Magische Kräfte?

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KAPITEL 2

Seltsam. Das klingt ja gerade so, als würde Marcel irgeneiner geheimen Organisation oder so angehören.

Ich beschließe zwar, keinen weiteren Gedanken mehr an den komischen Brief zu verschwenden, aber auf den Unterricht kann ich mich auch nicht konzentrieren.

"Bist du sauer, weil Marcel vorher mit mir reden wollte? Du bist einfach so weggegangen", frage ich Karo so leise wie möglich.

Ich weiß, dass es ein Risiko ist, gleich am ersten Schultag einen Eintrag zu bekommen, aber lieber ein Eintrag, als eine beleidigte beste Freundin.

Sie dreht vorsichtig den Kopf zu mir herum und erwidert: "Nein, ich bin doch nicht sauer, ich hatte nur das Gefühl, dass du lieber mit Marcel allein sein wolltest. Da hätte ich gestört." Ich weiß, dass sie nicht ernsthaft sauer ist. Lediglich ihr Ego ist ein bisschen beschädigt. Nichts von dauer.

Trotzdem antworte ich: "Tut mir leid. Du weißt, dass ich dich lieb hab und du mir echt wichtig bist? Du bist nämlich meine allerbeste Freundin."

Ich sehe noch wie ein glizern durch Karos Augen geht. Dann reißt Karo ihre Augen vor Schreck weit auf. Da mein Blick immer noch nur auf Karo gerichtet ist, weiß ich nicht warum sie so geschockt aussieht.

"Karo, was ist los?" frage ich und Karo schüttelt den Kopf. Vor mir räuspert sich jemand: "Hast du ein Problem, Jennifer Wins? Ist dir vielleicht mein Unterricht zu langweilig? Nein? Warum redest du dann? Halt gefälligst die Klappe, oder willst du lieber einen 3 Seitigen Vortrag über Wilhelm Tell vorbereiten?"

Ich habe ja schon immer gewusst, dass sie eine Hexe ist, aber dass sie gleich am Ersten Schultag mit einer 3 Seitigen Strafarbeit droht hätte ich nicht gedacht. Dumme Pute.

"Also, ich, ähm. Entschuldigung, dass ich geredet habe. Es wird wieder vorkommen. Ich meine, es wird nicht wieder vorkommen.", stammle ich. Na toll, jetzt hasst mich die Hold. Und das gleich am Anfang.

Frau Hold hat ihre Augen zusammen gekniffen und mustert mich böse. Ich starre ihr herausfordernd in die Augen. Es wirkt. Wie immer. Das einzige, auf das ich mich verlassen konnte. Die Hold sieht zu Boden, zu Karo, an die Decke und überall hin, nur nicht zu mir.

"Guck nicht so frech. Du kannst nächstes mal einen 5 Seitigen Aufsatz mitbringen." Was?!? Das kann sie doch nicht ernst meinen, oder? So schlimm bin ich doch auch nicht. 5 Seiten? Am ersten Schultag nach den Ferien?

Hass, kalter Hass durchströmt mich. Ich fühle eine furchtbare Wut auf diese Versagerin. Da ist noch ein Gefühl. Ich kann es nicht zuordenen, aber dieses Gefühl tut gut und stärkt mich.

Ich spüre eine Kraft, die ich greifen kann. Ich versuche es und zucke zusammen.

Frau Hold hasst uns Kinder, weil ein junges Mädchen dafür gesorgt hat, dass sich Frau Holds Mann in sie verliebte und seine Frau betrog. Er war ins Gefängnis gewandert, da das Mädchen noch minderjährig hewesen war und die Hold war in tiefe Depressionen gefallen. Das Mädchen, war lachend aus dem Gericht kam. Sie hieß Tanja .

Keine Ahnung, woher das kam, aber in diesem Moment weiß ich es einfach. Ich bin mir sicher, dass das was ich eben gesehen und gespürt habe wahr gewesen ist.

Wie ist das möglich? Ich versuche es abermals. Ich versuche, an Frau Hold heranzukommen. Ich dehne meinen unsichtbaren Arm aus und sobald ich damit Frau Hold berühre sehe ich wieder diese Bilder. Doch dieses Mal sehe ich weitaus mehr. Ich sehe, wie Frau Hold ihren Mann kennengelernt hat, wie sie verzweifekt versucht hat, ein Kind zu bekommen, wie festgestellt wurde, dass sie unfruchtbar ist und wie ihr Mann, der inzwischen ihr Exmann war, ihr für ihre Unfruchbarkeit ins Gesicht gelacht hat.

Ich sehe die glücklichen Momente und die unglücklichen. Die schönen und die furchbaren. Ich kann mich nicht stoppen, ich will mehr, mehr, mehr. Ich strecke mich weiter nach ihr aus und da spüre ich es. Ihre Verletzlichkeit. Ich könnte ihr so leicht Schmerz zufügen.

Ich bemerke, wie sie schon zusammenzuckt, als ich nur an das Wort Schmerz danke. Ich bin mir ganz sicher, dass ich Frau Hold wehgetan hätte. Sehr wehgetan. Vielleicht wäre sie nie wieder aufgewacht.

Aber in diesem Moment höre ich eine Stimme, die mich in die Wirklichkeit zurück holt. Die einzige, die das schafft. Ich höre nicht einmal, was er sagt, nur dass er etwas sagt. Seine Stimme zu hören genügt. Sie reißt mich wieder in die Realität.

"Ich wiederhole mich nir ungern, aber ich muss sagen, ich finde, dass 5 Seiten erwas viel für eine Strafarbeit sind, oder nicht?" Marcels Stimme. Ich weiß nicht was ich ohne ihn getan hätte. Frau Hold umgebracht? Als mir bewusst wird, was ich eben fast gemacht hätte zucke ich vor abscheu über mich zurück. Was bin ich? Ein Monster? Ein Killer? Ein Mörder?

Endlich dringt zu mir durch, was Marcel gerade gesagt hat. Irgendetwas mit einer 5 Seitigen Starfarbeit. Schlagartig fällt es mir wieder ein. Nicht irgentetwas und nicht irgendeine Strafarbeit. Meine 5 Seitige Strafarbeit. Ich schlucke schwer. Die Strafarbeit, ich zwinge mich es zu denken, wegen der ich fast gemordet hätte. Fast.

Frau Hold bewegt langsam ihre Hand, die sie nach mir ausgestreckt hatte. Einen Finger nach dem anderen. Sie nickt und sieht dabei aus, als hätte sie schon eine Flasch Champagner intus.

Ihre Stimme klingt heiser, als sie sagt: "Ich denke, das mit der Strafarbeit war eine kleine Überreaktion meinerseits. Jennifer, ich muss mich entschuligen. Ich hätte anders reagieren müssen."

Geschockt über das, was sie eben gesagt hat schlägt sie sich die Hand vor den Mund. Ich schüttle mindsetens eben so überrascht den Kopf. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie meine Klassenkameraden mich anstarren. Die meisten der Blicke wirken bewundernd, doch ein paar auch ziemlich giftig. Marie starrt mich wütend an.

Ich sehe nur einen, der zufrieden nickt. Nur einen, der mich glücklich und zugleich sorgenvoll ansieht. Nur Marcel der lächelt.

In diesem Moment klingelt es-Gott sei dank- zur Pause. Schnell raffe ich mein Zeug zusammen und gucke vorsichtig zu Karo.

"Freunde?"

"Für immer und ewig."

Ich lächle erleichtert.

"Wie kann es sein, dass sich Marcel in den Sommerferien so verändert hat?", fragt sie mich, obwohl ich auch keinen blassen Schimmer habe.

"Vielleicht war er ja im Fitnessstudio?", rate ich.

Da Marie gerade vorbeigeht und den größten Teil unseres Gespächs mitbekommen hat meint sie: "Ach was, so schnell. Das grenzt an ein Wunder. Ich werde mal meinen Dad fragen, aber ich bin sicher, er stimmt mir zu." Maries Vater ist Arzt und Marie liebt es, mit seinem Doktortitel anzugeben.

Ich lache hohl und bemerke in diesem Moment, dass ich es will. Wieder. Ich will sehen, was Marie sieht. Fühlen, was Marie fühlt. Und da tue ich es nocheinmal.

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Wenn ihr was nich checkt einfach sagen, kann sein, dass ich was sinnloses geschrieben hab :)

@Zemeneer so besser mit den Absätzen? :)

bis bald

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