Erinnerungen.
Bilder fluten mein Gehirn. Sie wollen, dass ich sie sehe. Erinnerungen wollen behalten werden.
Die erste Erinnerung ist entstanden, als ich 4 war. Meine Grandma und ich sind im Zoo. Ich bin begeistert von den vielen unterschiedlichen Tieren. Am meisten jedoch fasziniert mich der Esel. Ja, ich weiß. Aber es ist nicht, weil er ach so schön aussieht oder so ein flauschiges Fell hat, sondern wegen den Worten von Grandma: "Das ist der Esel. Er erinnert mich jedes Mal wieder an deine Mutter. Dumm wie Stroh. Denkt nie über ihre Worte oder Taten nach. Überleg doch nur, wie sie dich behandelt..."
Grandma schüttelt den Kopf und schließt einen Moment die Augen. Dann öffnet sie sie wieder und lächelt mich an. "Also", sagt sie. "Wie heißt das Tier nochmal? Hast du es dir gemerkt, mein Schatz?"
Stolz nicke ich. "Esel!"
Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Mutter so aussehen soll. Ich dachte immer, sie sieht aus wie ich.
Aber Grandma hat Recht, meine Mutter ist wirklich manchmal böse. Manchmal schreit sie ganz doll, das ist so gemein, dabei mache ich nicht mal etwas.
Aber ich habe mich daran gewöhnt, meine Mutter ist nun mal so. Ich kenne sie nicht anders.
Die zweite Erinnerung. Ich erlebe meine Mutter zum ersten Mal bewusst betrunken. Sie stolpert gegen Möbel und redet ganz komisch. Und ganz laut. Sie sagt: "Ich kann nich' mehr... ich kann nich' mehr... ich wollte nie Kinder..." Dann schaut sie mich mit glasigen, traurigen, wütenden und hassenden Augen an. "Ich wollte dich nie!" Dann wird ihr Blick wieder leer und sie schwankt in die Küche, greift in den Kühlschrank und holt eine weitere Flasche Wein heraus.
Erinnerung Nummer drei. Die Bilder werden allmählich schneller. Und durcheinander.
Mein erster Kuss. Derek hat mich in den Park geführt, wo er später begraben liegen wird. Er hat eine Picknickdecke ausgebreitet. Wir sehen uns lange in die Augen - 7 Sekunden -, ich liebe seine Augenfarbe so... Sie kommen näher. Plötzlich ein leises Knistern zwischen uns - unsere Lippen berühren sich, bis wir sie öffnen und unsere Zungen spielen lassen.
Ich werde in der Grundschule gemobbt.
Grandma's Tod.
Mein Vater nachts in meinem Zimmer, meinem Bett. In mir.
Derek's Tod.
Die Menschen mit Fotoapparaten.
Ich, verzweifelt nach einem Ausweg suchend, mich ritzend.
Meine Hand voller Tabletten.
Das Badezimmer verschwimmt.
Und letztendlich ist da nichts mehr.
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Hört ihr denn auf zu atmen?
RandomHaley, 16 Jahre alt, hat jeden Grund, depressiv zu sein. Sie sieht ganz und gar keinen Sinn in jeglicher Art von Leben (schon gar nicht von ihrem eigenen) und ritzt sich. Nach einem Selbstmordversuch will ihre gleichaltrige Mitschülerin Hope ihr zei...