Kapitel 7

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Mit nackten Füßen lief ich durch den warmen Sand, hin und wieder schwappen Ausläufer von Wellen über sie und ich sammelte ein paar Muscheln. 

Am Zielpunkt begrüßten mich Miles und Mira.

»So unsere Aufgabe heißt also eine Sandburg bauen«, sagte Mira.

Ich kicherte. »Das hab ich zuletzt als Kind gemacht.«

»Ja, ich auch«, erwiderten beide, wie aus einem Mund.

»Na dann, ans Werk«, sagte ich lachend.

Nach über einer Stunde beäugten wir unsere Sandburg, besser gesagt unsere Sandskulptur. Vor uns lag eine lebensgroße Meerjungfrau und um sie herum kleinere Fische. Aus der Tasche meiner Shorts holte ich die Muscheln hervor und verzierte ihre Schwanzflosse. Mira sammelte ein paar Steine und die Fische bekamen noch Augen.

»Wollen wir zur Strandbar? Was essen und trinken?«, fragte Miles anschließend.

»Klar gern«, antwortete ich. Mira lehnte überraschend ab.

Nun gut. Gemeinsam mit Miles saß ich allein in der Bar, wir bestellten einige Kleinigkeiten zum Essen und einen Krug Wasser.

»Gefällt es dir hier, Holly?«

»Ja, es ist wie im Paradies.«

»Und die Spiele?«

Hitze stieg ungewollt in mir auf. »Sind aufregend und neu für mich. Und wie ist es bei dir?«

»Ich mag sie auch. Vor allem das Unverbindliche daran.«

Seine Hand legte sich auf meine. Sacht entzog ich sie ihm.

»Miles, wir sind Arbeitskollegen, ich kann das nicht. Auch wenn's unverbindlich wäre.«

»Schade, aber okay. Ich kann's ein bisschen verstehen«, sagte er achselzuckend. »Aber zusammen essen und quatschen?«

Laut lachte ich. »Ja, klar das geht in Ordnung.«

»Bleibst du bis zum nächsten Treffen hier mit an der Bar?«, fragte er, nachdem der Tisch abgeräumt war.

»Nein, ich geh noch ein Stück allein spazieren«, erwiderte ich und verabschiedete mich. »Bis später dann.«

Lächelnd lief ich am Strand entlang und erst jetzt fiel mir auf, dass ich die letzten Stunden, weder an Sex noch an meinen Ex denken musste.

Ich hatte einfach nur Spaß.

Eine Bewegung zwischen ein paar Palmen zog unerwartet meine Aufmerksamkeit auf sich.

Langsam lief ich in die Richtung.

Verwundert betrachtete ich die schwingenden Seile und Gurte, die an einer schrägen ausladenden Palme hingen. Mit einem Schlag wurde mir bewusst, was das hier war. Erneut wallte Hitze in mir auf und ich wandt mich schnell ab. Hatte ich mich nicht vor paar Minuten noch gefeiert nicht an Sex gedacht zu haben? 

Ein raues Lachen ließ mich zusammenfahren und ich sah Rodney unweit breitgrinsend in einer Hängematte liegen.

Lässig schob er seine Sonnenbrille nach oben und mein Herz hüpfte innerhalb von Sekunden ein weiteres Mal unregelmäßig.

»Schon mal auf so ner Schaukel geschaukelt?«, fragte er rauchig.

»Ich denke, aus dem Alter fürs Schaukeln bin ich raus«, erwiderte ich.

Heiser lachte er auf. »Ich denke, du hast das richtige Alter erst erreicht.«

Flüssige Lava ergoss sich in mir und ich glühte wie ein Feuerball.

Mit einem Satz stand er vor mir und flüsterte: »Ich mag deine zarte Röte auf deinen Wangen, denn sie verrät, dass du genau wie ich auf solche Dinge stehst.«

»Träum weiter«, sagte ich und drehte mich zum Gehen.

»Werd' ich, von dir und mir, solange bis wir es gemeinsam ausprobieren«, raunte er.

Mit rasendem Herz drehte ich mich zurück. »Was war eigentlich deine Aufgabe heute?«

»Dich im Blick zu behalten«, antwortete er. »Eure Sandskulptur ist übrigens gut geworden. Und ich habe wohlwollend mitbekommen, dass du Miles hast abblitzen lassen«, redete er weiter.

»Spionierst du mir nach?« Pures Entsetzen sprach aus mir.

»Nein, ich habe nur meine Aufgabe erfüllt.«

»Lächerlich. Die hast du dir wahrscheinlich nur ausgedacht.«

»Wollen wir wetten?«, fragte er stattdessen.

Unüberlegt und von meiner Ansicht überzeugt entgegnete ich: »Was ist der Wetteinsatz?«

Sein Grinsen löste ein Kribbeln in mir aus. »Der Wetteinsatz ist ausgiebiges Schaukeln. Wenn ich recht habe und es meine Aufgabe war, kommen wir gemeinsam zurück und ...«

»Danke meine Fantasie reicht aus«, entgegnete ich keuchend und lief davon.

Rodney arrangierte ein Treffen.

Etwas nervös betrat ich die klimatisierte Lounge und ging zum runden Tisch, an dem bereits Artemis, James, Lena und Jeremy saßen.

»Komm her«, sagte Lena und klopfte auf die Sessellehne des Sessels neben sich.

»Geht es dir besser?«, fragte James, als ich mich setzte.

»Ja, etwas.«

»Du wolltest eine Frage loswerden.« Kam er ohne Umschweife auf den Punkt des Treffens.

»Ich möchte wissen, ob Rodneys heutige Aufgabe war, mich im Blick zu behalten«, sagte ich gerade heraus und sah ihm fest in die Augen.

Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, antwortete er:

»Das war sie und wird sie auch bleiben.«

»Wa... Was?«

»Seit vorgestern Abend ist es seine Aufgabe«, fügt er hinzu.

Mein Hirn ratterte. Vorgestern Abend. Er war mir also höchstwahrscheinlich zum Baumhaus gefolgt.

»Er ist also nur in meiner Nähe, weil es seine Aufgabe ist?«, fragte ich scharf.

»Er ist in deiner Nähe, weil ER es sich zu seiner Aufgabe gemacht hat und ich zugestimmt habe.«

Verwirrt schluckte ich. Lena reichte mir ein Wasserglas.

»Ich ... ich verstehe nicht.«

James stand auf und sagte: »Ich denke, Artemis und Lena können es erklären.« Jeremy erhob sich ebenfalls und die beiden verließen die Lounge.

Verlockung im ParadiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt