötzlich griff ihn etwas von der Seite an. Lightning! Der Wolf schaffte es gerade so dem Löwen auszuweichen. "Du hattest ihn fast!", diese Stimme gehörte Smoke. Storm rannte wieder los. "Hinterher!", die beiden nahmen die Verfolgung auf. Die Jagt begann aufs Neue. Auch wenn die beiden nicht so schnell wie der riesige Löwe waren, hatte Storm trotzdem Probleme, er spürte wie seine Energie nachließ. Seine Lunge brannte. "Nicht so schnell!" Der Wolf machte eine Vollbremsung, vor ihm stand der riesige Löwe. Wie war der denn hier her gekommen? Da wurde es Storm klar, das vor ihm war nicht nur riesiger Löwe, die Schuppen, die Flügel und die Zacken das... Das war ein Dämon! "Wow, du hast es endlich begriffen. Vielleicht bist du ja doch nicht so dumm. Aber das ist dein Ende" Ich bin eingekesselt was mache ich jetzt? Der Wolf schaute sich um, vor ihm war der Dämon und hinter ihm standen Smoke und Lightning, letzterer sah aus als würde er sich auf einen Sprung vorbereiten. Da kam Storm eine Idee. Als der sandfarbene Löwe absprang, wich er zur Seite aus, was damit endete, das der Löwe in den Dämonen krachte und so Storm die Chance gab in Richtung See zu fliehen. "DU IDIOT! RUNTER VON MIR!", der Dämon war wütend, sehr wütend, "IHR SEIT ZU NICHTS ZU GEBRAUCHEN!" Der Dämon breitete seine Flügel aus und flog dem Wolf hinterher. Dieser hatte den Fluss erreicht und stellte mit Erschrecken fest, dass sich dieser in einen reißenden Strom verwandelt hatte. Der Dämon hatte ihn eingeholt. Er hat mich. Ich bin verloren. Wortlos holte der Dämon aus und ließ seine Pranke auf Storm niedersausen. Der Wolf spürte einen stechenden Schmerz, dann wurde alles Schwarz.

~*~

"Storm! STORM! Wach auf!"

Mystiks - wilde GewässerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt