Elizabeth

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"Und dann...dann haben sie mich angeschrien, weil sie der Meinung waren, dass uns etwas hätte passieren können. Sie waren so sauer! Du hättest ihre enttäuschten Gesichter sehen sollen, als sie mich gefragt haben, wieso ich erst so spät komme. Und als sie dich dann gesehen haben, haben sie zuerst gedacht, du wärst bewusstlos", schluchzte ich in die Schulter meiner besten Freundin, die mir schuldbewusst über den Rücken fuhr.

Meine Eltern hatten mir gestern eine riesige Standpauke gehalten, wie unverantwortlich wir uns verhalten haben und mir eine Woche Hausarrest aufgebrummt, was sie eigentlich noch nie gemacht haben.

Mittlerweile war es schon Mittag und ich erzählte Helene gerade über mein Leid und die Sache, die sie gestern verpasst hatte.

"Oh Gott, dass tut mir so Leid! Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen, Ellie! Wirklich nicht!", sie drückte mich fester an sich, damit ich mich beruhigte.

"Wieso hast du mich nicht zu Hause abgesetzt?", fragte sie.

"Dann hättest du Ärger von deinen Eltern gekriegt und ich weiß doch selber, dass sie richtig streng sind", ich hob mein verheultes Gesicht und hätte fast über mich selber gelacht. Ich war so eine Heulsuse geworden.

"Zum Beispiel: Ich wollte doch ein Mal bei dir übernachte, aber deine Mutter wollte nicht, weil wir bei der letzten Übernachtung bis spät in die Nacht geredet haben und nicht geschlafen haben", ich schniefte leise.

"Stimmt, aber du kennst mich doch. Ich schaffe es immer, dass sie die Strafe verkürzen. Sie wollten mir erst letzte Woche mein Handy für zwei Wochen abnehmen, weil sie der Meinung waren, ich würde zu viel an ihm kleben. Ich habe ihnen aber erklärt, wieso ich es so viel benutze und sie haben die Strafe auf nur zwei Tage verkürzt, weil sie trotzdem wollten, dass ich eine Lektion lerne und in Zukunft lieber was anderes unternehme. Also mach dir um mich keine Sorgen!", liebevoll strich sie mir über den Kopf und zupfte ein paar nasse Haarsträhnen aus meinem Gesicht.

"Und jetzt komm! Eine Packung Eis und ein Liebesdrama wartet auf uns!", sie zog mich an meinen Händen vom Bett runter und drückte mich aus meinem Zimmer, die Treppe runter und ins Wohnzimmer.

"Und meine Eltern?", flüsterte ich ihr ins Ohr. Ich wollte nicht, dass sie mich so verheult sahen.

"Keine Sorge, sie haben mir heute früh, als du noch geschlafen hast, erzählt, dass sie bis zum Abend arbeiten sind. Wir haben also freie Bahn!", sie stieß mich mit ihrer Hüfte an.

"Was sagst du zu Titanic?", fragte sie aufgeregt und ich musste schmunzeln. Helene war einfach unbeschreiblich!

"Eine gute Wahl!"

Und dann saßen wir auf dem Sofa, stopften uns mit ungesundem Süßkram und anderen Snack voll, während wir Rotz und Wasser heulten, als Jack verstarb.

Als der Filmspann lief, wendete ich mich an Helene, deren Augen schon ganz rot waren. Ich musste sie unbedingt was fragen.

"Du Helene? Erinnerst du dich eigentlich noch an gestern?", fragte ich.

Ihre Wangen verfärbten sich in ein helles Rosa und sie wandte verlegen den Kopf ab.

"Den Großteil schon, ja", antwortete sie.

"Dann kannst du dich also noch an den blonden Typen erinnern, der gestern mit dir getanzt hatte?"

Sie atmete zittrig ein und Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.

"Ja. Er hieß Ryan."

"Lief da was zwischen dir und ihm?", die Frage interessierte mich wirklich.

"Wir haben uns nur unterhalten und zusammen getanzt, mehr nicht", piepste sie. 

"Und glaubst du, du wirst ihn wieder sehen? Habt ihr Nummern getauscht?"

Helenes Lächeln fiel zusammen und ein trauriger Ausdruck erschien.

"Nein, leider nicht", ich sah, wie sie die Zähne zusammenbiss, dann hob sie aber den Kopf.

"Ist jetzt aber auch egal! Weiß du aber, was nicht egal ist? Genau, Kekse!"

Und das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. Wir sprangen beide vom Sofa auf, auf dem wir in eine Decke gekuschelt lagen und sprinteten in die Küche. Dabei versuchten wir, den jeweils anderen wegzuschubsen, damit man selber schneller dort ankam. Und ohne uns abzusprechen wussten wir, dass wir Schokoladenkekse machten, dessen Rezept wir irgendwann selber ausgedacht haben.

The taste of your lipsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt