Kapitel 13

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Astrid saß stumm auf dem weiß lackierten Stuhl im Behandlungszimmer des Krankenhauses. Die grelle Beleuchtung der Halogenlampen um sie, ließ den Raum geradezu strahlen – nicht im guten Sinn. Es blendete und irritierte ihre gereizten Nerven. Sie verstand nicht, wie man das gesamte Krankenhaus in einem grässlich unmodischen Mix aus Weiß, Schwarz, Zitronengelb, Grau und Silber halten konnte. Die einzige Farbe befand sich ab und an auf Leinwände geschmiert an den Wänden, verlieh dem Gesamtbild die Note minus drei und brachte ihr drückende Kopfschmerzen.

»Miss Hofferson? Ist alles in Ordnung?«, riss sie eine männliche Stimme aus ihren Gedanken. Sie sah verlegen auf und nickte. Peinlicher konnte es nicht mehr werden, so dachte sie zumindest und sie würde sich nicht vom Gegenteil überzeugen lassen, ehe es nicht geschehen war. Der Arzt – ein älterer Mann im weißen Kittel und weißem Shirt drunter. Er trug eine Brille, die er etwas tiefer auf dem Nasenrücken sitzen hatte, als man es von Brillenträgern gewohnt war. Auf eine Schräge Art und Weise erinnerte er sie dadurch an ihre Großmutter. Eine herzensliebe Frau, die schon vor langer Zeit von ihr gegangen war. »Ja, Herr Doktor. Ich habe mich etwas in Gedanken verloren. Wie geht es ihr? Was fehlt ihr?« Sie sah ihre Tochter einen Moment an und strich ihr behutsam über den Kopf. Sie hatte Autumn seit Hicks sie ihr im Auto abgenommen hatte, damit sie sich anziehen konnte. Die Szene, in der er sie behutsam in den Armen hielt, würde sie nie vergessen. Es war kein beschreibbares Gefühl – ähnlich wie bei Autumns Geburt- hatte sie alle Arten von Emotionen innerhalb von Sekunden durchlebt. Ach ja, Hicks war ja auch da. Ihr Blick huschte verstohlen zur Seite und sie sah, dass Hicks sie intensiv musterte, als ob er analysieren würde, was Astrid gerade dachte. Sie richtete ihren Blick wieder auf den Arzt. Er lächelte warmherzig. Zumindest hielt er sie nicht für die schlechte Mutter, für die sie sich ab dem heutigen Tage halten würde. »Nur eine Gehirnerschütterung. Für ein so junges Kind hätte es auch schlimmer ausgehen können. Einmaliges Brechen und kurzzeitige Bewusstlosigkeit klingen zwar heftig, sind allerdings in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich. Der Schock trägt seinen Teil bei. Sie dürfte außerdem einen mächtigen Brummschädel haben.« Er sah sich die Befunde nochmal genau an und murmelte konzentriert vor sich hin. »Da sie noch sehr jung ist, würden wir sie gerne über Nacht – wenn nötig auch noch einen ganzen Tag zur weiteren Beobachtung stationär aufnehmen. Das gehört zum Protokoll. Sie -Frau Hofferson - und Ihr Mann können gerne bei ihr bleiben. Wir bieten auch Zimmer für Eltern mit jüngeren Kindern ähnlicher Situationen an.« Astrids Wangen färbten sich rot und sie betete innig, dass er sie nicht mehr anstarrte. Gefühle wie diese, waren vollkommen fehl am Platz. Sie stand auf. »Äh, uhm ... Er ist nicht mein Mann -«

»Nur der Vater der Kleinen«, unterbrach er sie rasch. Sie glaubte Enttäuschung in seiner Stimme gehört zu haben. War es so schlimm für ihn, ein Kind zu haben? Zugegeben: sie hatte ihn damit überrumpelt, aber sie hatte es ihm nicht vorgeworfen. Der Arzt entschuldigte sich, für seinen Fehler und wiederholte seine Frage bezüglich der Aufnahme. Sie war dankbar für den Themenwechsel. Astrid willigte ein, verabschiedete sich höflich und verließ mit Hicks das Zimmer.

Eine dreiviertel Stunde - und einen kleinen Bogen Papierkram später, hatte sie Autumn in ihr Bett gelegt, es ganz nahe an ihres geschoben und die Wange des Kindes gestrichen. Mira, die die ganze Zeit im Wartebereich gewartet hatte, versicherte sich, dass es ihnen gut ging, bevor sie sich von den drein verabschiedete. »Du hast ja den Ritter neben dir. Ich muss morgen früh raus. Schreib mir aber sofort, wenn du zuhause bist.« Sie nickte Hicks stumm, aber grinsend, zu und ging. Großartig, jetzt war sie mit ihm allein. Sie war in dieser Zeit aufgewacht und hatte das halbe Krankenhaus zusammengeschrien. Astrid blutete das Herz sie so zu sehen und da sah man ihr vermutlich auch an. Sie wusste nicht, was sie tun soll – wie sie Autumn den Schmerz nehme konnte. Hätte es eine Möglichkeit gegeben ihr die Qual abzunehmen, hätte Astrid nicht einen Moment gezögert. Nicht lange darauf hatte sie von den Ärzten und Krankenschwestern vorrübergehend ein leichtes Schmerzmittel bekommen und war daraufhin an Astrids Brust geschmiegt eingeschlafen.

The really normal shit - Hiccstrid:*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt