09. Kapitel

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Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und meine Augen huschten zwischen den eisblauen, die mich von oben herab ansahen hin und her.

Sie fixierten mich, nagelten mich sofort in den Augenkontakt fest, ohne Chance zu entkommen. Seine beeindruckende Statur stand in voller Pracht vor mir, umhüllt von dem teuren Anzug und dieser mysteriösen Aura. Das dunkle Haar lag perfekt, mit ein paar einzelnen Strähnen im Gesicht. Einfach alles an diesem Mann war faszinierend und dennoch so angsteinflößend.

Er trug eine ruhige, selbstbewusste Art in sich. Man sah es ihm an. Ein Mann der sich nicht mit Oberflächlichkeit beschäftigte, geschweigedenn viele unterschiedliche Emotionen preisgab. Es war nicht schwer zu sehen aber trotzdem konnte man nicht sagen was für ein Mensch hinter der Fassade steckt.

,,Sie haben mich ziemlich erschreckt Sir...", sprach ich den Braunhaarigen vorsichtig an. Schließlich lag mir immernoch unsere Geschichte von heute morgen im Hinterkopf. Zögerlich rieb ich mir dabei, mit einer Hand über den anderen Ellenbogen meines Arms, jedoch unterbrach ich nicht auch nur eine Sekunde unseren Augenkontakt. Vielmehr...konnte ich es nicht...
Aber wieso?

Weil es mich fesselte...

Mein Gegenüber regte nicht einen Muskel in seiner Miene, als er meine Worte aufnahm. Dafür ein gleichbleibender, monotoner Blick, der mich unsicher werden ließ. Habe ich etwas falsch gemacht, von dem ich noch nichts weiß? Oder war es wegen dem Geschehnis in unserem Kurs? Weshalb war er hier?

Was es auch war, er schien nicht glücklich zu sein...allerdings konnte ich das auch nicht wirklich mit Sicherheit sagen, da ich nicht wusste ob dies seine altertümliche Laune ist oder es bloß an mir lag. Zwar konnte ich mit den meisten Menschen, mit den ich redete gut umgehen...Doch etwas dergleichen wie jetzt, war mir noch nie zuvor widerfahren. Weshalb ich umso nervöser wurde. Neue Dinge vermied ich nach wie vor so gut es ging, allerdings war es nunmal nicht immer zu verhindern. So ein Fall trat gerade ein...Ohne Ausweg, ohne Plan wie ich dem entkommen sollte.

,,Ist das so, Ja?", fragte der Fremde mit seltsamen Unterton, der mir Gänsehaut bereitete. Es war so absurd. Warum passiert das hier überhaupt?

So verdammt präsent. So...
Argh, Scheiße was denke ich da!? Ich erkenne mich ja gar nicht mehr wieder. Noch nie hatte ich solche Verwirrung im kopf. Meine Gedanken schüttelte ich sofort aus mir heraus, jedoch dachte ich gar nicht mehr daran dass ich dem Professor immernoch in die Augen sah.

,,Sie scheinen etwas durcheinander zu sein Miss O'Conner. So wie heute morgen...ist dies ihre natürliche Art und Weise ihr Charakter zu offenbaren oder wie kann ich ihr uneindeutiges Auftreten verstehen?"

Verwirrt Blicke ich ihn an. Ich verstand nicht was er damit meinte...So verschwommen war alles um mich herum.

,,Uhm, W-Was? Was meinen Sie damit Sir?"

Leicht amüsiert über meine Unbeholfenheit, schlich sich ein sanftes Lächeln in seine unglaublich weich aussehenden Lippen. Anscheinend hatte er mit dieser Art von Reaktion gerechnet. So als ob er schon wüsste, wie ich funktionierte, obwohl wir einander nicht im geringsten Kannten.

Ich für mein Teil hatte keine Meinung über ihn. Nur das er mir große Angst bereitete. Er anscheinend, wusste schon mehr über mich als ich selbst. Wie das möglich war, würdemir vermutlich immer ein Verborgenes Geheimnis bleiben.

,,Ich meine damit, dass sie anders sind. Anders als die meisten...", entgegnete er mir so eindeutig und klar...dass ich es nun wusste.

Dieser Mann. Dieser mir eigentlich wildfremde Mann laß mich in diesem Moment wie ein offenes Buch. Das hatte er schon von Anfang an. Seit dem Punkt, als sich unsere Augen das erste Mal trafen. Ich hatte es einfach nur nicht bemerkt.

,,I-Ich uhm..."

Meine Sprachlosigkeit war nicht zu überhören, sodass es schon für etwas zu übertrieben wirkte. Brachte mich dieses kleine bisschen von Selbstbewusstsein schon zum erzittern?...

,,Jeder andere...,,normale" Student würde niemals auf die Idee kommen, gleich am ersten Tag in die Bibliothek zu gehen und wahrscheinlich Stunden damit zu verbringen den neuen Stoff in sich einzuberufen. Nicht einmal ich tat dergleichen als ich in ihrer Situation steckte."

Kurzweilig ruhte unsere Konversation. Natürlich gab ich dem Recht, was er an die These stellte, doch gleichzeitig dachte ich über seine vorherigen Worte nach. Die mir nicht aus dem Kopf verschwanden.

,,Naja...Das mag Sein. Aber sie behaupteten doch ich wäre anders."

Ein erneutes, auffälligeres Lächeln zierte nun sein ganzes Gesicht, was seinen kiefer noch besser zur Geltung brachte. Zu meinem Glück verlief dieses Gespräch besser als unser voriges. Meine Muskeln entspannten allmählich und auch seine Stimme erwärmte sich.

,,Sie sind schlau. Sehr schlau sogar...verschwenden sie es nicht an die falschen Dinge im Leben. Es ist ihr Charakter nicht wert meine Liebe. Sie lassen sich schnell einschüchtern. Eine sehr gefährliche Eigenschaft wenn es an die falschen Leute gerät..."

Große Fragezeichen flogen mir durch mein oberstübchen. Warum zum Teufel wusste dieser Mann so viel? So viel über mich?

,,Sir ich-"

,,-Es ist ein äußerst gut gewähltes Werk was sie dort in den Händen halten. Lesen sie es. Sie werden es nicht bereuen.", unterbrach er mich, brachte mich zum Schweigen, wendete sich von mir und verschwand so schnell und leise wie er gekommen war.

Zurück blieb ich allein...Mit einem noch größerem Unwetter in mir als es eh schon innerlich wütete.

Wer war dieser Mann? Und was hatte er Vor?

You all Mine and I'm not sharing. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt