Fängörls und wo sie zu finden sind 2 (hobbit ff)

Verstörende Shippings

Nachdem die Mitties mit Zähneputzen fertig sind, kommandiere ich sie wieder ins Wohnzimmer. Dort sind Nat und Charly gerade dabei, Bilbo, Gandalf und Thorin neue Schuhe zu suchen. „Das müssen wir ihnen auch kaufen",sagt Charly. „Wie wär's wenn wir mal 'ne Einkaufsliste machen?",schlägt Nat vor. Ich nicke und zücke mein Handy. 

„Also, wir brauchen T-Shirts, Hosen, Unterwäsche, Jacken und Schuhe",murmele ich. „Noch was?" Nat und Charly sehen sich an und schütteln die Köpfe. „Wo gehen wir hin?",fragt Thorin. Nat wendet sich den Mitties zu und erklärt:„Wir fahren nach Eppingen. Da bekommt ihr eigene Kleidung, damit ihr nicht immer die von Arias Vater und Geschwistern anziehen müsst." 

„Habt ihr Geld? Es wird bestimmt nicht billig, dem Haufen neue Kleider zu kaufen",meint Charly. „Ich hab 'ne Bankkarte. Außerdem hab ich noch ein bissele Geld vom Zeitungsaustragen vor den Ferien",antworte ich grinsend. „Habt ihr noch Schuhe für die Juniors und unsere Königin aus dem Düsterwald?" Thranduil räuspert sich angepisst, aber Nat und Charly nicken und heben die zwei Paar Schuhe hoch, die sie jeweils in den Händen halten. Kili und Fili bekommen beide schwarze, Legolas und sein Vater weiße Schuhe. 

„Na denn, auf in den Kampf leudies!",trällert Charly und klatscht in die Hände. „Du hast das Geld?",fragt Nat mich. Ich nicke. Charly grinst und geht den Mitties voran aus dem Haus. „Dann auf ins echte Leben",murmele ich. „Mal sehen, ob sie das auch so gut verkraften." Nat neben mir beginnt zu kichern. „Ach komm, so schlimm wirds schon nicht werden." Ich schnaube nur ungläubig. „Thranduil wird sich bestimmt nicht benehmen. Und Thorin macht ein Gesicht, mit dem könnte er jeden, der ihm zu nah kommt, töten." „Dann geh doch hin und munter ihn auf",schlägt Nat vor und läuft, ohne auf eine Antwort zu warten, nach vorne zu Thranduil. 

Ausnahmsweise tue ich einmal, was Nat gesagt hat. Zwar versuche ich nicht, Thorin aufzumuntern (das will ich Bilbo überlassen), aber dafür geselle ich mich zu Legolas, Kili und Fili, die gut gelaunt und munter schwatzend hinter uns laufen. „Jungs, ich geh euch jetzt nerven",kündige ich an und laufe neben Legolas her. Kili grinst und meint:„Wenn du uns dein Handy gibst, lassen wir dich uns nerven." „Keine Chance",erwidere ich. „Mein Handy ist heilig. Du würdest es nur kaputt machen. Das gestern war nur eine Ausnahme. Außerdem war das Erpressung und das ist strafbar." „Maaaan, das ist unfair!",beschwert sich Kili und macht ein ganz trauriges Gesicht. 

Ich verdrehe nur die Augen und wende mich Legolas zu. „Wie läuft's eigentlich bei dir so mit den Frauen?" Legolas sieht mich verwirrt an. „Reine Routinefrage",erkläre ich grinsend. „Also ich weiß, du bist ein bissele in Tauriel verliebt, aber ist da noch jemand anderes?" Der Elb schüttelt verwirrt den Kopf. „Lügen darf man nicht sagen!",ruft Charly von vorne. „Du hast doch safe was mit Fili oder, wenn man ganz verrückten Fans glaubt, was mit Thran..." „Charlotte Maxime Brook! Du hältst sofort den Mund!",schimpfe ich los. 

Legolas wird ganz blass, als er Charlys verrückte Shipideen hört und Kili stirbt fast an seinem Lachflash. „Du verstörst ihn nur! Außerdem ist Thrandolas kein shipping, das ist Inzest!" „Game of Thrones ist auch Inzest",meldet sich Nat. „George R.R. Martin hat auch seine Charaktere reihenweise verrecken lassen, Tolkien nicht! Da besteht ein grundlegender Un..." „Jetzt haltet die Fresse, da vorne ist die Straße!",kommandiert Charly. „Und du hörst auf zu lachen, Kili! Die Leute gucken schon!" Das stimmt zwar nicht ganz, denn außer uns ist niemand auf der Straße unterwegs, aber Kili hört trotzdem auf zu lachen, was auch daran liegen könnte, dass gerade ein Porsche in voller Geschwindigkeit über die Hauptstraße rast. „Hier ist dreißig, nicht dreißig pro Reifen!",brüllt Nat dem Porsche hinterher. 

Gandalf will über die Straße gehen, aber Charly hält ihn an seinem Weihnachtspulli fest. „Da wirst du überfahren",erklärt sie und zeigt auf die Ampel, die keine fünf Meter von uns entfernt steht. „Da müssen wir rüber." Ich drücke auf das gelbe Dings an der Ampel, das aussieht wie eine Computermaus und die "Signal kommt" Schrift blinkt auf. „Wenn es grün wird, gehen wir rüber",erkläre ich. Als die Ampel grün wird, gehen die Mitties brav über die Straße, ohne verstört auf die Autos zu gucken. 

„Also Leggy, jetzt nochmal, weil Charly uns vorhin so nett unterbrochen hat",sage ich, als wir auf der anderen Straßenseite sind. „Gibt es eine andere Elbin oder einen anderen Elben in deinem Leben außer Tauriel?" „Nein!",erwidert der Elbenprinz nachdrücklich. „Glaub ich dir nicht, aber egal. Das kriegt mein Spion im Düsterwald schon noch raus." Bei Legolas' und Thranduils geschockten Blicken bekommt Kili einen neuerlichen Lachflash. „Keine Sorge, Kili",sage ich. „In eurer Kompanie hab ich auch einen." Jetzt dreht sich auch Thorin zu mir um. „Wer ist es?",fragt er grimmig. Ich grinse und deute zuerst auf Kili, dann auf Fili und zuletzt auf Thorin und Bilbo. „Ihr seid es." Jetzt bekommen Nat und Charly einen Lachflash. „Sie macht nur Witze",erklärt Nat lachend. Thorin wirft mir einen misstrauischen Blick zu, dreht sich aber wieder um und vertieft sich in sein Gespräch mit Bilbo. 

„Du Thranduil",frage ich jetzt den Elbenkönig und laufe neben ihm. „Was trinkst du eigentlich für 'nen Wein? Ist der stark?" „Natürlich",antwortet der Elbenkönig entrüstet. In Gedanken fügt er wahrscheinlich noch "Als ob ich dieses Menschengesöff trinken würde" hinzu. „Kannst du mir nächstes Jahr am Valentinstag eine oder zwei Flaschen schicken?",bitte ich hoffnungsvoll. Thranduil zieht eine seiner (unglaublich coolen) Augenbrauen nach oben. „Was ist der Valentinstag?",fragt Gandalf. „Das ist ein Tag im Februar, an dem man seinem Partner, also der Person, mit der du zusammen bist, ein Geschenk machst. Und wenn man, so wie ich, chronisch single, also nicht mit jemandem zusammen ist, dann ist der Tag sehr schlimm, weil irgendwie jeder glücklich und verliebt ist." „Und dann brauchst du meinen Wein?",fragt Thranduil verwundert. Ich nicke und erkläre:„Anders halte ich den Tag nicht aus. Oder du beschaffst mir 'nen Freund, den ich dann den ganzen Tag knuddel." „Thrandy gibt seinen heiligen Wein nicht ab",meldet sich Nat. Thranduil nickt zustimmend. „Maaaan!",beschwere ich mich. 

„Hast du eigentlich was mit Elrond?",wechsele ich dann abrupt das Thema. Thranduil und Legolas wenden sich beide zu mir und sehen mich nicht weniger als zu 100% verstört an. „Was? Ich hab doch nur gefragt." „Und mir hast du gesagt, dass ich sie nicht verstören soll",beschwert sich Charly. „Themawechsel?",schlägt Nat vor. Gandalf nickt schnell und fragt:„Wohin fahren wir nochmal in den Urlaub?" „Nach Rheinland-Pfalz. Das ist ein Bundesland von Deutschland",erklärt Charly. 

Kili ist der Themawechsel ziemlich egal. „Wie kommst du auf die Idee mit Fili und Legolas? Hat das was mit dem shippen zu tun?" Ich nicke. „Weißt du Kili, wir sind nicht die einzigen, die Fans von eurer Geschichte sind. Es gibt noch viele, viele mehr. Und so wie wir drei Thorin und Bilbo, dich und Tauriel, Gandalf und Galadriel und Alfrid und Grima shippen, shippen andere Leute eben Thranduil und Legolas, Thranduil und Elrond, dich und Fili, Legolas und Fili, Thorin und Thranduil oder Thorin und Fili." Geschockt bleibt Fili stehen und sieht mich komplett entgeistert an. „Das ist doch krank!",ruft er. „Ich würde mich niemals in meinen Onkel oder meinen Bruder verlieben!" „Und ich mich niemals in meinen Adar!",fügt Legolas hinzu. Ich zucke nur mit den Schultern. „Es muss ja auch nicht stimmen. Aber manche Fans kommen eben auf verrückte Ideen." 

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Thranduil sich seinen stärksten Elbenwein herbeiwünscht. „Ich glaube, wir haben schon Glück, dass wir bei euch gelandet sind",meint Bilbo. Nat grinst uns stolz an und sagt:„Ich hätte niemals gedacht, dass irgendjemand es Glück nennen würde, zu uns zu kommen." Charly kichert und nickt zustimmend. „Aber es könnte wirklich schlimmer sein, als wir. Was glaubt ihr, wäre passiert, wenn ein Nicht-Fan euch gefunden hätte?" „Daran denken wir jetzt besser nicht",meine ich. Kili und Fili beginnen zu kichern. „Dann hätten wir bestimmt kein Mario Kart spielen dürfen." Auch ich muss jetzt lachen. Aber bevor ich etwas sagen kann, verkündet Charly:„Da vorne ist der Bahnhof!"

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