Kapitel 10

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"Hallo Paul", öffnete ich meine Tür und mein Ex-Mann trat ein

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"Hallo Paul", öffnete ich meine Tür und mein Ex-Mann trat ein.
In seiner Jeans sah er ungewöhnlich leger aus und ich freute mich über seinen Besuch sogar etwas.
"Hi Oliv", umarmte er mich und diesmal war es mir nicht unangenehm.
Er würde in wenigen Minuten seine Sexgeschichten vor mir auspacken, da sollte ich ein wenig netter zu ihm sein.
"Möchtest du etwas trinken? Ich habe Rotwein, Weißwein, Wasser, Bier und Kaffee", lächelte ich ihn an, während ich ihm den Platz auf meiner Couch anbot.
"Rotwein, gerne", setzte er sich hin und ich ging weiter in die Küche.
"Parkplätze sind bei dir wirklich Mangelware", begann er mit Smalltalk.
"Ja, da hast du recht, aber da ich kein Auto habe, betrifft mich das kaum", lächelte ich freundlich und schenkte ihm sein Glas halb voll.
"Ich weiss, so macht man das nicht, aber sei höflich", reichte ich ihm das Getränk.
In unserer Ehe hatte er immer gemeckert, als ich mehr als ein Achtel Wein ins Glas gab.
"Danke", schmunzelte er und schien sich auch daran zu erinnern.
"Willst du gleich starten oder vorher Essen bestellen?", erkundigte ich mich, wie die perfekte Gastgeberin, nach seinen Wünschen.
"Wenn ich dich einladen darf, würde ich gerne Sushi bestellen", lächelte er mich an.
"Ja, gerne. Ich weiß allerdings nicht, wo hier ein guter Lieferant dafür ist", gab ich zu bedenken.
Rasch zog er sein Handy hervor, "Ich hab da eine App. Die ist ganz neu. Da kann man Lieferanten nach Geschwindigkeit, Preis, Leistung und Geschmack bewerten, außerdem kann man Mahlzeiten für Obdachlose mitbezahlen und der Gastronom liefert sie an gemeinnützige Organisationen", zeigte er mir das sehr bunte Fenster, das sich jetzt öffnete.
"Dann vertrauen wir mal der Technik", gab ich ihm den Startschuss Sushi für uns zu bestellen und er tippte auf seinem Display herum.
Paul sah konzentriert in sein Handy und als ich ihn beobachtete, wurde mir klar, wie ich mich damals so schnell in ihn verlieben konnte. Seine ganze Körperhaltung strahlte etwas Freundliches und Starkes aus, seine grünen Augen leuchteten wenn er sich freute, und wenn er sich unbeobachtet fühlte oder sehr vertieft in etwas war, zog er seine Unterlippe immer wieder in den Mund und ließ sie dann langsam hinaus gleiten.
Seine Lippen waren etwas, das ich von Anfang an absolut anziehend fand und seine Küsse waren selbst nach 10 Jahren Ehe immer liebevoll oder sogar leidenschaftlich gewesen. Nie bekam ich einen schnellen Schmatzer im Vorbeigehen, immer nahm er sich diese eine Minute Zeit und küsste mich wie am ersten Tag.
"Welches willst du?", lächelte er breit.
"Lachs Sushi und Gurken Maki", riss ich mich wieder in die Gegenwart.
"Es gibt eine Box, reichen dir 12 Sushi und vier Maki?"
Als ich nickte, tippte er wieder auf der glatten Oberfläche herum.
Ganz kurz, aber wirklich nur eine Millisekunde, bereute ich unsere Scheidung, aber schnell fielen mir wieder die schlechten Dinge ein. Ich war in all den Jahren zu seinem Mutterersatz geworden und er konnte mich nicht mehr als Frau mit Bedürfnissen wahrnehmen, das war schwer. Zwar hatten wir einmal im Monat Sex, aber gut war der nicht. Selbst wenn ich mich schick für ihn machte, merkte er nur an, dass seiner Mutter diese Farbe auch gut stand und wenn ich mich nackt vor ihn stellte, sah er nicht hin. Aber auch ich nahm ihn für selbstverständlich und die letzten drei Jahre waren eher eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen, mehr war es nicht. Den Rest meines Lebens wollte ich aber nicht so verbringen. Ich wollte Leidenschaft, Liebe und Vertrauen. Nie war er eifersüchtig, nie begehrte er mich und nie gab er mir das Gefühl, schön zu sein. Er beschwerte sich bei mir über meine Eifersucht, die in den meisten Situationen aber begründet war. Er hasste meine unsichere Art bei Veranstaltungen, bei denen ich niemand kannte und zog meine Ruhe ins Lächerliche. Es verletzte mich sehr, dass er sich über meine Schwächen lustig machte.
"Es kommt in 30 Minuten", verkündete er freudig und ich nickte lächelnd.
"Cool. Wollen wir in der Zeit schon einmal beginnen?", animierte ich ihn.
Als er nickte, begann ich mit meiner ersten Frage und nahm das Gespräch mit meinem Handy auf, sollte ich mir etwas nicht merken können, wäre das meine Stütze.
Wir unterhielten uns über die Anzahl der Sexualpartner und ob er sich nur mit der Absicht nach Sex mit ihnen traf. Zu Beginn war ihm das noch unangenehm, aber als ich ihm versichert hatte, selbst schon einiges an Sex gehabt zu haben, begann er lockerer zu werden, fast ein bisschen prahlerisch.
Ich erzählte ihm von Marcus und Bruno, aber erwähnte nicht, dass ich beide gleichzeitig traf, das war mein kleines Geheimnis.
"Du forderst also Dinge ein, die du in einer Beziehung nicht wollen würdest?", schrieb ich mit und fasste die ersten Informationen kurz zusammen.
"Einfordern nicht, aber ja, ich tue Dinge, die wir nie getan haben", nickte er wieder unsicher.
"Was denkst du, wieso ist das so?", stellte ich meine Frage, aber wir wurden von der Ankunft des Essens unterbrochen.
"Nicht schlecht, 27 Minuten. Muss ich gleich bewerten", nahm Paul sein Handy hervor, während ich zur Tür ging und unsere Speisen entgegen nahm.
Während wir aßen, griff er meine vorherige Frage wieder auf, "Ich denke, ich war einfach dumm. In meiner nächsten Beziehung würde ich das nicht tun", nahm er dann sein Tunfischsushi in den Mund.
"Du kannst also jetzt Sex ohne Liebe haben? Oder war das immer schon so?", tunkte ich meinen Reis in Sojasauce.
"Ich glaube, das war immer schon so. Ich kann das gut trennen", sah er mich schuldbewusst an, als er wohl an seine Ausrutscher dachte.
"Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sprich weiter", animierte ich ihn zur Wahrheit.
"Ich glaube, es gibt Menschen, die das trennen können, wie mich, und es gibt Menschen, wie dich, die das nicht trennen können", sah er mich eindringlich an.
"Woran erkennst du Personen, die es nicht trennen können?", sah ich ihn etwas beleidigt an.
Woher sollte er wissen, dass ich einer von der anderen Sorte war?
"Du bist anders. Frauen, die es trennen können, sind anders. Sie sind selbstsicher und nehmen sich, was sie wollen", schob er sich wieder ein Butterfischsushi in den Mund.
"Also unsichere Menschen können das nicht?", setzte ich mich neugierig auf, seine Hobbypsychologie war beeindruckend.
"Sie brauchen den Schutz einer Beziehung, um sich gehen lassen zu können", aß er ruhig weiter.
"Woran erkennst du, dass eine Frau oder ein Mann nur an Sex interessiert ist? Oder machst du gleich nur solche Treffen aus?", wechselte ich das Thema, um es auf sich beruhen zu lassen.
"Ich hatte Dates mit der Absicht nach schnellem Sex, aber auch in Bars habe ich Frauen angesprochen. Frauen, die nur Sex wollen, gehen gleich auf Tuchfühlung. Sie sind direkter und wollen nicht viel reden", war er mit seinen Sushi fertig und widmete sich nun dem gebratenen Gemüse, "Es ist viel leichter an Sex, als an eine Beziehung, zu kommen", sprach er weiter, "Du wärst anders. Du würdest reden wollen und erwarten, dass man dir zuhört und Fragen stellt."
"Was ist daran falsch?", nahm ich es nun doch persönlich, da ich immer sein Beispiel für >Sex ohne Liebe geht nicht< war.
"Wenn ein Mann Sex will, will er nicht reden", schlussfolgerte er.
Interessiert nickte ich, konnte ihm aber nicht zustimmen.
Bruno und Marcus hatten mir zugehört, obwohl es von Anfang an nur um Sex ging, vielleicht war es etwas Anderes, weil wir uns nicht in einer Bar getroffen hatten und es bei drei Personen doch einen gewissen Draht geben musste.
"Okay, nur um zu sehen, ob ich dich richtig verstanden habe. Frauen, die reden, wollen Liebe. Frauen die berühren, wollen Sex?", versuchte ich zu lächeln.
"Ja", nickte er und war sich dabei so sicher.
"Okay, also wenn ich jetzt einfach aufspringe und meine Hand auf dein Bein lege, dann will ich was?", sah ich ihn neugierig an.
"Was?", schluckte er schnell.
"Wir haben jetzt geredet, also wenn ich dich jetzt berühren würde und vor dir zum Beispiel auf die Knie gehen würde. Was will ich dann? Was, wenn ich deine Hose öffne, deinen Schwanz herausnehme und an ihm lecke? Will ich dann nur Sex oder eine Beziehung? Liebe ich dich, nur weil wir vorher wie normale Menschen gesprochen haben?", hinterfragte ich seine Logik.
"Du würdest das nie tun", fasst er sich.
Langsam erhob ich mich und setzte mich ganz nah an ihn.
Meine Stimme war ruhig und leise, während ich meine Hand auf sein Bein legte, "Will ich Liebe oder Sex?", flüsterte ich an sein Ohr.
"Oliv, du bist seltsam", überspielte er diese Situation.
"Paul, ich will doch nur Sex ohne Liebe", lächelte ich und erhob mich dann.
Sein Blick ging mir nach, "Okay", nickte er, als hätte ich ihn wirklich gefragt.
"Nein. Du kannst das nicht bei mir", schob ich nun ihm den schwarzen Peter in die Schuhe.
"Wieso sollte ich das nicht können? Eine schnelle Runde und danach gehe ich", zuckten seine Schultern.
Meine Smartwatch vibrierte und ich sah eine Nachricht, >Bitte, schlaf nicht mit ihm<
Schnell sah ich aus dem Fenster und sah bei Bruno Licht, mehr aber nicht. Es war seltsam denn eigentlich war mein Nachbar auf Urlaub.
Kaum wollte ich nach meinem Handy greifen, sah ich, dass die Nachricht gelöscht worden war.
"Also?", sah Paul mich neugierig an.
Irritiert starrte ich aber nur auf das Display, "Warte bitte kurz", wandte ich mich meinem Ex zu und schrieb Marcus ein paar Fragezeichen.
Viel zu schnell bekam ich eine Antwort, >falsche Person, sorry<

>Bist du sicher?<

>Ja<

>Okay, dann schlafe ich jetzt mit meinem Ex<, war ich sauer denn ich glaubte ihm einfach nicht.
>Viel Spaß, sag mir nur bitte Bescheid ob mit oder ohne Gummi, meine Sicherheit ist mir wichtig<

>Okay, mach ich<

>Danke<
Wieder ging mein Blick zu Brunos Fenster, aber jetzt war alles dunkel.
"Oliv? Sex?", erinnerte Paul mich an seinen Vorschlag, aber ich schickte ihn nach Hause, "Ich habe alles, was ich brauche", ging ich zur Tür und war immer noch verwirrt.
"Du gibst mir also Recht und hast Angst dich wieder in mich zu verlieben?", war er sich so sicher.
"Nein, Paul. Ich werde dich nie wieder lieben", sagte ich müde, "Ich glaube nur nicht, dass du besonders gut bist", war jetzt Schluss mit Diplomatie.
"Okay, gute Nacht", ging er eingeschnappt und ich schloss die Tür.

>Marcus. War die Nachricht wirklich an jemand anderen?<, lag ich alleine in meinem Bett und konnte nicht schlafen.
Hatte er unsere Berührungen gesehen und war besorgt?
Ich war selbst schuld, was nutzten die besten Vorhänge, wenn man sie nie zuzog?
Antwort bekam ich keine und drehte mich die ganze Nacht unruhig hin und her.
Immer wieder sah ich auf mein Handy, aber bekam keine Nachricht von Marcus.

ZWEI sind besser als DREIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt