[Kapitel 5] - Felix -

316 18 2
                                    


Er hatte Recht bewiesen. Ich schlief so schlecht, dass ich gedankenverloren um zwei Uhr nachts mit einem Glas Wasser in der Hand am Fenster unserer Küche stand. Ich starrte ins Leere, genoss die Ruhe hinter den isolierten Mauern, die Dunkelheit, die mich umgab. Seit dem aufwühlenden Gespräch bei und mit meinem Professor, konnte ich an nichts anderes denken als an die Bilder, die er in meinen Kopf gesetzt hatte.

Seine Erklärung klang plausibel, doch ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich Lust durch Schmerz empfinden sollte.

Ich stellte mein Glas auf der Fensterbank ab und umklammerte mit der freigewordenen Hand meinen anderen Arm. Zögernd strich ich über die weiche, leicht behaarte Haut. Spürte kleine Unebenheiten, sei es durch Narben oder Muttermale. Ich stellte mir vor, die Hand würde nicht mir gehören und kniff abrupt zu.

Zischend zog ich die Luft zwischen den Zähnen ein und versuchte den Schmerz weg zu streicheln. "Nope...", murmelte ich leise und sah zu meinem Arm. Nichts war von meinem jämmerlichen Versuch zu sehen. Nicht mal die Haut war gerötet.

Ich seufzte, nahm einen Schluck meines Wassers und drehte mich um. Minho stand im Türrahmen und musterte mich.

"AAAH! Fuck! Hast du mich erschrocken!", schrie ich ihm zu und legte meine freie Hand auf meine pochende Brust. Minho zuckte nur mit den Schultern. "Was machst du da? Solltest du nicht schlafen?".

Ich seufzte und blickte zu ihm auf, "Ich kann nicht."

"Was ist los? Du kannst sonst immer schlafen." antwortete er kurz. Ich jedoch schüttelte nur den Kopf und zwängte mich an ihm vorbei. Er stand einem gerne im Weg. Wie eine hungrige Katze, die provokant auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen wollte.

"Ach, Felix?", ich spürte seine Hand auf meiner Schulter und drehte mich zu ihm um. "Es tut mir leid, dass wir gestern nicht abgeschlossen haben...Wir hatten dich nicht so früh zuhause erwartet." Mein Gesicht fühlte sich plötzlich heißer als zuvor an und auch meine Hände wurden sofort feucht. "Oh.. eh..", ich kratzte mich verlegen im Nacken. Musste er mich gerade jetzt daran erinnern? "Schon gut. Ihr habt nichts anderes als ich...", wollte ich die Sache beschwichtigend abtun, doch mit Minho verlief es nie, wie man es sich ausmalte.

"Sex? Moment, du hast Sex?", kam erstaunt von meinem Mitbewohner.

Ich ließ resigniert den Kopf hängen. "Das meinte ich nicht. Aber natürlich habe ich Sex! Sehr viel sogar! Nur... nur eben nicht hier!", stammelte ich mit erhobenem Finger und festem Blick, bevor ich auf dem Absatz kehrt machte und in mein Zimmer stapfte.

Ich knallte mich aufs Bett und starrte an die Decke.

"Es ist wie ein Rausch. Ihr Körper pumpt Sie mit Adrenalin und Endorphinen voll. Das Ergebnis ist eine verschobene Wahrnehmung. Plötzlich empfinden Sie Lust, obwohl Sie genau wissen, dass Ihr Körper eigentlich ganz anders reagieren sollte." Konnte es wirklich so gut sein, wie er es erklärte?

Diese Frage zerrte an mir, verleiten mich dazu, mein Handy in die Hand zu nehmen und den Internetbrowser zu öffnen. Doch nach was sollte ich suchen? Ich gab allerlei Suchbegriffe ein, die mir spontan einfielen: Schmerz, Lust, Lust und Schmerz, Sadist, Masochist, Fesselspiele, Fetisch, Sexspielzeug. Was man, um mittlerweile drei Uhr nachts, so googelt...

„Um Gottes willen!", flüsterte ich bei dem, was ich dort las. Das konnte doch keinen Spaß machen und schon gar keine Lust verbreiten! Ich würde mich nicht als prüde bezeichnen und ich war auch keine Jungfrau mehr... Auch wenn ich nicht bei weitem so viel Erfahrung vorweisen konnte wie meine Mitbewohner, so lebte ich doch sexuell gesehen nicht hinterm Mond! Oder doch?

Mein Daumen glitt zur Bildersuche. Vieles war sehr düster, aber auch glänzend. Die abgebildeten Leute trugen oftmals schwarz, Lack, Leder und derlei anschmiegsames Material. Manche hatten Piercings oder Tattoos, andere sahen ganz normal aus. Wie mein Professor.

Tell me that you like it! ||ChanLixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt