Prolog

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Ein kleiner rabenschwarzer Wolf mit einem weißen Fleck auf der Brust streifte durch das hohe Gras der Steppe. Er erinnerte sich an nichts, weder wo er war noch wie er hierhergekommen ist. Er tapste weiter und schaute sich erstaunt und zugleich auch ein wenig ängstlich um. Das gelbliche, trockene Gras, das bei jedem seiner Schritte leise raschelte, war so hoch, dass er kaum darüber schauen konnte. Doch trotzdem wusste er irgendwie wo er hinmusste. Er lief weiter, seine Pfoten verursachten ein leises trommeln auf dem Boden. Nach einiger Zeit zeichnete sich die Silhouette eines Dorfes in der Ferne ab. Er lief darauf zu, warum, war ihm nicht bewusst, aber es fühlte sich richtig an. Das erste was er von der Siedlung sah, waren die noch qualmenden Ruinen von Häusern, die von dem Mond in ein weißliches Licht getaucht wurden. Der kleine Wolf sah sich um. Die Ruinen standen in einem Kreis um eine erloschene Feuerstelle, alles war von einem kaputten Zaun umgeben. Innerhalb des Zaunes war kein einziger Grashalm zusehen, der Boden war bedeckt von aufgewühlten, dunkelbraunen und an manchen Stellen, rußgeschwärzten Sand. Er reckte die Nase in die Luft, es roch nach verbranntem Holz, konnte jedoch nicht den Geruch von Lebewesen ausmachen. Der Wolf lief nun auf die alte Feuerstelle zu. In dem Steinkreis lag ein bisschen Asche, aber das war ihm egal. Er war so müde und der Steinkreis rahmte die Stelle so schön ein, dass es wie ein willkommener Schlafplatz aussah. Also legte er sich hinein und rollte sich zusammen. Er spürte die Wärme, die von der Restasche ausging, das hieß zwar, dass hier vor nicht allzu langer Zeit Menschen gewesen waren, aber darüber machte er sich jetzt keine Gedanken, dafür war er zu klein und zu müde. So schlief er ein und driftete ab in das Land der Träume.

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