Das Geheimnis

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KAPITEL 4

Karo starrt mich an. Ich weiß, dass sie mir glauben wird. Sie braucht vermutlich ein bisschen Zeit. Falsch gedacht. 

"Was? Wie kannst du es wagen?", faucht mich Karo an. Upps! Was habe ich getan? Denkt sie, ich verarsche sie? Glaubt sie mir? Ein Gedanke durchzuckt mich. Er ist sehr schmerzhaft, aber ich muss ihn in Erwägung ziehen. Was, wenn Karo nicht mehr mit mir befreundet sein will? Weil ich ein Monster oder vielleicht sogar ein ... ein Vampir bin. Ich muss mich beruhigen, denke ich panisch. Ich muss darauf vertrauen, dass Karo -auch wenn sie jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben will- niemanden etwas verrät.  

Sie muss mir angesehen haben, dass ich grad echt verzweifelt bin, denn Karo legt mir tröstend den Arm um die Schulter. Moment. Sie berührt mich? Obwohl ich ein furchteinflößenddes Monster bin? Hab ich was nicht mitbekommen? Bin ich eingeschlafen und träume? Hat Karo mich aus Schock niedergeschlagen und bin ich jetzt im Himmel? Eine Geisterstimme spricht zu mir. Gott? Ein Engel? 

Es dauert einen Moment, bis mir klar wird, dass Karo mit mir spricht. Und nein, sie schreit mich nicht an. Sie redet eher leise, um ehrlich zu sein. Eine Sekunde brauche ich noch, dann bin ich bereit mich der Realität zu stellen. Ich höre auf im Selbstmitleid zu versinken und stelle mein Gehör auf scharf. 

"Jenny? Jenny, hörst du mir überhaupt zu?" drigt die sorgenvolle Stimme meiner besten Freundin zu mir durch. 

"Ähm, ja, zumindest ab jetzt. Ich war in Gedanken versunken, sorry. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht gant sicher, wie du das alles aufnehmen würdest. Ich warte noch darauf, dass du mir mit der Bratpfanne eins überziehst." Das ist nicht mal gelogen. Ich hab echt tierisch Schiss, dass ich Karo verliere. 

Sie lächelt und meint: "Aber Jenny, ich doch nicht. Im übrigen, wo ist hier bitte eine Bratpfanne?"  

Als sie jedoch mein Gesicht sieht und bemerkt, dass ich es bitter ernst meine und mir nicht nach scherzen zumute ist, wird sie auch wieder ernst: 

"Echt, Jenny, hast du gedacht, dass ich dich nicht mehr mag, nur weil du ein bisschen, nun ja, ein bisschen anders bist?" 

Ähem, ja, hatte ich gedacht. Was auch sollte man auch sonst erwarten, wenn man der besten Freundin verriet, dass man ein Monster war? Vielleicht, dass sie schrie 'Ja, ich wollte schon immer einen echten Vampir, Zombie oder was du bist kennenlernen'? Wohl eher nicht. 

Karo guckt mich mit ihren Rehaugen an.  

"Jenny, du bist meine Freundin. Ich werde dir behilflich sein, wenn es geht. Wir machen zusammen einen Plan, wie es weitergehen soll. Ich denke wir sollten zuerst mal herausfinden, was du bist. Ich denke, wir setzen bei Marcel an. Der scheint etwas mit der Sache zu tun zu haben." 

OMG!!! Ich wusste ja schon immer, dass ich eine ganz besondere Freundin hatte, aber dass sie so besonders ist habe ich nicht gedacht. Karo will mir helfen. Mit mir Pläne schmieden. Das hier mit mir gemeinsam durchstehen.

Eine geschwänzte Mathestunde und drei Packungen Chips -die ich aus der Mensa gekauft hatte- später haben wir einen Plan ausgeheckt. Langsam stehe ich auf und strecke meine Arme und Beine. 

"Aua", stöhne ich. Mir tut alles weh und das ist noch untertrieben. Wir haben tausend Pläne gemacht und wieder verworfen. Jetzt haben wir den perfekten Plan! Im ernst, in der Theorie ist unser Plan unschlagbar. In der Theorie 

"Worauf wartest du, Jenny? Wir gehen in die Cafeteria, du sprichst Marcel an und versuchst mehr über das Thema Geschwindigkeit, wechselnde Augenfarbe und so weiter herauszufinden. Sei vorsichtig, aber sag ihm irgendwann, dass du weißt, das er ein Vampir ist. Ich gehe solange in die Schülerbücherei und versuche ebenfalls etwas mehr über besagte Themen herauszufinden. Und natürlich über Marcel." 

FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt