Kapitel 5

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Abends saßen wir gemeinsam am langen Holztisch und James erkundigte sich nach den Aufgaben.
»Der Pavillon steht. Komplett mit seinem Strandbett«, sagte Sam.
»Und wir haben es ausgiebig auf Standfestigkeit getestet«, tönte Joy lachend. »Dankeschön für die nette Box mit den Kondomen und den köstlichen Gleitgelen.«
Hitze überflutete mich und ich war mir sicher, dass mir die Röte im Gesicht stand. Beschämend blickte ich nach unten.
Himmel, nie im Leben hätte ich mich hinreißen lassen sollen. Aber es war eine völlig neue Erfahrung; A) mit einer Frau intim zu sein und B) es zu dritt zu tun. Es war verführerisch, ekstatisch und explosiv. Mehrfach kamen wir drei auf unsere Kosten. Der Gedanke an die Stellungen und an unsere verschlungenen, erhitzten Körper ließ meine Mitte wellenartig pulsieren und zugleich wollte ich mich in Luft auflösen.
Zu sehr mit mir selbst beschäftigt bekam ich die Aufgabe des anderen Teams nicht mit. Erst als James Stimme ertönte, war ich geistig wieder anwesend.
»Direkt nach Sonnenuntergang treffen wir uns alle an der Strandbar. Zu ein paar Spielen«, sagt er grinsend.

Das Essen war vorbei, ringsum lichteten sich die Plätze, doch ich blieb sitzen und wartete, bis sich alle zerstreuten.
Mit aufgewühlten Gefühlen verweilte ich.
Warmer Atem streifte plötzlich mein Nacken.
»Hast du dich von Sam ficken lassen?«, raunte grollend eine Stimme. Ein Schauer jagte mir über die Wirbelsäule und mein Puls raste.
Nein, hatte ich nicht, dachte ich. Denn es gab auch andere Möglichkeiten. Doch ich blieb stumm.
Seine Hand fuhr von hinten über meinen Hals, umschlossen meine Kehle an der Vorderseite und drückte leicht zu.
Statt Unbehagen verspürte ich eine unerwartete Erregung. Seine zweite Hand legte sich unter mein Kinn und schob meinen Kopf nach hinten, streckte meinen Hals bis ich seinen Bauch berührte und unsere Blicke sich trafen. Dunkel blickte er herab, lustvoll zuckte mein Körper.
»Hat – Sam – dich – gefickt?« Jedes Wort betonte er hart und sein Griff wurde fester. Erneut zuckte mein Körper.
Seinen Blick standhaltend schüttelte ich ganz sacht den Kopf.
Langsam beugte er sich zu mir und raunte: »Ich werde ihn fragen. Du gehörst mir, verstanden?«
Er löste den Griff und verschwand.
Keuchend und schluckend versuchte ich meinen abermals bebenden Körper zu beruhigen.
Normalerweise hätte ich jedem entgegengeschleudert, dass ich nur mir selbst gehöre sonst niemanden, aber er löste in mir völlig unbekannte Gefühle aus.

Niemand widersetzte sich Anweisungen von James McKinlay, damit brach ich eine Spielregel.
Doch mir war nicht nach erotischen Spielen an der Strandbar. Stattdessen suchte ich auf der Resortkarte nach einem Rückzugsort und fand ihn.
Ein kleines Baumhaus. Versteckt und nicht sofort ersichtlich. Als ich oben ankam, zog ich die Strickleiter hinauf. Schnell fand ich einen passenden Platz, um den atemberaubenden Sonnenuntergang zu genießen.
Wehmut zupfte an meinem Gemüt und meine Gedanken kreisten in der Vergangenheit.
Inzwischen war es dunkel und ich lag ausgestreckt auf einer großen Matratze unter einem Moskitonetz. Das Dach war verglast und ich sah Tausende Sterne am Himmelszelt. Zikaden zirpten entfernt ihre Klagelieder.
Tränen bahnten sich ihren Weg und ich ließ sie laufen.
Alles überforderte mich gerade und ich wollte zurück nach Hause, in meine gewohnte Umgebung.
So verführerisch hier alles war, befürchtete ich, mich selbst zu verlieren. Alles war ein inszeniertes Spiel und hatte nichts mit der Wirklichkeit oder Gefühlen zu tun.
Und ich fühlte, viel zu intensiv für einen Mann, den ich nicht kannte.
Klar könnte ich mir fast drei Wochen den Kopf frei vögeln lassen, aber so war ich nicht.
Was wäre, wenn meine Beziehung nicht in die Brüche gegangen wäre?
Wie nach einem tosenden Orkan brach alles um mich herum zusammen und ich hatte die Vorboten nicht kommen sehen oder wahrgenommen.
Schnell schob ich die schmerzenden Gedanken weiter.
Tränen, so viele Tränen rollten erneut.
Von Schluchzern geschüttelt schlief ich ein.

Keuchend wachte ich in der beginnenden Morgendämmerung auf und schlug mir die Hände ins Gesicht.
Wilde, hemmungslose Orgien hatten mich in den Schlaf verfolgt, bis ich in die dunklen Augen von Rodney geblickt hatte.
Eiseskälte durchlief meinen Körper, als mich seine Worte, wie Eissplitter trafen.
›Ich sagte, du gehörst mir. Wie ich sehe, bist du allerdings meiner nicht würdig.‹ Angewidert hatte er mich stehen lassen und ich erstarrte zu einer Eisfigur.
Erneut wischte ich mir übers Gesicht und hielt die Luft an.
Es klang, als würde jemand unweit von mir atmen.
Ganz vorsichtig drehte ich mich und sah ihn mit angezogenen Knien auf dem Boden sitzen, die Arme lagen locker ausgestreckt auf ihnen und sein Blick durchbohrte mich wie ein glühender Speer.





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