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Verwundert sah ich meinen Seelenverwandten an, auf dessen Gesicht ein leichtes dennoch belustigtes Lächeln sich zeichnete. Er amüsierte sich über unsere Reaktion. „Leider kann ich nicht mehr gebärden.", gestand mein Klassenkamerad, sah mich dabei und stellte sich wieder aufrecht. „Das ist kein Ding.", schmunzelte ich und erklärte in Gebärdensprache noch einmal meiner Schwester das Akaashi nur diesen einen Satz konnte. Auch Hotaru musste darüber Lächeln.

„Ich wusste gar nicht, dass du das kannst. Willst du damit Yatoru beeindrucken?", ärgerte der Nekomaschüler mit schwarzem Haar und legte dabei seinen Arm um den Zuspieler. Auf seinem Gesicht trat eine leichte Röte und mir erging es nicht anders. Mit einem wissenden Grinsen schien der Oberschüler zu bemerken, dass zwischen uns etwas war, was man nicht definieren konnte, aber in welcher Richtung es ging.

„YATORUUU! Ich brauche deine Hilfe!", schrie das Ass schon panisch und er kam mit Ruri auf den Schultern im Schlepptau. Verwundert blickte ich den Grauschwarzhaarigen an. „Ich will mit Ruri-chan richtig reden können, also mit ihr genauso gut gebärden wie du! Du musst mir das beibringen!", bettelnd sah der Drittklässler mir mit großen Hundeaugen an, als hätte ich bereits dreimal nein gesagt und er seine letzte Trumpfkarte nun rausholen würde. Belustigt stimmte ich dem zu, worauf das Ass ein energiegeladenes: „HEY HEY HEY!", rief.

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Es waren seither eine Woche vergangen und wie es dem Anschein machte, war Hotaru total in Akaashi vernarrt. Sie meinte immer, dass ihr Freund genauso sein soll und sie niemand anderen wollen würde. Man konnte wirklich von Glück reden, dass meine Schwester noch viel zu jung war.

Wie eine Klette klebte sie an meinen Seelenverwandten, der auf dem Sofa bei uns zuhause saß. Durch Hotaru kam er viel häufiger vorbei, weil der Schwarzhaarige ihr nichts abschlagen konnte, wahrscheinlich auch wollte. Aber mich störte es nicht, denn so konnte ich den Zuspieler sehen. Ich war glücklich ihn zu sehen und zu hören.

Unser Vater trat in die Wohnung ein und entdeckte unseren Gast, welcher versuchte Hotaru hinterher zu kommen – was die Zeichensprache anging. Bokuto und Akaashi lernten in der Woche zumindest das Fingeralphabet. Es war teils eher umständlich, aber für den Anfang einfacherer, als für jedes Wort das Zeichen zu lernen, so konnten sie bezüglich auch Fragen in Gebärde stellen. „Ach hallo Akaashi.", grüßte unser Elternteil den Zweitklässler mit einem Lächeln. Der Schwarzhaarige stand ruckartig auf, verbeugte sich mit zur Begrüßung, während er dasselbe aussprach.

Lachend winkte der Mann ab und verschwand in die Küche. Ich stand ebenso auf und lief meinen Papa hinterher, um mit ihn gemeinsam Mittag zu kochen. „Wie geht es dir?", fragte er mit einem sanften Lächeln nach, als er mich entdeckte. Ich verstand seine Frage, die tiefgründiger war als man denken könnte. Oft waren Fragen mit 'wie geht es dir?', 'Was machst du so?' eher oberflächliche Fragen, aber mein Vater machte sich immer noch sorgen um mich.

Um mich – was vor meinem Umzug in Tateyama passiert war. „Ich bin glücklich.", beantwortete ich seine Frage und schenkte ihm dabei ein aufrichtiges Lächeln. Ich sprach dabei die volle Wahrheit aus, denn seit ich mit Akaashi darüber geredet hatte, fühlte ich eine große Erleichterung und Sicherheit. Mein Seelenverwandter gab auf mich acht und sorgte sich um mich, wenn immer etwas war. Wir hatten begonnen viel mehr zu reden und dabei auch Dinge vor der meinem Auftauchen in Tokio zu reden.

„Ich muss jetzt schon gehen!", riss mich eine bekannte Stimme, die panisch klang, aus meinen Gedanken und verwundert sah ich zu den Jungen. Sein Gesicht sah blass aus und in dem sonst so monotonen Ausdruck legte sich die große Emotion, welche ich schon viel zu oft am eigenen Leib gespürt hatte – Angst.

„Was ist los?", fragte ich nach und ging vorsichtig auf meinen Klassenkameraden zu. Besorgt musterte ich den Schwarzhaarigen. „Ich... meine Schwester... sie hatte einen Unfall.", Akaashi schien nicht ganz bei sich zu sein. Man erkannte es sofort an dem sonst so ruhigen Oberschüler, allerdings spürte ich das auch in mein Inneres, welches sich in ein Chaos stürzte. „Ich begleite dich.", bestimmte ich und ohne dass mein Seelenverwandter etwas dazu sagen konnte, ging ich an ihm vorbei, um die wichtigsten Sachen zu nehmen.

Papa fuhr uns ins besagte Krankenhaus, damit wir nicht auf den Verkehr mit der Bahn achten und fahren mussten. Wir bedankten uns dafür, dass er trotz seiner eben erst begonnen Feierabends noch einmal mit dem Auto uns fuhr. Eilig lief mein Seelenverwandter auf dem Empfang zu und erkundigte sich, wo seine Schwester lag. Ich stellte mich neben Akaashi, gab ihn eine mentale Stütze und doch fühlte ich mich ein wenig nutzlos.

Ich wusste nicht, wie ich helfen konnte, weswegen ich immer unsicher zu meinen Klassenkameraden sah. Mittlerweile saßen wir wie vor einigen Wochen im Wartebereich und hofften, dass es nichts Schlimmes sei. So wie ich allerdings hinaushörte, gab es einen gewaltigen Autounfall, worin gleich mehrere Personen verletzt wurden. Ein Elternteil von ihm und seine ältere Schwester waren einer der vielen Leute.

„Akaashi...", murmelte ich leise seinen Namen und bekam damit die gewünschte Aufmerksamkeit von ihm. Seine sonst so dunklen Augen wirkten auf einmal betrübt und ich verstand ihn. Erst zögernd, aber dann, doch bestimmend legte ich schließlich meine Hand auf seine: „Es wird alles gut... und wenn ich dir irgendwie helfen kann, sprich es bitte aus." Mein Lächeln im Gesicht wackelte ein wenig, denn wir wussten wirklich nicht, wie schlimm die Lage war. Der Zweitklässler hatte nur einen Anruf von seiner Mutter bekommen, die bereits auf den Weg hierher war.

Eine Frau kam stolpernd auf uns zu und unterbrach damit unser Gespräch. Verwirrt sah ich sie an. Akaashi sprang sofort auf und unterhielt sich mit ihr, kurzzeitig schwenkte sein Blick zu mir. Ertappt zuckte ich dabei zusammen, riss mich allerdings zusammen und lächelte ihm zuversichtlich zu. Es würde alles gut werden – an dieser Hoffnung klammerte ich mich fest.

Die Frau war von meinem Seelenverwandten das zweite Elternteil. Man erkannte eine gewisse Ähnlichkeit, vor allem den schwarzen gewellten Haaren, schienen in den Genen von meinem Klassenkameraden weiter gereicht worden zu sein. Sie hatte allerdings anders als ihr Sohn dunkle braune Augen.

Als sich ihre von der Flüssigkeit der Tränen schleierhaften Augen auf mich hefteten, stellte ich mich schnell vor. Vermutlich hätte sie jetzt keinen Nerv dafür jemand neues kennenzulernen, allerdings galt das dem Respekt und die Höflichkeit. Zudem war sie schließlich die Mutter von Akaashi – ich wollte ihr gegenüber einem guten Eindruck vermitteln. Nickend stellte sie sich mir auch vor.

Mein Klassenkamerad griff nach meiner Hand, weswegen ich verwundert von dort zu seinem Gesicht sah. Mich durchfuhr ein kribbliges Gefühl an dieser Stelle und mein Herz begann noch schneller zu rasen. In seinen Augen konnte ich sehen und in mein inneres deutlich spüren, dass er es gerade brauchte. Akaashi wollte sich in diesen Moment nicht alleine fühlen.

Bestätigend, dass ich bleiben würde, schenkte ich dem Zuspieler ein kleines Lächeln und drückte sanft seine Hand zu. Gemeinsam suchten wir nach einem Arzt, der uns Auskunft geben konnte. Schnell wurden wir in das Zimmer gebracht. Dort entdeckten wir Herr Akaashi, der relativ munter uns ansah, als wir im Zimmer eintraten. Das Bett daneben belegte Yuna, die aus unserer Entfernung aussah, als würde sie schlafen.

„Liebling.", hauchte zart Frau Akaashi, welche nun ihre Tränen nicht mehr unterdrücken konnte und zu ihrem Mann lief. Dieser hatte einige Verbände an sich drum und wurde wahrscheinlich auch medikamentös von den Schmerzen gelindert. Die Schwarzhaarige umarmte ihren Mann und ließ alles hinaus, was sie anscheinend versucht hatte zu unterdrücken. Er flüsterte ihr etwas zu, was sowohl Akaashi als auch nicht verstehen konnten. Allerdings störten wir uns nicht daran.

Unser Augenmerk lag bei Akaashi Yuna, seine ältere Adoptivschwester. Langsam folgte ich meinem Klassenkameraden, der auf sie zu trat. Auch sie trug einige Verbände um sich, doch anders als bei ihrem Vater wurde die Drittklässlerin an einem Beatmungsgerät gesteckt. Das zeigte uns, dass die Fechtmeisterin es schwerer getroffen hatte.

„Was... was hat Yuna?", die Stimme von meinem Seelenverwandten klang zitternd und war nur gerade so zu hören. Ich spürte, wie sehr es ihn schmerzte seine Schwester so sehen zu müssen. Vorsichtig legte ich meine Hand an seinem Rücken und Strich beruhigend über diesen. Akaashi achtete nicht wirklich darauf und fixierte seine Eltern, während sich bereits der flüssige Schleier in seinen Augen breit machte. Auch mir fiel es deutlich schwerer meine Gefühle zurückzuhalten.

„Deine Schwester... Yuna... sie liegt derzeit im Koma."


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HEY HEY HEY

Ich habe eigentlich nicht viel zu erzählen, da ich nun ein paar Kapitel im Vorraus plane zu veröffentlichen und dann nur noch kontrollieren muss, ob alles auch so geklappt hat, wie ich das wollte. Daher kommen wir nun direkt zum Spiel:

"Wenn ihr uns unterschätzt, zerfetzen wir euch." - naaa? wer sagt das? :D

𝕊𝕠𝕦𝕝𝕞𝕒𝕥𝕖 𝟙 ᴬᵏᵃᵃᵃʰᶦˣᴿᵉᵃᵈᵉʳ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt