In seine Erinnerungen an Lily versunken, saß er noch immer auf seinem Bett, als es zaghaft klopfte. Er versteckte das alte Foto wieder, stand auf und riss die Tür auf. Vor ihm stand Miss Granger mit ihren übermächtigen schneeweißen Flügeln. Ihre Augen waren noch immer gerötet und sie sah ängstlich zu ihm auf. „Professor Dumbledore möchte mit uns beiden in seinem Büro sprechen", erklärte sie leise. Was wollte der alte Kauz denn jetzt noch? Er rollte mit den Augen, ging an Miss Granger vorbei und betrat sein Büro. Dumbledore machte eine einladende Bewegung vor den Schreibtisch, da er selbst hinter dem Schreibtisch saß. Mit hochgezogener Augenbraue starrte er Dumbledore an. Er würde sich ganz sicher nicht, wie ein dummer Schuljunge, vor seinen Schreibtisch setzen. Dumbledore seufzte, doch statt aufzustehen lies er mit einem Schwung seines Zauberstabs den Schreibtisch zur Wand rutschen, sodass sie nun eher in einem lockeren Kreis sitzen würden. Missbilligend schüttelte Severus den Kopf, setzte sich dann jedoch.
„Was gibt es denn noch Albus?", fragte er gereizt.
„Nun, ich wollte mit euch darüber sprechen, was wir mit dieser Situation nun anstellen. Ich denke, es ist das beste, wenn Miss Granger bei dir bleibt, bis Ihre Flügel wieder verschwunden sind."
„Muss das sein?", unterbrach Severus ihn schneidend und merkte, wie Miss Granger neben ihm zusammen zuckte. Er konnte sie sowieso nicht um sich ertragen, aber nach ihrer neusten Gefühlsduselei ging das noch viel weniger.
„Hast du eine bessere Idee, Severus?"
„Egal wo, nur nicht bei mir. Du bist doch der Schulleiter."
„Ich verspreche Ihnen, Ihnen nicht zur Last zu fallen, Professor Snape. Als Engel brauche ich weder Essen noch Schlaf und werde die Klappe halten, wenn Sie das möchten", flüsterte Miss Granger.
Genervt funkelte es sie an. Sie schluckte und Tränen standen in ihren Augen, aber sie hielt seinem Blick stand.
„Na schön, wenn es sein muss."
Dumbledore grinste zufrieden. „Sehr schön. Nun, hast du schon eine Idee für den Gegentrank, Severus?"
„Also, da es eine Reaktion von Perlmuttblüte und Mondgras war, denke ich an eine Neutralisierung dieser beiden Zutaten, allerdings sind Tränke nicht ganz so simpel. Für Mondgras gibt es zwar eine Kraut mit gegenteiliger Wirkung, von Perlmuttblüte lässt sich dies jedoch nicht sagen. Ich werde wohl etwas forschen müssen."
„Verstehe." Es herrschte kurzes Schweigen. Er wunderte sich, dass Miss Know-it-all nicht mal versuchte ihre neunmalklugen Gedanken zum besten zu geben. Hatte er Sie so wütend gemacht, dass sie streikte? Bei dem Gedanken musste er schmunzeln.
„Nun wenn weiter nichts ist -", wollte er Albus bereits rausschmeißen, als dieser sich an Miss Granger wandte.
„Haben Sie vielleicht eine Idee, Miss Granger?"
Innerlich stöhnte er auf. Da konnten ihre auswendig gelernten Buchantworten nicht helfen, sie zu fragen war reine Zeitverschwendung.
Sie warf ihm einen scheuen Blick zu, begann dann jedoch leise und zögernd - ganz anders als bei ihren Antworten im Unterricht - ihre Überlegungen zu teilen. „Nun Perlmuttblüte und Mondgras sind beides Zutaten von Veritaserum und ihre unerwartete Wechselwirkung gestern Abend hat durchaus Gemeinsamkeiten mit Veritaserum. Daher denke ich, könnte Professor Snape erfolgreich sein, wenn er mit den anderen Zutaten für diesen Trank experimentiert."
Severus runzelte die Stirn. „Worin sollte diese leidliche Verwandlung etwas mit Veritaserum gemein haben?"
„Naja, Veritaserum bringt die Wahrheit hervor. Diese Wechselwirkung hat irgendwie auch Wahrheit hervorgebracht, indem sie unsere Kostüme zur Wahrheit gemacht hat."
Verblüfft starrte er sie an.
„Das ist ein interessanter Gedankengang, Miss Granger", ermutigte Albus sie anerkennend, „wie würden Sie nun vorgehen?"
Schlagartig wurde Miss Granger rot. „Ich - also -", stammelte sie.
„Hörn Sie auf zu stammeln Miss Granger. Jetzt ziehen Sie Ihre Einmischung auch durch. Was würden Sie, Miss Know-it-all, tun?", sagte Severus genervt. Entschlossen reckte sie den Hals und nahm die Herausforderung an. Typisch Gryffindor.
„Ich würde systematisch überlegen, welche Wirkung welche Zutat zum Veritaserum einbringt und wie diese sich von unserer Wechselwirkung unterscheidet. Eine oder mehrere der Zutaten muss den Unterschied machen zwischen Lüge aufdecken und Wahrheit erzeugen. Welche Zutaten hätte unsere Kostüme aufgelöst, statt sie wahr werden zu lassen? Außerdem hat Veritaserum keine verwandelnde, sondern nur eine verbale Wirkung. Das ist interessant und unerwartet, da Verwandlungen sehr viel mehr Magie erfordern. Was bewirkt also diesen Unterschied an Magie? Und was hat eine verbalisierende Wirkung? Je nach Zwischenergebnissen lassen sich vielleicht auch noch andere Tränke brauen, die - nunja - im Krieg gegen Voldemort nützlich sein könnten."
„Zum Beispiel?", fragte Severus und sein bissiger Ton war vollkommen verschwunden. Er war verwirrt und fasziniert von ihren Überlegungen.
„Nun zum Beispiel einer, der jegliche Verwandlungen wie zum Beispiel durch Vielsafttrank rückgängig macht. Oder einer, der einem erlaubt, durch solche Zauber hindurchzusehen, ohne dass der Gegenüber merkt, dass er aufgeflogen ist. Oder einer, der jede Form von Desillusionierung unwirksam machen könnte."
Albus klatschte in die Hände. „Wunderbar, wunderbar. Ich denke Sie beide werden ein großartiges Team abgeben. Vielleicht solltest du sie als deine Assistentin einstellen, Severus", scherzte Albus.
„Ja vielleicht sollte ich das", murmelte Severus, bevor er darüber nachdachte.
Hermines Blick hellte sich sichtlich auf und nun ging von ihr schon fast eine Art Strahlen aus.
„Dann wäre das beschlossen", sagte Albus und erhob sich, bevor Severus zurückrudern konnte. Er ärgerte sich über sich selbst, doch Albus ließ ihm keine Chance zu widersprechen und rauschte in Severus Gemächer um durch den Kamin zu verschwinden.
Bevor es zu einer unangenehmen Situation kommen konnte, schritt Severus zu seinem Labor und forderte Miss Granger schnarrend auf ihm zu folgen. Kaum hatten sie das Labor betreten, stand sie mit offenem Mund da und bewunderte die Gerätschaften.
„Schließen Sie den Mund Miss Granger und passen Sie mit Ihrem Geflügel auf." Seine Maske saß perfekt, obwohl er innerlich alles andere als ruhig war. Der Schmerz über Lilys Tod hatte ein Ausmaß wie schon lange nicht mehr. Gleichzeitig schmeckte er noch immer Hermines Blut und hörte ihr unerwartetes Geständnis. Außerdem war er beeindruckt von ihrem plötzlichen Verständnis von Trankbrauerei. Dem musste er auf den Grund gehen.
„Also, Miss Granger, dann lassen Sie mal hören, wie Sie nun vorgehen würden?"
Überrascht weiteten sich ihre Augen, doch dann grinste sie. „Kann ich bitte ein Pergament und eine Schreibfeder haben?", fragte sie und ihre Motivation schien überzusprudeln. Er schmunzelte, als er sich wegdrehte und das gewünschte mit einem Wink seines Zauberstabs zu ihr fliegen lies.
Konzentriert biss sie auf ihre volle, leicht gerötete Unterlippe, was ihn sofort daran denken ließ, wie weich ihre Lippen gewesen waren. Innerlich schüttelte er den Kopf. Er musste diesen Kuss vergessen! Ob Lilys Lippen sich auch so wundervoll angefühlt hätten?_________
Ich danke euch für eure Geduld und lieben Kommentare und Nachrichten. Meine Schulter ist endlich wieder verheilt und die Dinge normalisieren sich wieder. Ab sofort gibt es immer sonntags ein Update und eines im Laufe des Woche. =)
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Dreams & Nightmares
FanfictionSeverus Snape schwört den unbrechbaren Schwur und sieht das Ende seiner Mission und seines Lebens nähern. Hermine Granger hat den ganzen Sommer versucht ihre Schwärmerei für den finsteren Tränkeprofessor zu vergessen, doch dann riecht ihr Armortensi...