Kapitel 8 - Wollte nie sein wie ihr.

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Nach ein paar Untersuchungen in der Notaufnahme bin ich schließlich im Krankenhaus gelandet.
Eine Schwester fährt mich tatsächlich im Rollstuhl in mein Zimmer. Im Rollstuhl! "Falls Sie wieder einen Schwächeanfall bekommen", hat sie gesagt.
"Mein Zimmer" strahlt so sehr, dass ich kurz die Augen zusammenkneifen muss. Dadurch, dass alles in weiß ist (Bett, Stuhl, Tisch, Boden und Wände) und auch noch die Sonne hereinscheint, wirkt es grell und tut in den Augen weh. Ein Bett steht einsam an einer Wand, direkt an einem riesigen Fenster platziert, gegenüber von Stuhl und Tisch, falls mal Besuch kommt.
Es gibt eine Tür zu einem kleinen Nebenzimmer, in dem sich eine Toilette, eine Dusche und ein Waschbecken befinden.
Die Schwester schiebt mich über die Türschwelle und stellt mich neben dem Bett ab. "Können Sie aufstehen?", fragt sie überfreundlich. Ich nicke und hieve mich aus dem Rollstuhl ins Bett. Tatsächlich fühle ich mich schwach. Ich habe das Gefühl, jeden Moment umkippen zu können, wenn ich stehe.
Ich wurde zum Notarzt eingeliefert, der erkannte, dass sich eine relativ hohe Dosis Schlaftabletten in meinem Magen befanden. Er sagte, die Menge der Tabletten wäre zwar mehr als man normalerweise nimmt, aber den Magen auszupumpen bräuchte man deswegen nicht. Sie wären ohnehin bald verdaut, und er gab mir anschließend ein Gegenmittel, das ich einnehmen sollte, wenn es mir nicht gut ging. Dann wurde ich ins Krankenhaus gebracht, um dort meinen "Rausch" unter Bewachung auszuschlafen.
Naja, und hier bin ich jetzt, in einem grell strahlendem Zimmer, und soll schlafen.
Und komischerweise fällt es mir nicht schwer.
Denn dieses Zimmer hier, so hässlich und langweilig es auch ist, gibt mir mehr das Gefühl, Zuhause zu sein als das Haus, in dem ich aufgewachsen bin und das mir eigentlich das Gefühl von Sicherheit geben sollte. Hier kann mir niemand was tun, allenfalls ich selbst.
Und mit diesen Gedanken schlafe ich ein.

Als ich wieder aufwache, ist mir schlecht. Ich muss einen starken Würgreiz unterdrücken. Ich versuche, meine Augen zu öffnen, aber es ist so hell. Immernoch. Oder schon wieder?
Ich lasse meine Hand unter das Bett gleiten, nach einem Eimer, einer Plastiktüte oder Ähnlichem tastend, und tatsächlich, sie greift etwas Rundes und zieht es hoch. Ich blinzele und erkenne verschwommen einen blauen Eimer.
Noch bevor ich daran denken kann, dass vielleicht etwas drin sein könnte, überkommt mich ein so starker Brechreiz, dass mein Mund sich öffnet, ich mich reflexartig aufsetze, den Eimer zu mir kippe und kotze.
Danach bin ich wieder total erschöpft und sinke in mein Bett zurück. Den Eimer stelle ich neben mein Bett. Ich fürchte schon, dass das nicht das letzte mal war, dass ich brechen musste.
Und ich schlafe wieder ein.

Hört ihr denn auf zu atmen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt