FÜNF

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HEY HEY HEY

wie geht es euch so?

"Du brauchst Fleisch! Das ist wichtig für das Wachstum." - Naaa? Wer sagt das in Haikyuu?


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Am Ende durfte Frau Bokuto rein, denn das Schlimmste sei über alle Berge. Akaashi, Sato und ich warteten noch draußen und ich versuchte sie ein wenig zu beruhigen, dass jetzt alles wieder besser werden würde. Nachdem mit Frau Bokuto noch einiges beredet wurde, durften wir auch dem Drittklässler einen Besuch abstatten – allerdings nicht lange da sich der Oberschüler weiterhin ausruhen sollte. Zur Beobachtung sollte das Ass die Nacht über hierbleiben, weswegen unsere Klassenkameradin entschied bei ihm im Krankenhaus zu übernachten. Davon ließ sie sich von niemanden abbringen und anscheinend gefiel es auch dem Grauschwarzhaarigen, denn er grinste über beide Ohren und wollte seinen typischen Ausruf schreien – wurde allerdings von der Braunhaarigen abgehalten.

Auch wenn sie gehörlos und damit in der Gesellschaft eingeschränkt war, so musste man deutlich ihr gegenüber auch Respekt haben – sie schaffte es den viel zu oft aufgedrehten Ass der Fukurōdani Akademie in den Griff zu bekommen. Das beruhigte auch Frau Bokuto, weswegen sie nichts dagegen einwandt.

„Soll ich euch nachhause fahren?", fragte die Mutter des Drittklässlers am Abend, als die Besuchszeit vorrüber war. Kopfschüttelnd verneinte ich sofort, denn ich wollte ihr keine Umstände bereiten. Auch Akaashi verneinte daraufhin das Angebot, weswegen die Frau uns anlächelte und sich dann von uns verabschiedete, was wir erwiderten.

„Ich begleite dich nachhause.", bestimmte der Schwarzhaarige, worauf ich erschrocken den Oberschüler ansah. Es war nun das erste Mal, dass wir beide alleine waren. Hätte ich vielleicht doch lieber das Angebot annehmen sollen? Schnell schüttelte ich meinen Kopf, um mein Gedanken loszubekommen und gleichzeitig mein Klassenkamerad zu antworten: „Das musst du nicht machen." – „Ich würde mich sicherer fühlen, wenn ich weiß, dass du auch gut zuhause ankommst. Man weiß nicht, was unterwegs einem passiert.", erklärte Akaashi sich und ich sah dabei zu wie er vermutlich heute zum dreizehnten Mal mit seinen Fingern herumspielte.

Eine Angewohnheit, die der Junge anscheinend hatte und welches mir schnell aufgefallen war. Etwas in mir sagte, dass ich ihm vertrauen konnte und er nichts anstellen würde. Außerdem drang in mir wieder das Gefühl den Oberschüler länger bei mir haben zu wollen. „In Ordnung." Ich spürte einen Hauch von Erleichterung, weswegen ich den Schwarzhaarigen leicht anlächelte.

Gemeinsam liefen wir aus dem Krankenhaus zum Bahnhof, um wieder zu unserem Bezirk zu kommen. Mit der Bahn würde es eine zehnminütige Fahrt werden, allerdings wusste ich bereits das Akaashi in meiner Nähe wohnte genauso wie Bokuto. Eigentlich kam es mir jetzt ziemlich dumm vor das Angebot von Frau Bokuto nicht angenommen zu haben. Für diese Frau wäre die Fahrt kein Umweg gewesen.

Beschämt wurden bei diesen Gedanken meine Wangen ein wenig rot. „Alles in Ordnung?", hörte ich die sanfte männliche Stimme neben mir, worauf ich in meiner Bewegung innehielt. „Ehm j-ja." – „Sicher?", hackte Akaashi sicherheitshalber nach und blieb vor mir stehen. Kam kein Schritt näher, auch wenn ich es so sehr wollte. Der Zweitklässler blieb wie angewurzelt vor mir stehen in einem Sicherheitsabstand, wo ich mich sicher fühlte.

Seine dunklen blauen Augen betrachteten mich aufs genaueste und in seiner Stirn trat zwischen beiden Augenbrauen eine kleine Falte auf. „Ja.", antwortete ich diesmal mit festerer Stimme. Akaashi achtete darauf, dass ich mich wohl fühlte und nicht bedrängt. Anscheinend konnte er mich gut lesen, was bei Bokuto ziemlich verständlich war. Der Schwarzhaarige konnte bisher jedes seiner Probleme gut lösen.

Erleichtert atmete der Junge vor mir aus, während für einen kurzen Augenblick sich seine Augen schlossen. Mir gab es auch einen Moment tiefer zu atmen. Meine Gefühlslage brach gerade in mir komplett aus und ich wusste nicht, wie ich mich gegenüber meinen Klassenkameraden verhalten sollte. Er war nicht Wataro. Immer wieder versuchte ich mich mit diesen Satz zu beruhigen. Akaashi war anders als der Täter, der mich anfasste und bedrängte.

Ich wurde von jemanden angerempelt, weswegen ich nach vorne stolperte und mich darauf zwei Hände an meinen Armen packten. Geschockt sah ich den älteren Mann hinterher, der nicht einmal einsah, sich zu entschuldigen. „Yatoru?", riss mich Akaashi aus meinem Gedanken. Verwundert sah ich ihn an.

Seine Augen klebten allerdings an einem anderen Ort. Langsam folgte ich seinem Blick, der an seinen linken Unterarm hing. 16 Jahre 6 Monate 7 Tage. Sein Timer, der eigentlich immer am Laufen war, stoppte. „Was?", brachte ich stockend und mit schwacher Stimme heraus. Mein Herz raste, als sei ich ein Marathon gelaufen. Schnell schlug ich den Ärmel meines Blazers ebenfalls am linken Arm. 16 Jahre 1 Monat 22 Tage. Auch mein Timer rührte sich nicht mehr.

Akaashi Keiji... er war mein Seelenverwandter. Schockiert sah ich in seine Augen, die genauso verwundert waren. Dennoch blickte ich darin irgendeine Erkenntnis. Aber was sollten wir jetzt tun? Was sollte ich tun? Was würde das jetzt bedeuten? Ich hatte viel zu viele Fragen in meinem Kopf. „Unsere Bahn kommt gleich.", räusperte sich der Zweitklässler und schaffte es damit auch mich aus meinen Gedanken zu reißen.

Nickend folgte ich dem Schwarzhaarigen und gemeinsam stiegen wir ein. Wir setzten uns auf einen Zweiersitz. Abermals war es zwischen uns still, allerdings diesmal anders als es sonst zwischen uns war. Wir versuchten mit der neuen Situation umzugehen und jeder war in seinen eigenen Gedanken festgehangen.

Nach zehn Minuten, in denen es in der Fahrt zwischen uns still war, stiegen wir schweigend wieder aus. Ich führte den Weg, da Akaashi bisher noch nicht wusste, wo ich wohnte. Das nun er – mein Seelenverwandter – wissen würde, wo ich wohnte – war ein eigenartiges Gefühl. Zuerst dachte ich, es würde schlimm werden, aber irgendwie erleichterte es mich zu wissen das mein Klassenkamerad den Weg nun kennenlernen würde. Das Sicherheitsgefühl ihm gegenüber wuchs ins unermessliche. Wie ich das finden sollte, wusste ich nicht.

„Da wären wir.", unterbrach ich die Stille zwischen uns, als würde ich mit einem Schwert ein Blatt durchschneiden. Wir standen vor einem Hochhaus. Der Schwarzhaarige blickte kurz nach oben und dann wieder zu mir. „Akaa-" – „Mach dir keine Sorgen. Wir werden einfach so wie vorher uns verhalten.", schnitt der Zweitklässler mir das Wort ab. Verwirrt und doch traurig zogen sich meine Augenbrauen zusammen.

Der Satz von ihm war wie ein Messerstich in mein Herz. Er wollte was? „Wir kennen uns erst seit kurzem. Wir sollten uns davon nicht beeinflussen lassen und unser Ding einfach weiter machen, wie bisher.", erklärte Akaashi weiter, was mir nur weiter Herzschmerzen zufügte. Wie meinte er das nun?

Skeptisch und doch mit voller Unsicherheit fragte ich ihn daher nach. „Ich will dich nicht bedrängen und auch nicht zu irgendwas zwingen. Was auch immer du erlebt hast, es muss irgendwas gewesen sein, weswegen du ausgerechnet vor mir Angst hast. Mir ist das vor einiger Zeit schon aufgefallen.", beantwortete der Schwarzhaarige meine Frage. Mein Herz beschleunigte sich bei dieser Aussage, denn er traf damit direkt auf den Punkt.

„Akaashi, ich... also...-" – „Lass uns nach den Turnieren, die vor den Sommerferien beginnen darüber reden.", schlug er vor. Es war damit genügend Zeit und er könnte sich dabei voll und ganz dem Training widmen. Ich spürte zum ersten Mal von ihm deutlich auch seine Laune intensiv mit – auch Akaashi wollte am liebsten mit mir viel zeitiger darüber reden, aber dafür gebe es keine passende Zeit. Mein Seelenverwandter schlug damit einen sehr guten Zeitpunkt vor. Zustimmend nickte ich ihm und verabschiedete mich von meinem Klassenkameraden, um in das Hochhaus einzutreten.

𝕊𝕠𝕦𝕝𝕞𝕒𝕥𝕖 𝟙 ᴬᵏᵃᵃᵃʰᶦˣᴿᵉᵃᵈᵉʳ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt