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A r j o n a

Immer wieder las ich die Nachricht. Mein Herz raste. Wie konnten sie dies tun? War das meine bittere Realität? Waren die Menschen, denen ich damals so vertraut hatte, so falsch?

Meine eigenen Freunde hatten mich herausgeschmissen. Aus der Wohnung, die ich mit bezahlt hatte. Die Wohnung, in der ich auch invertierst hatte. Ich wusste, ich hatte keine Chance gegen die beiden, da ich nicht im Mietvertrag stand.

Eine Träne verliess mein Auge, denn mir wurde bewusst, ich war nun obdachlos. Hatte kein zu Hause mehr. Ich konnte mir auf die Schnelle auch nichts Neues leisten, oder etwas finden.

Meine eigenen Freunde hatten mich auf dei Strasse gestellt. Meine kleine Tochter und mich. Mit zitterigen Händen wählte ich die Nummer meiner besten Freundin, doch sie ging nicht ran.

Warum konnte ich nicht einmal in meinem Leben Glück empfinden? Wieso hasste das Schicksal mich so abartig, dass es mir jeden guten Moment zerstörte.

Eine weitere Träne verliess mein Auge. Schnell wischte ich mir diese weg, denn ich wollte nicht, dass Leano mich so auffand. Noch weniger wollte ich, dass er etwas davon erfahren sollte.

Ich war mir sicher, dass sie mich verarschten. Dass sie sauer waren, aber sich das in wenigen Tagen regeln würde. Sie würden es doch niemals ernst meinen..

Mein Handy starrte ich an, ehe ich tief Luft holte und in der Gruppe zurückschrieb. „Ihr könnt mich nicht herausschmeissen. Ich habe ein kleines Kind." schrieb ich dazu und sah das Luca gleich antwortete. „Das interessiert uns weshalb?" Ich schluckte, da ich nicht mit der Antwort gerechnet hatte. „Frag doch deinen ach so tollen Boss, der schenkt dir bestimmt eine Wohnung." schrieb nun meine beste Freundin dazu, ehe ich meinen Kopf schüttelte. Ich war fassungslos, verletzt, enttäuscht und auch wütend. Wie konnten sie so mit mir umgehen, nur wegen eines Jobs?

Nur, weil ich vielleicht in Zukunft mehr verdienen würde?

„Das ist nicht fair und das wisst ihr beide. Ihr könnt mich nicht herausschmeissen." schrieb ich dazu, doch tief im Inneren wusste ich, sie konnten es. Ich hatte keine Chance. „Doch können und werden wir. Du hast hier ab Sonntag nichts mehr verloren, Arjona." schrieb Amelia dazu. „Kein Wunder hat dich dein Vater verlassen und dann Jahre später auch deine Mutter.", fügte sie dazu, weshalb sie einen tiefen Punkt in mir traf. Ich hatte es ihr damals anvertraut.

Sie war die erste Person, mit der ich darüber gesprochen hatte. Als ich fünf Jahre alt war, hatte mein Vater, meine Mutter für eine andere Frau verlassen und mit ihr eine neue Familie gegründet. Er hatte mich anfangs noch besucht, doch dann wollte er keinen Kontakt mehr. Es hatte mein damaliges Kinderherz so gebrochen. Es hatte mich nächtelang verfolgt. Denn durch sein verlassen, kam der Teufel in mein Leben.

Der Teufel, der sich in mein Herz schlich und sich daran vergnügte. Stück für Stück . Der Mann, der mir alles nahm. Der Mann, der mir sogar das letzte Licht genommen hatte. Er hatte mich zerstört. Er hatte meine Mutter zerstört. Sie war blind vor Liebe gemacht.

Bis sie ihre eigene Tochter dafür verkauft hatte. Bis sie jeden Schrei ihrer Tochter ignorierte.

Ich hatte dies Amelia erzählt, weil ich ihr vertraut hatte. Wie ein Kind hatte ich in ihren Armen geweint. Stundenlang. Und nun verwendete sie, den grössten Schmerz gegen mich.

Oh Zoti madh.

Was habe ich nur falsch gemacht?

Ich durfte keinem Menschen mehr etwas anvertrauen. Nie wieder. Nie wieder, durfte ich mein Herz einem Menschen öffnen.

Die letzte Träne wischte ich mir weg, denn ich wollte meine Tochter holen. Ich wollte sie nicht bei Leano lassen, denn ich war mir sicher, er war der nächste. Er war der nächste, der mir ein Messer in den Rücken rammen würde.

Es begann mit meinem Vater.

Dann mit meiner Mutter.

Nachfolgend kamen Amelia und Luca.

Und ich war mir sicher, der nächste war, Leano.

Meinen Kopf hob ich an, ehe ich in braune Augen sah und zusammen zuckte. Scheisse, seit wann stand er denn hier?

„Wieso weinst du?", fragte er ruhig, doch er war alles andere ruhig. Ich sah in seine besorgten Augen. Er machte sich sor...

Doch ich schüttelte den Kopf.

Bullshit, Arjona. Niemand sorgte sich um dich. Sie nutzen dich aus. Sie nutzten dein gutes Herz aus.

„Wo ist meine Tochter?" „Ich habe sie zu meiner Mutter und Leonit gebracht, sie soll ihre Mutter nicht weinen sehen." sprach er ruhig und fuhr mit seinem Daumen zu meinem Gesicht. Federleicht fuhr sein Daumen über meine Wange. „Wer hat dich zum Weinen gebracht?", wieder stellte er mir diese Frage, doch ich wollte nicht antworten. m

„Eine alte unnötige Erinnerung.", sagte ich und wollte aufstehen, doch er hielt mich fest. „Wieso lügst du mich an, ylli jem?", fragte er leise. Ich schluckte und schüttelte wieder meinen Kopf. „Lass es gut sein, Frrokaj. Ich bin nur müde." sagte ich. Was nicht gelogen war.

Denn ich war müde.

Ich war so unendliche müde von diesem Leben. In diesem Leben musste ich durch so viel gehen. Meine Seele war müde. Die einzige Person, die mir noch die Kraft, für dieses Leben gab, war mein Kind.

Er nahm mein Gesicht zwischen seinen Händen und kam mir noch näher. Ich spürte seinen Atem an meiner Haut. Gott, er war mir noch nie so nahe.

„Pasha Zotin.", begann er leise. „Ich werde jeden finden, der, der Grund deiner Tränen ist." fuhr er leise fort. „Jeder von ihnen wird leiden, ylli jem." einen zarten Kuss hauchte er an meiner Stirn. „Ich gebe dir ein Versprechen.", verwirrt sah ich an.

„Du sollst wissen, ich bin ein Mann, der sich an sein Wort hält." Ich nickte und sah ihn weiterhin verwirrt an.

„Du wirst in diesem Leben nicht mehr allein sein, Arjona. Du hast mich. Ich werde immer an deiner Seite sein. Du musst diesen Schmerz nicht mehr allein mit dir tragen." Ich schluckte und bemerkte wie die Tränen in meine Augen stiegen. „Gott, soll mir mein Tageslicht nehmen, wenn ich jemals mein Versprechen brechen würde. Wenn ich jemals der Grund deiner Tränen bin."

Er stand auf, legte seine Hand um mein Handgelenk und zog mich in seine starke Arme. Meine Arme schlang ich um seinen Bauch, denn ich war deutlich kleiner als er. Seine starken Arme legte er um mich und drückte mich fest an sich. „Solange ich lebe, wirst du niemals sein, ylli jem. Solange ich lebe, werde ich immer an deiner Seite stehen. Solange ich lebe, werde ich dich vor jedem beschützen." hauchte er leise an mein Ohr und sorgte dafür das sich jedes Härchen auf meinem Körper aufstellte.

Das erste Mal fühlte ich mich sicher.

Ich sollte es nicht gewissen, denn ich wusste, er war der nächste.

Der nächste, der mein Herz in tausend Stücke brechen würde.

Meinen Kopf erhob ich, um in sein markantes Gesicht zu blicken, denn ich fühlte seinen Blick.

Seine Augen blickten in meine. Mein Herz begann schneller zu schlagen.

Jona, nein. Tu es nicht. Renn so lange du noch kannst...

Meine innere Stimme wollte mich warnen, doch mein Herz schrie nach ihm.

Nach mehr.

Und dann tat ich etwas.

Etwas, was ich niemals hätte machen sollen.

Meine Lippen trafen auf seine.

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Noch ein kleines Kapitel, weil das andere so kurz war und ich diesen Cut mehr feiere hihi

SchicksalsmelodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt