Kapitel 2

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»Willkommen im Paradies«, sagten Jeremy und James wie aus einem Mund.
Ungläubig verließ ich bei Lena untergehakt den Bootssteg. Ich träumte, ich war wirklich im Paradies.
Wenige Meter weiter wurden wir offiziell in Empfang genommen. Wie paralysiert folgte ich den Worten der Empfangsdame, nur wenig blieb hängen, doch ich nickte unablässig.
Keine Ahnung, wie ich zu meiner Hütte kam.
Mit offenem Mund stand ich auf einem riesigen mit Schilf und Palmenblättern überdachten Balkon, blickte von einer kleinen Anhöhe direkt aufs türkisblaue Meer und kniff mich selbst.
»Aua.« Kein Traum.
Überwältigt ließ ich mich auf einer Rattansofa nieder und schaute mich um. Rechts und links große, dichte Palmen. Keine weitere Hütte in Sichtweite.

Flankiert von Lena und Artemis schlenderte ich etwas später über schmale verzweigte Wege zwischen unzähligen Palmen.
»Über die komplette Insel sind Unterkünfte verteilt«, berichtete Artemis.
»Am Hauptstrand gibt es eine Strandbar und eine Lounge sowie ein Restaurant. Irgendwo soll es auch einen Wellnessbereich geben«, fügte Lena hinzu.
»Und es soll versteckte Plätze für Liebesspiele geben«, kicherte Artemis. »Im Prospekt stand allerdings nur:
›Geht auf Erkundungstour, es ist für jeden Geschmack etwas dabei.‹, ganz schön heiß der Gedanke.«
Bei tropischen Temperaturen folgten wir weiter den Wegen unter dem schattigen Palmenblätterdach und schauten uns um.
An einem kleinen abzweigenden Pfad stoppten wir.
›Cave of Love‹ stand auf einem hölzernen Pfeil.
Artemis und Lena grinsten sich an.
»Schön für euch, dass eure Lover mit auf der Insel sind«, motzte ich und drehte mich zum Gehen.
»Sorry, Holly. Du wirst auch auf deine Kosten kommen«, versprach Artemis.
»Ja, am besten mit einem ›Sex on the Beach‹, ihr findet mich den Rest des Urlaubs an einer der Bars«, antwortete ich schnippisch.
»Sex on the Beach? Gut möglich«, murmelte Lena, doch ich reagierte nicht darauf und stapfte davon.

Immer noch wütend ließ ich mich an der Strandbar auf einem Hocker direkt am Tresen nieder, griff nach der Cocktailkarte und studierte sie. Neben mir stand eine junge Frau und musterte mich offensiv, doch ich ignorierte sie.
»Noch ein Blue Lagoon«, bestellte sie beim Barkeeper ohne den Blick von mir abzuwenden.
Langsam hob ich meine Augenbrauen und senkte die Karte.
Ihre rechte Hand streichelte sanft meine Wange, fuhr abwärts über meinen Hals, tiefer über mein Dekolleté.
Überrascht und mit angehaltener Luft verharrte ich, als ihre Fingerspitzen über mein Top direkt um meine Brustwarze kreisten. Mein Körper reagierte unweigerlich auf ihre Berührung und sie grinste.
Mein Herz hämmerte wild in meinem Brustkorb.
»Es macht dich an«, flüsterte sie.
»Sicher nicht«, antwortete ich grob.
»Dein Körper sagt was anderes.« Keck zwinkerte sie mir zu, nahm zwei der inzwischen drei vor uns stehenden Cocktails und wandte sich ab.
Mein Blick folgte ihr. An einem Tisch stellte sie beide Gläser ab und setzte sich breitbeinig auf den Schoß des am Tisch sitzenden Mannes. Begierig schlang er seine Arme um sie, packte fest ihren Hintern und beide verfielen in einen überaus leidenschaftlichen Kuss.
»Macht dich das heiß?«, fragte viel zu rau eine Männerstimme.
Erschrocken drehte ich mich und sah mich selbst in den verspiegelten Gläsern einer Pilotenbrille.
»Nein«, erwiderte ich hastig.
»Ich könnte schwören doch«, gab er zurück.
Seine Stimme ließ einen Schauer über meinen Rücken rieseln und mein Herz stolperte.
»Ich könnte es sogar beweisen«, sprach er weiter.
»Sicher nicht.«
»Oh doch.« Leicht beugte er sich noch näher zu mir, strich mit einem Finger sanft über meinen Oberschenkel und raunte:
»Könnte ich, wenn meine Hand zwischen deine Schenkel gleiten, meine Finger dein Höschen beiseiteschieben und in dich eintauchen würden. Ich wette, du bist so feucht, dass ich problemlos tief in dich hineingleiten könnte.«
Kurz japste ich auf und ließ mich vom Hocker gleiten. Mein Herz wummerte, Hitze überflutete mich und ich flüchtete.

Über einen unbeabsichtigten Umweg erreichte ich meine Hütte. Zittrig schob ich die Schlüsselkarte in den Schlitz und lehnte mich einen Augenblick später atemlos an die Türinnenseite.
»Shit«, fluchte ich leise. »Was passiert hier bitte mit mir?«
Kalt Duschen, dachte ich und riss mir das Top und Shorts vom Leib.
Immer noch zitternd stellte ich mich unter den kalten Wasserstrahl und wartete, bis sich mein Innerstes beruhigte.
Langsam öffnete ich die Lider und erlitt den nächsten Schock. Erst jetzt sah ich, dass mein Bad keine geschlossenen Wände besaß. Ich blickte, wie vom Balkon, direkt aufs Meer und rechtsseitig auf das Rattansofa, auf dem ich vorhin saß.
Nackt verließ ich die Dusche, legte mich auf eine der beiden Sonnenliegen und schloss die Augen.
Wohin bitte hatten mich meine Freundinnen entführt?
Es kam mir vor wie Fantasy-Island a la Hugh Hefner.
Um meine Gedanken in eine andere Bahn zu lenken, sprang ich auf, schnappte mir meinen Koffer, hievte ihn aufs Bett und packte aus. Die warme Luft trocknete blitzschnell meine nasse Haut und im Nu waren meine Kleider auf Bügeln verteilt. Ich zog eine der Schubladen auf und mir klappte die Kinnlade herunter.
»Echt jetzt?« Leise verfluchte ich Lena und Artemis. Schwungvoll schob ich sie wieder zu und öffnete die Nächste. Diese erwies sich als inhaltslos und ich ordnete meine Wäsche darin ein.
Etwas später waren die restlichen Klamotten verstaut, der Koffer entleert und das Bett wieder frei.
Verstohlen blickte ich auf die erste Schublade und zog sie erneut auf. Mit schiefgelegtem Kopf schaute ich auf den Inhalt. Zögernd wühlte ich mich durch ein Potpourri an Sexspielzeug. Vibratoren, Dildos, Satisfyer, Handschellen, Fesselbänder, Nippelklemmen und weitere Toys, alles in durchsichtigen Hygieneverpackungen verschlossen. Zum Schluss fischte ich eine eingeschweißte Preisliste hervor und lachte laut auf.
›Ah ja, wo andere Hotels ne Minibar haben, gibts hier also einen kleinen Sexshop‹, dachte ich.
Kurzerhand entschied ich mich für einen Vibrator und einen Womanizer. Grinsend entfernte ich die Schutzverpackungen und hieß meine zwei neuen Freunde willkommen. Mit beiden legte ich mich zurück auf die Sonnenliege.





Verlockung im ParadiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt