6. Kapitel

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Ich glaube du wusstest es schon dazumal, vielleicht ahntest du sogar das ich im Winter schon wieder da sein würde. Aber ich sagte nichts, ich wollte nichts sagen. Es hätte nur die gute Stimmung kaputt gemacht! Von da an schautest du die letzten 4 Wochen genau darauf was ich ass oder eben nicht ass. Und ich hätte es schon da ahnen sollen, das ich dir nichts vormachen konnte. Hatte ich aber nicht! Denn am Morgen meines Abfluges, ich probierte gerade meinen Koffer zu schliessen und du standest daneben. Ich fluchte vonwegen das ich einfach zu leicht sei und du dich zu mir auf den, von neu ergatterten Schnäppchen überquellenden Koffer, setzten sollest. Da sagtest du mit monotomer Stimme: "Sag mir eines MoLu, wann wolltest du es mir sagen?"
Ich wusste sofort nach was du fragtest aber ich probierte mit einem meiner schlechten Witzen abzulenken, und antwortete: "Tja, ich wollte es dir erst heute Abend sagen, aber Überraschung, du wirst Vater! Findest du das nicht komisch, du vögelst die ganze Zeit wenn ich nicht hier bin die ganze Highschool und dann bin ich Mal zwei Monate hier, aber genau ich werde von dir Schwanger!" Und weiter sprudelte ich: "Es wär doch viel Logischer gewesen wenn es Amber, Vanessa, Ashley, Zoe, Sara, Jessie, Tessa, Theresa, Jill, Josephin, Lindsy, Sabina, Sophia oder sonst wer geworden wär, aber nein, es bin ich!" Du standest auf und liefst schweigend aus dem Zimmer. Ich lachte vor mich hin, aus verzweiflung, aus Selbstschutz, aus dummheit. Und dann begann ich zu weinen!
Als ich aufgehört hatte und mir die Tränen aus den rot verquollenen Augen gewischt hatte, ging ich dich suchen, du warst auf dem Vordach. Dort wo wir die meisten Abende in den letzten beiden Monaten verbracht hatten. Du lehntest an die Hauswand und rauchtest! Ich war geschockt, du und rauchen? Rauchen war doch tödlich. War dir dein Leben so wenig wert? Ich schrie dich an, dass das dein Körper kaputt mache und du so dein Leben unnötig verkürzen würdest. Doch du lachtest ein freudloses Lachen und fragtest mich was den so anderes sei an dem was ich mit meinem Körper mache! Was denn der Unterschied sei ob du rauche oder ob ich nichts esse. Ich sah stehend von oben auf dich runter. Du sahst sitzend von unten zu mir hoch! Wir sahen uns einfach an, bis du aufstandest und mir die Tränen von den Wangen wischtest die sich unbemerkt einen Weg über meine Wangen bannten. Du zogst mich in deine starken Arme und küsstest mich aufs Haar. Du drücktest mich so fest das ich fast keine Luft mehr bekam, aber das machte nichts. Ich konnte sowieso nicht richtig atmen vor lauter weinen. Doch du warst für mich da, du warst da als ich mir selber Eingestehen musste, dass ich auf die eine oder andere Weise ein Problem hatte. Du warst da und hieltest meine Hand, drängtest mich nicht darüber zu reden, du warst einfach da und gabst mir Halt, den Halt den ich brauchte. Denn ganzen Rest vom Tag liessest du meine Hand nicht mehr los.
Und so verabschiedeten wir uns am Flughafen! Wir sahen uns an und weinten! Und du zogst mich wieder an dich und sagtest, du würdest mich bis zum Gate begleiten können da dir Dan (Tess Bruder der hier arbeitete) seinen Arbeitsausweis geliehen habe. Und so kamst du mit mir mit bis zum Flugzeug, wir kauften uns noch ein grossen Kübel Ben&Jerry und eine grosse Tüte mit Chinsischen Glückskeksen. Das alles futterten wir wärend wir auf meinen Flug warteten. Du strichst mir immer wieder übers Haar, die Wange, die Hand oder zogst mich an dich. Ich glaube, dieses Mal war das, an dem es uns am schwersten fiel uns zu verabschieden. Als mein Flug aufgerufen wurde standen wir auf! Du nahmst mich nochmal in deine starken Arme, die mir das Gefühl gaben mich vor allem schützten zu können. Nur nicht vor der Klinikzeit die mir zuhause bevorstand. Als ich in Zürich landete, und ich von meinen Eltern in empfang genommen wurde teilten sie mir mit das du schon 15 mal angerufen hattest.

Die Klinik nütze gar nichts! Ich nervte mich ab den Ärzten und wickelte das Personal schnell um den Finger, so dass ich immer wieder ums Essen kam. Und wenn es einer der Therapeuten bemerkte dann buck ich als Entschuldigung einen Kuchen und ass ein Stück davon. Du riefst wieder jeden zweiten Tag an! Und so kamst du diese Spässen auch mit über. Genau so wie meine Eltern. Nach dreieinhalb Monaten brach ich die Therapie ab, und flog am 3. Dezember 2012 zurück nachhause weil ich dort einen Therapieplatz bekommen hatte! Du empfiengst mich am JFK mit einem Schal und zwei Paar Handschuhen. Du wusstest das ich diese wieder vergessen hatte, so wie immer! Und noch mehr wusstest du, wie nötig diese zwei Dinge dieses Mal waren, ich fror wegen meinem tiefen Körpergewicht unglaublich. Uns blieb ein einziges Wochenende bevor ich nach Long Island in die Klinik fuhr. Die fahrt war der grösste Albtraum, ich weinte viel und fühlte mich unglaublich verloren, hilflos und machtlos. Kurz bevor wir die Einfahrt zur Klinik hochfuhren bat ich dich flehend mich doch wieder mit Nachhause zu nehmen. Doch du bliebst hart. Dein Blick war starr auf die gefrorene Strasse vor uns gerichtet und eine einzelne Träne lief dir über deine mir zugewannte Wange. Du kamst mich jedes Wochendende besuchen. Zu Beginn saßest du neben meinem Bett oder legtest dich zu mir um mit mir Fern zu schauen und später machten wir zusammen kleine Spaziergänge durch den Klinikpark. Ich hatte allgemein viel Besuch. Tess kam jedes zweite wochenende, sie konnte ja noch genau so wenig Auto fahren wie ich. In deiner Anwesenheit begann ich zu essen, kochen, backen und essen. Am Anfang waren es nur auserwählte Dinge von denen ich ass! Blueberries, Cherrys, Ice Cream, Sweeets und Popcorn. Mit der Zeit wurden es mehr Dinge! Am 3. Februar 2013 beendete ich meine Therapie erfolgreich. Du warst stolz auf mich, ich wusste es! Ich glaube das war es, was mich davon abgehalten hat wieder aufzuhören mit essen. Ich flog am 14. Februar nachhause. Aber ich wusste, ich werde diesen Sommer wieder da sein! Wir werden uns nur 4 Monate lang nicht (beziehungsweise nur per skype) sehen. Am Flughafen drücktest du mich an dich und flüstertest mita heiserer Stimme, die du nur hattest wenn du versuchst nicht zu weinen (oder erregt bist): "Ich hasse das, immer musst du wieder gehen. Und immer bleibe ich hier zurück ohne dich! Ich liebe dich, pass auf dich auf Babe und verpass den Flieger nicht nur weil du im letzten Moment noch etwas vom Chinesen brauchst!" Ich weinte und du schautest zu Decke. Dann zogst du mich nochmal ganz kurz an dich ran, küsstest mich auf den Mund und ranntest weg!
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Also meine Lieben Leser...
Die Szene als Mona Luna zur Klinik fährt und auch einen Teil der Klinikzeit ist aus meinem eigenen Leben gerissen. Wenn ihr irgendwelche Fragen zu Kliniken oder Anorexie (Magersucht) habt, scheut euch nicht zu schreiben und zu Fragen. (ich bin NICHT Pro Ana!!!) Wenn ihr auch eine Magersucht, Bulemie, Angststörung oder Depresion habt holt euch Hilfe:

Schweiz, Dargebotene Hand
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Schweiz, Sorgentelefon
147

Deutschland, Das Sorgentelefon
 0800/ 1110111

Östereich, Telefonseelsorge
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A diary of pain and lossWo Geschichten leben. Entdecke jetzt