Kapitel 9

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Am Montag ging Evelyn mit einem mulmigen Gefühl ins Büro.
Sie wusste nicht, wie sie Aiden gegenüber treten sollte. Er war ihr Chef, aber dennoch fühlte sie sich zu ihm hingezogen und hatte ihn am Samstag sogar geküsst.
Was sollte sie jetzt machen? Wie soll sie sich jetzt ihm gegenüber verhalten? Diese Fragen gingen ihr die ganze Zeit durch den Kopf, als sie auf dem Weg ins Büro war.
Die Begrüßung der Empfangsdame, war ihr morgendliches Ritual, jedoch wurde sie heute morgen mit einem missbilligen Blick begrüßt.
Evelyn konnte sich das nicht erklären, denn bisher wurde sie immer freundlich zurück gegrüßt.
Was war da los, fragte sie sich.
Sie ging zum Aufzug und fuhr nach oben.
Dort machte sie ihre morgendliche Routine.
Als sie aus Aiden's Büro kam, setzte sie sich an den Laptop.
Sie schaute sich den Terminkalender an und überprüfte die E-Mails.
Aiden stieg mit einem grimmigen Gesichtsausdruck aus dem Fahrstuhl und ging aufs sie zu.
"In zehn Minuten in meinem Büro", sagte er knapp.
Evelyn schaute auf und wunderte sich, über seinen Tonfall.
Gestern hatten sie noch telefoniert, so wie Aiden es versprochen hatte.
Sie redeten über alles und waren sich einig, dass sie das, was sie hatten, im Moment geheim halten wollten, bis sie wussten, wie es weiter geht.
Aiden war freundlich und höflich zu ihr.
Ganz anders, wie jetzt gerade.
"Hab ich was falsch gemacht?", murmelte Evelyn vor sich hin.
Sie konnte sich keinen Reim darauf bilden, warum Aiden sie gerade so angepampt hatte.
Nach zehn Minuten stand sie auf und klopfte an seine Tür. Sie betrat das Büro.
Aiden saß an seinem Schreibtisch und schien sie gar nicht zu bemerken. Er starrte auf seinen Laptop.
Evelyn ging auf ihn zu und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
Sie starrte Aiden an, aber traute sich nicht irgendein Wort zu sagen.
In seinem Gesichtsausdruck konnte man Wut und Verzweiflung sehen. Was war nur passiert.
Dann schaute Aiden auf.
"Hast du schon die Zeitung gelesen?", Aiden seufzte frustriert.
Evelyn schüttelte mit dem Kopf.
Aiden schnaubte und dreht seinen Laptop so, dass sie sehen kann, worauf er die ganze Zeit geschaut hat.
Es war ein Zeitungsartikel, also eigentlich das Titelblatt einer Zeitung.
Das Bild zeigte sie und Aiden, wie sie das Restaurant verließen. Die Überschrift lautete: Ist der heißeste Junggeselle jetzt vergeben?
Evelyn schaut schockiert auf den Artikel.
Dann hob sie denn Kopf und sah Aiden an.
„Was machen wir jetzt?", fragte sie ihn und ihre ganze Farbe wich aus ihrem Gesicht.
Aiden schwieg einen Moment und fuhr sich mit den Händen durch sein Gesicht.
Er seufzte schwer, bevor er sprach: "Um ehrlich zu sein, ich war stinksauer, als ich hierher kam.
Aber nachdem ich deine Reaktion gesehen habe, weiß ich, dass du nichts mit dem Artikel zu tun hast."
Evelyn öffnete den Mund, um ihm ihre Meinung zu sagen. Glaubt er wirklich, dass Evelyn etwas damit zu tun hatte?
Sie wurde wütend, dass er ihr so etwas zu trauen würde.
Bevor Evelyn überhaupt ein Wort sagen konnte, stoppte Aiden sie, indem er seine Hand hob.
"Bevor du jetzt was sagst, lass mich bitte zu Ende reden.", sagte Aiden und sah schuldbewusst zu Evelyn.
Sie nickte und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.
Aiden schluckte, denn jetzt wurden ihr Brüste durch die Arme noch mehr nach oben gedrückt.
"Bitte versteh, ich stehe in der Öffentlichkeit und die Presse wartet nur darauf, über mich eine Geschichte zu schreiben.
In meiner Vergangenheit gab es Personen, die der Presse Tipps gegeben hat, nur damit sie auf einen Titelblatt landen. Das denke ich nicht von dir, aber es war mein erster Gedanke, der mir in den Sinn kam. Auch wenn dieser falsch war.
Es tut mir leid, nimm mir das bitte nicht übel.
Bevor du glaubst, dass ich mich für dich schäme, denn das stimmt nicht. Du bist umwerfend. Am liebsten würde ich der ganzen Welt erzählen, was zwischen uns ist.
Denn du lässt mich Dinge fühlen, die ich noch nie gefühlt habe und die ich nicht einordnen kann.
Ich möchte dich nur beschützen, denn sobald die Presse von dir weiß, werden sie dich durchleuchten und dein ganzes Leben auf den Kopf stellen.
Und ich weiß nicht, ob du schon dafür bereit bist.", Aiden beendete seine Erklärung.
Er hoffte, dass Evelyn ihn verstehen würde und, dass er die richtigen Worte gefunden hat.
Evelyn saß schweigend in ihrem Stuhl.
Sie wusste nicht so recht, was sie jetzt sagen sollte.
Auf der einen Seite war sie verletzt, dass Aiden überhaupt so etwas von ihr denken würde. Sie weiß, dass er im Rampenlicht steht, aber sie würde ihn nie deswegen ausnutzen.
Ganz im Gegenteil, sie möchte gar nicht im Rampenlicht stehen. Aber das würde eine Beziehung mit ihm, mit sich bringen.
Aber auf der anderen Seite, konnte sie ihn verstehen, weil sie wussten noch gar nicht, wohin sie diese Beziehung führt.
Evelyn wusste gar nicht, was sie jetzt darauf sagen sollte und starrte aus dem Fenster.
"Bitte sag etwas", flüsterte Aiden.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin sauer auf dich, aber ich kann dich auch verstehen. Ich möchte nicht in der Zeitung stehen. Ich brauche so etwas nicht."
"Aber, wenn aus uns etwas wird, dann kann das öfters passieren", flüsterte er.
"Ja, das ist mir bewusst. Du sollst nur verstehen, dass ich mich niemals wegen der Prominenz auf dich einlassen würde.", zischte Evelyn.
Aiden nickt und ein kleines grinsen bahnte sich auf seinem Gesicht an.
Plötzlich stand Aiden auf und ging auf Evelyn zu.
Er dreht sie zu sich und beugte sich hinunter. Seine Arme stützte er auf ihre Armlehnen.
"Du bist sexy, wenn du wütend bist", flüsterte er ihr ins Ohr.
Dann legte er seine Lippen auf ihre und küsste sie.
Evelyn ließ ihre Hände fallen und erwiderte den Kuss.
Der Kuss wurde schnell hitzig, denn Aiden strich mit seiner Zunge über ihre Unterlippe und bat um Einlass.
Evelyn verweigerte ihn.
Aiden biss leicht auf ihre Unterlippe und sie öffnete ihren Mund.
Das nutze er aus, um seine Zunge in ihren Mund zu führen und massierte ihre Zunge mit seiner.
Durch ein klopfen an der Bürotür wurden sie unterbrochen.
Aiden richtete sich auf und knöpfte seine Jackett zu.
"Herein", blaffte er.
Evelyn stand noch unter Schock. Ihr Gehirn funktionierte noch nicht, weil sie so überwältigt von dem Kuss war.
Die Bürotür ging auf und ein Mann im mittleren Alter kam herein.
"Mr. Taylor, draußen vor dem Gebäude stehen Reporter. Sie wollen wissen, wer die Frau am Samstag an ihrer Seite war", sagte er.
Dann fiel sein Blick auf Evelyn und an seinem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass er gerade eins und eins zusammen zählte.
"Oh, ich wollte nicht stören", stammelte er.
"Seit wann sind die Reporter da?", fragte Aiden genervt.
"Ungefähr eine halbe Stunde, Sir."
"Warum habt ihr sie nicht weggeschickt?", Aidens Stimme wurde immer genervter.
Evelyn sagte kein Wort, sondern starrte von einem zum anderen.
"Das haben wir versucht, aber sie weigern sich zu gehen. Sie stehen auf dem öffentlichen Gehweg und da haben wir keine Befugnis sie weg zu treiben.", erklärte der Mann, der sein PR- Chef war.
Aiden fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
Evelyn beobachtete ihn.
Sie presste ihr Oberschenkel gegen einander, sein wildes Haar machte sie ganz verrückt.
So etwas ist ihr noch nie passiert. Sie wurde allein durch seinen wilden Anblick erregt und stellte sich ganz andere Dinge vor.
"Mist", fluchte Aiden.
"Die Reporter wollen ein Gespräch mit ihnen, Sir", der Mann wurde immer nervöser.
"Sag ihnen, dass ich heute nicht hier bin. Vielleicht gehen sie dann", knurrte Aiden.
"Ja, Sir. Wird gemacht", daraufhin verließ der Mann das Büro.
"Meinst du, die werden gehen?", fragte Evelyn zögerlich.
Aiden schüttelte den Kopf.
"Nein, die werden wahrscheinlich warten, bis alles das Gebäude verlassen haben."
"Und wie soll ich dann hier raus kommen?", fragte Evelyn und wurde nervös.
Sie dachte, wenn die Reporter sie sehen, dann würden sie sie sofort erkennen.
"Mach dir keine Sorgen, ich werde mir etwas überlegen. Bis dahin verlässt du deinen Platz nicht.", sagte er und ließ keinen Raum für Diskussionen.
"Sag alle meine Termine heute ab", fuhr er fort.
Evelyn nickte und ging an ihren Platz.
Sie machte das, was er sagte.
Als sie fertig war, holte sie ihr Handy raus und sah eine Nachricht von Adriana.
Draußen sind überall Reporter und alle reden von der geheimnisvollen Frau an der Seite des Chefs.
Evelyn rollte mit den Augen. Worauf hat sie sich da nur eingelassen, fragte sie sich selbst.
Wie sollte sie da nur wieder heraus kommen?
Evelyn schrieb Adriana zurück und sagte ihr, dass der PR- Chef versucht die Reporter weg zu schicken.
Den ganzen Vormittag überlegte sie sich, wie sie es heute Abend schaffen sollte, sich aus dem Gebäude zu schleichen, ohne gesehen zu werden.
Adriana schrieb ihr, dass sie das Mittagessen für Evelyn hochbringen würde, damit sie keiner sehen würde.
Evelyn wusste von Adriana, dass viele der Angestellten hinter Aiden her waren und sie dadurch nun auf der Abschussliste stehen würde, wenn sie einer erkennt.
Pünktlich um zwölf gingen die Fahrstuhltüren auf und Adriana stieg mit einem Tablett in der Hand aus.
Auf dem Tablett war ein Teller mit Nudeln und Bolognese und daneben gab es noch einen kleinen Schokopudding.
Adriana stellte das Tablett auf den Tisch ab.
"Sind die Reporter weg?", fragte Evelyn hoffnungsvoll.
Aber Adriana schüttelte den Kopf.
Evelyn seufzte und nahm als erstes den Pudding, denn sie brauchte dringend Nervennahrung.
"Hast du schon eine Idee, wie du später hier heraus kommst?"
Evelyn schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
"Aiden sagte, er wolle sich etwas überlegen, aber bisher habe ich ihn nicht mehr gesehen."
Wie aufs Stichwort ging die Bürotür auf und Aiden trat heraus.
"Oh, hallo Mrs. Smith. Was machen sie denn hier?".
"Ich habe Evelyn ihr Mittagessen gebracht, denn die Reporter stehen immer noch draußen und im ganzen Gebäude gibt es schon Gerüchte, wer die geheimnisvolle Frau ist.", sagte Adriana.
Aiden spannte sich an.
"Weiß jemand, dass es Evelyn ist?", fragte Aiden.
Adriana schüttelte den Kopf.
"Bisher haben nicht viele Evelyn gesehen. Außer mir, Emily und der Personalchef.", erwiderte sie.
"OK. Evelyn, ich werde Richard, meinen Chauffeur anrufen, er soll heute Abend am Hintereingang auf uns warten. Du bleibst erst einmal bei mir.
Wenn die Reporter dich sehen, werden sie dich auf Schritt und Tritt verfolgen, um rauszufinden, wer du bist.
Mrs. Smith können sie für Evelyn eine Tasche packen? Richard würde sie dann später abholen."
Adriana nickte.
Evelyn konnte kein Wort sagen, sie war überrumpelt.
"Aiden, ich kann nicht mit zu dir. Dafür kenne ich dich viel zu wenig", Evelyn fand ihre Stimme und wurde nervös.
Sie hatte noch nie bei einem Mann geschlafen.
"Das ist das sicherste. Den Hintereingang kennen nur Liam, Richard und ich.
Keiner wird vermuten, dass dort jemand raus kommt.
Ich werde das Gebäude durch den Haupteingang verlassen, aber du wirst dann schon im Auto sitzen.
Dich wird keiner sehen, denn man kann durch die hinteren Scheiben nicht ins innere sehen.", erklärte er.
War das die beste Lösung?, dachte Evelyn.
Hatte sie überhaupt eine Wahl?
Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder sie stellt sich den Reportern oder sie fährt mit Aiden.
Mal wieder, innerhalb von wenigen Tagen musste sie sich entscheiden.
Evelyn seufzte und ließ die Schultern hängen, dann teilte sie Aiden ihre Entscheidung mit.

Aiden TaylorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt