[Kapitel 10] - Chan -

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Gemeinsam gingen wir in die Küche, um das Abendessen zuzubereiten. Vorhin im Laden war ich so neben der Spur, dass ich unbewusst tatsächlich alles für Burger eingekauft hatte. Ich konnte kochen. Nicht extravagant, aber trotzdem besser als der Durchschnitt. Und trotzdem stand ich hier nun mit einer Plastiktüte voller Fertigbrötchen, die man nur noch im Ofen aufbacken musste.

"Also, was soll ich tun?", fragte Felix mich hilfsbereit. "Wir müssen die Patties vorbereiten, das Gemüse schneiden, den Tisch decken.. Mach, was du am liebsten machen möchtest!", ließ ich ihm die Wahl. Er legte seinen Zeigefinger an die Unterlippe und dachte nach. Dann kam er lächelnd auf mich zu und küsste mich. Sofort ließ ich alles los, was ich in der Hand hatte und gab mich all dem hin. Meine Hände fuhren von seinen Rippen an langsam zu seiner Taille. Er legte seine Arme auf meinen Schultern ab und ließ den Kuss immer weniger unschuldig werden.

Wir lösten uns voneinander und ich sah in seine schüchternen, dunklen Augen. "Wo sind deine Sommersprossen heute?", flüsterte ich ihm zu. Er drehte leicht den Kopf zur Seite und flüsterte ebenfalls: "Ich mag sie nicht sonderlich..". Ich küsste genau die Stelle, von der wir sprachen. Er war wunderschön. Jeder der kleinen, dunklen Flecken unter seinen Augen war wunderschön. "Weißt du, an was es mich erinnert? Dass sich in deinen Augen eine Galaxie versteckt. Deine Augen konnten sie nicht komplett halten, deshalb sind ein paar Sterne nun unter deinen Augen.", erklärte ich und küsste nochmals die zarte Haut über seinen Wangen.

Er drückte sich fester an mich. Er war manchmal so unsicher, dabei gab es keinen Grund dafür. Die tollsten Menschen waren die, die nicht wussten, wie toll sie waren. Felix zählte eindeutig dazu. Ich wollte ihm zeigen, wie wundervoll er war. Ich würde es ihm jeden Tag sagen und zeigen. Ich schloss ihn sanft in meine Arme und drückte meinen Kopf gegen seine Stirn. Spätestens jetzt wurde mir klar, dass ich ihn nie wieder gehen lassen wollte.

"Okay, also.. Wollen wir dann weitermachen?", unterbrach er die Stille zwischen uns. "Mit Kochen oder mit Knutschen?", fragte ich provokant und er lachte leise. Ich hätte ihn noch eine Ewigkeit weiter festhalten wollen, jedoch drückte er mich sanft von sich. Ihr seid nicht zusammen, Chris. Erdrückte ich ihn? Übertrieb ich es? Ich hatte schon öfter schmerzlich feststellen müssen, dass ich derjenige war, der zu doll an einem anderen Menschen hing. Sie konnten es irgendwann nicht mehr ertragen, dass ich ihnen so viel gab. Aber ging es bei der Liebe nicht genau darum? Dass sich das Geben eben nicht nach Geben anfühlt? Ich drehte mich um und legte die ersten Kochutensilien zurecht, während sich in meinem Kopf all die verletzenden Geschehnisse der Vergangenheit breitmachten. Schwärze breitete sich in mir aus und ließ meine Gedanken schwer wie Blei werden.

"Soll ich die Patties vorbereiten?", riss Felix mich aus meinen Gedanken. Und da war es wieder. Dieses Leuchten. Es strahlte so hell. Egal, wie dunkel der Nachthimmel war, die Sterne leuchteten darin nur noch heller. Ich schluckte schwer. Dieser kleine Stern neben mir strahlte so hell, dass er all die dunklen Gedanken in mir verdrängte.

Felix schüttelte wild mehrere Gewürzdöschen über der Schale mit dem geschredderten Fleisch und knetete es anschließend durch. Ich nahm eine große Zwiebel, befreite sie von der vertrockneten äußeren Schicht und schnitt sie in gleichmäßig dicke Ringe. Er herrschte Stille zwischen uns. Es war nicht unangenehm. Es war viel wert, wenn man gemeinsam Stille genießen konnte. Schon wieder schlich sich dieses Lächeln auf mein Gesicht, was ich einfach nicht loswurde, wenn ich neben Felix stand. Selbst vorhin. Ich schaffte es, ihn ernst anzusehen, als ich ihn auf mich zog, doch ich lächelte wohl leicht psychopathisch, als ich ihm den Arsch versohlte. Ich musste das schnell loswerden, ansonsten würde er mich nicht ernst nehmen!

"Danke für das Essen!", sagte Felix und auch ich bedankte mich. Er wartete geduldig, bis ich den ersten Happen nahm. "Mmm..", machte er, nachdem das Essen seine Zunge berührt hatte. Ich schmunzelte schon wieder, denn an seinem Mundwinkel hatte sich etwas von der Sauce verteilt. "Es ist sehr lecker!", lobte er unser Abendessen. Dem hatte ich absolut nichts entgegenzusetzen. "Felix, sitz gerade.", sagte ich ruhig und sogleich richtete er sich auf. "Erzähl mir etwas über dich, was ich noch nicht weiß.", bat ich ihn und biss erneut ab. "Hm, mal sehen. Ich liebe Hunde. Ich habe zwei Schwestern. Ich habe zwölf Jahre lang Taekwondo gemacht..", fing er an und ich staunte etwas über den letzten Punkt. Dieses unschuldige Gesicht hätte mich viele andere Sportarten vermuten lassen, aber nicht diese. "Du liebst Hunde?", griff ich seinen ersten Punkt auf. Er nickte mir mit leuchtenden Augen zu. "Ich auch. Meine Familie hat einen Hund. Berry.". Ich zog mein Handy hervor und öffnete meine Galerie. Als ich Felix ein Bild des Spaniels zeigte, schob er die Unterlippe vor und schaute verliebt auf das Display. Okay, Berry stand in der Nahrungskette also schon mal über mir, was ihn anging.

Tell me that you like it! ||ChanLixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt