𝘖𝘕𝘌, viel zu viel (nicht genug)

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( colin ) diese welt ist zu laut für mich
.・。.・゜.・゜・。.

Die Wohngemeinschaft welche ich für die kommenden drei Jahre mein Zuhause nennen würde, war mit ihrer bunt gestrichenen Tür in dem alles erdrückenden Beige des vierten Stocks nicht schwer zu finden. Unter der goldenen Plakette mit der Zimmernummer darauf hingen mehrere Zettel, wie an einer Pinnwand, welche sich bei genauerem Hinschauen als Party-Netzwerk entpuppten. Scheinbar hatte ich den absoluten Hotspot der Party-Kultur von Jenas Studentenleben erwischt – ob mir das gefiel oder nicht, wusste ich noch nicht so genau.

Bevor ich den Schlüssel überhaupt aus meiner Hosentasche holen und in das Schlüsselloch stecken konnte, wurde die Tür schon von innen aufgerissen und ein Mädchen stolperte mir entgegen. Sie trug zwar Jeans und ein Shirt, sah aber aus als hätte sie beides in letzter Sekunde übergeworfen. Hinter ihr entdeckte ich einen Jungen der etwas älter aussah als ich und völlig un-beschämt nur in Unterhose im Türrahmen seines Zimmers stand. Er nickte mir mit einem schelmischen Grinsen zu, woraufhin das Mädchen, welches nebenbei noch ihre Schuhe anzog, die Augen verdrehte.

„Hey, ich bin Mira. Bist du ein Freund von Markus?"

„Ne, nicht direkt. Ich wohne hier... glaube ich." Sie belächelte meine Unsicherheit und gab dann unverblümt meiner Mutter die Hand.

„Dann machen wir ja einen tollen ersten Eindruck. Der Typ der so blöd grinst ist übrigens Ben", murmelte sie dann und warf einen der Schuhe neben der Eingangstür in seine Richtung, um ihn dazu zu bringen, auch etwas zu sagen. Er wich gekonnt aus.

„Mir wurde gesagt, es sei niemand da", murmelte ich mit verwirrtem Unterton. Die beiden warfen sich einen vielsagenden Blick zu und Mira kicherte.

„Ja, sorry, das war vermutlich Absicht. Aber, hey, du bist in nichts rein geplatzt. Ich muss jetzt los. War nett dich kennengelernt zu haben." Sie klopfte mir halbherzig auf die Schulter während sie sich an mir und meinen Koffern vorbei auf den Gang drängelte. Sie richtete ihren zerzausten Zopf und verschwand dann hinter einer der beigen Türen.

„Tut mir echt leid, man", sagte Ben als ich mich endlich traute, über die Türschwelle hinweg in die WG zu treten. Wie erwartet war sie ziemlich klein. Der Flur wurde zu meiner Rechten eins mit Küche und Esszimmer, auf der anderen Seite befanden sich lediglich die Türen zu den anderen Schlafzimmern. Ben trat nun aus seinem heraus und öffnete die Tür, auf welcher nicht in Großbuchstaben MARKUS geschrieben stand.

„Das ist dein Reich. Du hast das kleine Zimmer abbekommen, aber wenn ich meinen Master habe zieht Markus in mein Zimmer und dann kannst du seines haben. Immerhin etwas auf das man sich freuen kann, was? Ansonsten... Küche, siehst du ja. Wir kochen eher selten, also falls du regelmäßige Familien-Essen erwartest, muss ich dich leider enttäuschen", erklärte Ben ohne viel Begeisterung. Die Einrichtung des Zimmers war kahl und charakterlos, ziemlich genau so wie ich sie erwartet hatte. Es war das absolute Gegenteil vom Einstein, wo alle Zimmer aussahen wie aus einem Ikea-Katalog. Kein Wunder, dass das Wohnen hier so günstig war.

„Ihr werdet doch sicherlich am meisten in der Mensa essen, oder?", begann meine Mutter zu brabbeln und zum wiederholten Mal wünschte ich mir, ich hätte einfach den Zug genommen. Ben sah sie mit einer Mischung aus Amüsement und Mitleid an.

„Eigentlich gehe ich fast nie in die Mensa. Das Essen ist überteuert und schmeckt im Grunde nicht besser als Tütensuppe. Apropos, der Vorrat im Schrank neben der Mikrowelle sieht zwar aus, als könne er eine ganze Armee durchfüttern, aber ich teile nicht gern. Dir gehört der Schrank auf der rechten Seite und, glaub mir, du wirst ihn auch nur für Tütennudeln oder Dosen verwenden." Meine Mutter sah ihn entrüstet an, woraufhin er sich schnell räusperte. „Also, du kannst natürlich auch kochen. Wie du möchtest. Aber der Kühlschrank funktioniert nur manchmal."

𝙁𝘼𝘿𝙀 𝙄𝙉𝙏𝙊 𝙔𝙊𝙐 ⁿᵒˡⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt