Unbändige Macht

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KAPITEL 3

Es ist unglaublich. Ein berauschendes Gefühl. Das fühlt sich an... Naja unglaublich eben. Wie eine Sucht.

Marie ist nicht immer so ecklig gewesen. Erst seit ihre Mutter gestorben ist und ihr Vater bereits nach zwei Wochen eine neue Freundin hatte. Eine, die vielleicht fünf Jahre älter ist als Marie. Die locker als ihre große Schwester hätte durchgehen können. So jemand sollte jetzt ihre Stiefmutter sein? Sie konnte sich nicht einmal um sich selbst kümmern, was man daran bemerkte, dass sie einen Mann hatte, der mehr als doppelt so alt war wie sie, geschwiege denn um Marie.

In diesem kurzen Moment tut sie mir echt leid. Aber nur in diesem Moment. Dann sehe ich ihre Erinnerung an Alec. Der letztes Jahr mein Freund gewesen ist und den ich über alles geliebt habe. Zumindest bis ihn Marie mir ausgespannt hat. Diese Schlampe.

Sie hat ihn nicht mal wirklich geliebt. Sie wollte nur, dass ich unglücklich bin. Und das war ich auch. Sehr sogar. Ich hatte die beiden beim knutschen erwischt. Daraufhin habe ich sofort mit Alec schluss gemacht. Und dann tagelang geheult.

Ich sehe, dass Marie Alec durchaus gemocht hat. Gemocht, nicht geliebt. Die glücklichen Momente, die Marie mit Alec gehabt hat fließen an mir vorbei.

Der Moment, in dem er ihr gesagt hat, dass sie ein ganz besonderer Mensch ist, war für immer einer ihrer schönsten Momente geblieben.

Ich spüre wie mich eine Welle der Wut durchströmt. Kalte, unbändige Wut. Und... dasselbe Gefühl wie bei Frau Hold, nur jetzt viel ausgeprägter und kontrollierbarer. Es ist Macht gewesen. Macht, die ich jetzt über Marie habe. Und auf einmal will ich, dass dieser Moment mit Alec, dieser Moment vollkommenen Glückes aus Maries Leben mir gehört.

Ich weiß, dass ich aufhören sollte, aber es ist bereits zu spät. Ich habe bereits nach der Erinnerung gegriffgen und ihn in mich gezogen. Ich sehe wie Marie aufschreit, wie diese paar Sekunden ihres Lebens, diese eine, schöne Erinnerung, sie verlässt.

Noch ehe jemand mitbekommt, was überhaupt passiert ist, packe ich Karo am Arm und zerre sie aus dem Klassenzimmer. Ich drehe meinen Kopf und bekomme gerade noch mit, wie Marie zu Boden sinkt.

"Oh mein Gott, Marie wird gerade ohnmächtig.", schreit mir Karo ins Ohr. Dieses eine Mal bin ich froh über die Ablenkung, so muss ich nicht länger darüber nachdenken, was ich eben getan habe.

"Echt?" frage ich und drehe möglichst überascht den Kopf.

"Das ist ja ein Ding." ich bemühe mich um ein gleichgültiges Gesicht.

"Ach, die kommt schon klar. Da sind ja alle Jungs gleich zu ihr gerannt. Der fehlt sicher nichts. Wahrscheinlich hat sie nur mal wieder ne Diät versucht und hatte jetzt was mit ihrem Kreislauf." Mit diesen Worten zieht mich meine beste Freundin Karo weiter und ich muss sagen, mal wieder überrascht sie mich echt. Damit habe ich nicht gerechnet.

Karo, MEINE Karo, will weggehen, obwohl es just in dem Moment etwas zu sehen gibt. Normalerweise ist sie bei jedem noch so kleinen Tratsch sofort Feuer und Flamme. Sogar, wenn es nur darum geht, welcher Junge sich mit welchem anderen Jungen prügelt.

Und jetzt, wo unsere gemeinsame Feindin ohnmächtig ist, will sie sich verziehen!?!

"Ist es so wichtig?"

"Ja, Jennifer. Komm mit. Ich muss dir was sagen."

Wow! Karo hat mich Jennifer genannt. Das tut sie sonst nie! Und mit nie, meine ich nie. Die einzige Ausnahme ist gewesen, als sie ihren ersten Freund geküsst hat und ich ihr dann gesagt habe, dass ich nicht kommen kann, weil ich mich um Tom kümmer muss.

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